Frankreichs Präsident Emmanuel Macron übte ebenfalls heftige Kritik. «Was die Regierung von Benjamin Netanjahu aktuell macht, ist inakzeptabel», sagte er im Sender TF1. Humanitäre Hilfe aus Frankreich und anderen Ländern für die Bevölkerung in Gaza werde von Israel blockiert. Die humanitäre Krise sei verheerend, es gebe kein Wasser und keine Medikamente. Macron sprach von einer Schande.
Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte laut einer Sprecherin bei einem Treffen mit Netanjahu in Jerusalem die Dringlichkeit, «den Zugang der Bevölkerung in Gaza zu humanitären Hilfen wieder zu gewährleisten».
Netanjahu: Wir gehen im Gaza-Krieg «bis zum Ende»
Netanjahu sagte bei einem Treffen mit verwundeten Reservisten, die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln gehörten untrennbar zusammen. «In den kommenden Tagen werden wir mit voller Kraft hineingehen, um die Kampagne zu vollenden», versprach er. Selbst wenn die Hamas anbiete, weitere Geiseln freizulassen, werde Israel den Krieg nicht beenden. Eine zeitlich begrenzte Waffenruhe sei möglich, nicht aber ein dauerhaftes Ende der Kämpfe.
Die Armee hatte zuletzt mit der Mobilisierung zehntausender Reservisten begonnen. Israelische Medien berichteten aber, vor einer neuen Offensive solle noch das Ende des dreitägigen Besuchs von US-Präsident Donald Trump in der Golfregion abgewartet werden, der am Dienstag in Saudi-Arabien begann und weitere Stopps in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten vorsieht.
Er gehe davon aus, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung den Gazastreifen verlassen würde, wenn entsprechende Ausreisemöglichkeiten bestünden, sagte Netanjahu. Israel arbeite derzeit daran, Drittstaaten für eine Aufnahme der Menschen zu gewinnen. Viele Palästinenser fürchten eine neue Welle der Flucht und Vertreibung aus dem Gazastreifen, ähnlich wie während des Kriegs im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 und während des Sechstagekriegs 1967.
Weitere Gaza-Verhandlungen in Katar
Die von den USA, Ägypten und Katar vermittelten indirekten Gespräche zwischen Israel und der Hamas gerieten vor einigen Monaten ins Stocken. Nun landete ein Team israelischer Unterhändler Medienberichten zufolge in Katars Hauptstadt Doha zu einer neuen Verhandlungsrunde. Geplant ist demnach, dass auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff und Trumps Geisel-Beauftragter Adam Boehler an den Gesprächen teilnehmen.
Netanjahu hatte angekündigt, die Verhandlungen sollten «unter Feuer» geführt werden. Eine von Israel geforderte Entwaffnung der Hamas lehnt die Islamisten-Organisation ab. Sie fordert als Bedingung für eine Freilassung der verbliebenen Geiseln ein vollständiges Ende des Gaza-Kriegs.
Luftangriffe auf Kliniken in Gaza
Derweil geht das Blutvergießen in Gaza weiter. In der Nacht meldeten palästinensische Quellen einen israelischen Luftangriff auf Dschabalija, bei dem es Dutzende Opfer gegeben haben soll. Zuvor hatten Luftangriffe auf zwei Krankenhäuser im Süden des Gebiets nach Klinikangaben mindestens 19 Menschen getötet. Nach Angaben der israelischen Armee handelte es sich um einen gezielten Angriff auf Hamas-Terroristen - das Militär wirft den Islamisten seit langem vor, Krankenhäuser für Terrorzwecke zu missbrauchen. Ein Hamas-Sprecher wies diese Darstellung zurück. Die Angaben beider Seiten konnten nicht unabhängig überprüft werden.