Rentenplus 3,7 Prozent - Ausgaben steigen deutlich
Die Renten dürften nächstes Jahr wieder spürbar steigen. Nicht mehr lange geschont werden wohl die Beitragszahler. Die erste Beitragserhöhung seit rund 20 Jahren rückt näher.
Die Renten dürften nächstes Jahr wieder spürbar steigen. Nicht mehr lange geschont werden wohl die Beitragszahler. Die erste Beitragserhöhung seit rund 20 Jahren rückt näher.
Auch nach der fürs kommende Jahr erwarteten spürbaren Rentenerhöhung dürften die Bezüge der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland weiter steigen. Im Juli 2026 wachsen die Renten voraussichtlich um 3,7 Prozent - ähnlich wie dieses Jahr. In den weiteren Jahren bis 2031 soll dann das geplante Rentenpaket der Regierung für Anpassungen nach oben sorgen, wie der Vorsitzende des Bundesvorstands der Deutschen Rentenversicherung, Alexander Gunkel, bei einer Veranstaltung in Würzburg weiter sagte.
Ausschlaggebend für die Erhöhung für die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner im kommenden Jahr ist vor allem die Steigerung der Bruttolöhne je Arbeitnehmer um 3,6 Prozent, wie Gunkel sagte. Eine Rente von 1.000 Euro würde damit rechnerisch um 37 Euro steigen. «Sollte die Inflationsrate wie erwartet bei 2,1 Prozent liegen, wird die Kaufkraft der Renten auch im kommenden Jahr spürbar steigen», sagte Gunkel.
Bereits in diesem Sommer waren die Renten um 3,74 Prozent gestiegen. Gunkel gab den Wert für 2026 mit exakt 3,73 Prozent an. Die genaue Höhe der Rentenanpassung werde aber erst im Frühjahr feststehen, wenn sämtliche Daten vor allem über die Löhne in Deutschland vorliegen.
Gunkel kritisiert Beitragserhöhung
Insgesamt werden die Ausgaben die Einnahmen der Rentenversicherung dieses Jahr voraussichtlich um vier Milliarden Euro übersteigen, wie Gunkel erläuterte. Er und die alternierende Vorstandsvorsitzende Anja Piel beschrieben die Rentenversicherung als finanziell derzeit aber gut aufgestellt. Doch sie machten auf finanzielle Risiken aufmerksam.
So sei bis 2030 ein Anstieg der Rentenausgaben um fast 26 Prozent zu erwarten, sagte Gunkel. Allein wegen höherer Rentenanpassungen dürften die Ausgaben um 18 Prozent steigen. Die Rentner profitieren hierbei von der geplanten Stabilisierung des Absicherungsniveaus der Rente bis 2031 bei 48 Prozent. Ferner gebe es einen durch die Demografie bedingten «Mengeneffekt», also eine Zunahme der Zahl der Älteren.
In zentralen Details übte Gunkel deutliche Kritik an den Rentenplänen der Regierung. Dabei geht es um den erwarteten Anstieg des Beitragssatzes: Er soll 2028 voraussichtlich um 1,2 Prozentpunkte auf 19,8 Prozent steigen - «der erste Beitragsanstieg seit 2007», wie Gunkel erläuterte.
Hintergrund ist auch, dass mit dem Rentenpaket die Rentenkasse finanziell auch etwas besser ausgestattet werden soll. Angehoben werden soll die untere Grenze für ihre Reserve, die Nachhaltigkeitsrücklage. Gunkel begrüßte die geplante Vergrößerung dieses Puffers. Besser ausgeglichen werden sollen so Schwankungen bei der Liquidität.
Wer zahlt größeren finanziellen Puffer?
Nicht zufrieden ist Gunkel aber mit der Finanzierung. Denn dafür soll der Beitragssatz in drei Jahren von 18,6 auf 19,8 Prozent steigen - nicht mehr Geld soll dafür vom Bund fließen. Der Arbeitgebervertreter der Renten-Selbstverwaltung forderte, die Zusatzkosten für die Anhebung der Mindestrücklage müssten stattdessen zwischen Bund und Beitragszahlern aufgeteilt werden. Das Rentenpaket solle vor dem erwarteten Beschluss im Bundestag im Dezember noch korrigiert werden, verlangte Gunkel.
Der Beitragssatz werde in Folge der demografischen Entwicklung weiter steigen, prophezeite Gunkel. «Der größte Teil des Anstiegs um insgesamt 2 Prozentpunkte auf 20,6 Prozent wird bis zum Jahr 2032 erwartet.» Dringend nötig sei es daher, dass die Politik die finanzielle Lage der Beitragszahlenden im Auge behalt - also der Arbeitgeber und der Beschäftigten, forderte Gunkel. Helfen könne eine Begrenzung des Satzes.
Sorgen über steigende Kosten
Gunkel griff Sorgen der Jungen Gruppe der Unionsfraktion auf, nach denen das Rentenpaket langfristig zu teuer werden könnte. Er bezifferte die Mehrausgaben, die noch nach dem Jahr 2031 bis 2024 dadurch entstehen, auf 111 Milliarden Euro. Der CDU-Abgeordnete Lukas Krieger forderte, dass die Haltelinie nicht über 2031 hinaus gilt - oder besser ganz auf sie verzichtet werde, wie Krieger sagte.
Gewerkschaftsvertreterin Piel hielt solchen Stimmen entgegen: «Beträge zur Rentenversicherung sind kein Verlust für junge Menschen.» Laut Ökonomen liege ihre Rendite unterm Strich bei 3 Prozent. Im Übrigen wiesen Gunkel und Piel darauf hin, dass die Koalition grundsätzliche Reformen im kommenden Jahr von einer Rentenkommission anstoßen lassen will.
Von Basil Wegener, dpa
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