In der iranischen Stadt Kerman wurden iranischen Staatsmedien zufolge mehr als hundert Menschen durch Explosionen getötet. Sie pilgerten anlässlich des Todestags des Generals Ghassem Soleimani zu dessen Grab.
Mahdi Karbakhsh Ravari/Mehr News Agency/AP/dpa
In der iranischen Stadt Kerman wurden iranischen Staatsmedien zufolge mehr als hundert Menschen durch Explosionen getötet. Sie pilgerten anlässlich des Todestags des Generals Ghassem Soleimani zu dessen Grab.
Anschlag

Rund 100 Tote nach Anschlag im Iran

Menschenmassen strömten zum Grab des iranischen Generals Soleimani, als sich plötzlich zwei entsetzliche Explosionen ereignen. Es gibt Dutzende Tote und Verletzte. Nicht nur der Iran spricht von Terror.

Regierung ordnet Staatstrauer an

Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen rund 100 Menschen in den Tod gerissen worden. 211 weitere Menschen seien verletzt worden, berichteten Staatsmedien. Irans Regierung sprach von einer Terrorattacke. Es war der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Die Regierung ordnete für Donnerstag Staatstrauer an.

Der Hintergrund für die Explosionen war zunächst unklar. Zunächst reklamierte keine Gruppe den mutmaßlichen Anschlag für sich. Irans Regierung sprach von einer Terrorattacke. Die Bundesregierung und der Auswärtige Dienst der EU verurteilten den Anschlag als Terrorakt.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums sagte, bislang habe die US-Regierung keine unabhängigen Informationen zu möglichen Hintergründen der Explosionen. «Zumindest für uns ist es noch zu früh, um sagen zu können, was die Ursache sein könnte», sagte Matthew Miller am Mittwoch in Washington.

Terrorangriffe mit diesem Ausmaß sind im Iran äußerst selten. Der Zustand vieler Verletzten war laut Medienberichten kritisch. Die Sorge war groß, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigen könnte. Irans Gesundheitsminister Bahram Eynollahi machte sich auf den Weg, um die Versorgung der Verletzten persönlich zu überwachen.

Irans Innenminister Ahmad Wahidi kündigte eine entschiedene Reaktion an. «Unsere Polizeikräfte sind wachsam und werden diejenigen, die dieses Verbrechen begangen haben, zur Rechenschaft ziehen», sagte der Minister. Wahidi sagte, die meisten Menschen seien bei der zweiten Explosion ums Leben gekommen. Die genauen Hintergründe werden demnach untersucht. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff auf Schärfste - die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Kerman ist die Heimat von Ghassem Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt. Bei seiner Beerdigung kam es damals zu einer Massenpanik mit mehr als 50 Toten. Propagandabilder des Generals prangen auch an Häuserwänden in der Hauptstadt Teheran.

Ein Knall und Schreie - Fernsehen übertrug die Prozession

Menschenmassen pilgerten anlässlich des Todestags von Soleimani durch die Straßen Kermanis zu seiner Grabstelle. Die Provinzhauptstadt liegt in der gleichnamigen iranischen Provinz, umgeben von weiten Wüstengebieten. Nur wenige Hundert Meter entfernt sollen sich die Explosionen ereignet haben. In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. In den Videos war zu sehen, wie Panik ausbrach und Menschen vom Ort der Explosionen flüchteten.

Reporter der Staatsagentur Irna sprachen von einem «entsetzlichen Geräusch einer Explosion». Während einer Live-Schalte einer Reporterin des Staatsfernsehens waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke. Sicherheitskräfte sperrten den Pilgerort ab. Krankenhäuser wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Vor mehr als einem Jahr hatte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einen Anschlag auf ein schiitisches Heiligtum in der Kulturmetropole Schiras für sich reklamiert. Bei der Attacke im Oktober 2022 kamen mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben.

Von Arne Bänsch, dpa
© dpa-infocom, dpa:240103-99-480116/26
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten