Andere Demokraten nahmen Biden in Schutz, indem sie auf die zahlreichen Anklagen gegen Trump verwiesen. So erklärte etwa der Abgeordnete Eric Swalwell, dass diejenigen, die den Republikaner trotz seiner Anklagen verteidigt hätten, sich aus der Diskussion um Hunter Biden heraushalten sollten.
Einige zeigten Verständnis für Bidens Handeln, wiesen aber auf die problematische Optik hin. Der frühere demokratische Präsidentschaftsbewerber Andrew Yang, der die Partei inzwischen verlassen hat, schrieb etwa, die Entscheidung sehe zwar schlecht aus, doch die meisten Väter würden in einer solchen Situation wohl ähnlich handeln.
Hunters Schwester, Ashley Biden, verteidigte ihren Vater auf Instagram: «Danke, Dad! Was sie meinem Bruder anzutun versucht haben, ist grausam und politisch motiviert. Punkt.»
Zwei Verfahren gegen Hunter Biden
Hunter Biden selbst zeigte sich dankbar. US-Medien zitierten ihn mit den Worten, er wolle die zweite Chance in seinem Leben nutzen, um anderen zu helfen. Fehler, die er «während der dunkelsten Tage» seiner Drogensucht zugegeben habe, seien ausgenutzt worden, um ihn und seine Familie aus politischen Gründen «öffentlich zu demütigen».
Der 54 Jahre alte Präsidentensohn war in zwei Strafverfahren verwickelt gewesen. Im ersten Fall wurden ihm Steuerdelikte vorgeworfen, im zweiten falsche Angaben beim Kauf einer Waffe - im Steuerverfahren bekannte er sich schuldig, im Waffenverfahren wurde er schuldig gesprochen. Im Zuge der Ermittlungen wurden viele pikante Details aus dem Privatleben von Hunter Biden öffentlich.
Das Strafmaß für beide Verfahren sollte ursprünglich im Dezember verkündet werden. Zwar drohten ihm theoretisch hohe Haftstrafen, diese galten jedoch aufgrund seiner fehlenden Vorstrafen als unwahrscheinlich. Beobachter wie der prominente US-Journalist Ezra Klein merkten an, Bidens Entscheidung könnte auch durch Drohungen des Trump-Lagers beeinflusst worden sein, das im Wahlkampf immer wieder offen Vergeltung gegen politische Gegner angekündigt hatte.
Begnadigungen haben Tradition
Bidens Entscheidung reiht sich in eine lange Tradition von Begnadigungen durch US-Präsidenten ein, bei denen auch immer wieder enge Vertraute oder Familienmitglieder begünstigt wurden. Trump begnadigte 2020 Charles Kushner, den Vater seines Schwiegersohns, der wegen Steuerhinterziehung und Zeugenbeeinflussung verurteilt worden war. Ebenfalls begnadigt wurden sein früherer Wahlkampfmanager Paul Manafort sowie Roger Stone, ein langjähriger Vertrauter.
Auch Bidens Parteikollege Bill Clinton nutzte seine präsidiale Macht für einen Angehörigen: 2001 erteilte er seinem Halbbruder Roger eine Begnadigung für ein Drogendelikt.
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