Die heftigen Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der Hamas im Gazastreifen gehen weiter.
Mohammed Dahman/AP/dpa
Die heftigen Kämpfe zwischen den israelischen Streitkräften und der Hamas im Gazastreifen gehen weiter.
Krieg in Nahost

Luftangriff in Damaskus - Weiter Kämpfe im Gazastreifen

Ein Luftangriff in Damaskus befeuert die Sorgen vor einer Ausweitung des Nahost-Konflikts. Im Gazastreifen wird weiter gekämpft - die Zahl der Toten und Verletzten steigt. Der Überblick.

Bei einem Luftangriff in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach iranischen Angaben mehrere Mitglieder der Revolutionsgarde (IRGC) getötet worden. Das meldete der staatliche Rundfunk. Die arabische Abteilung des Senders berichtete, dass zwei hochrangige Berater unter den Toten seien. Das Staatsfernsehen machte Israel für die Attacke verantwortlich.

Nach Informationen der iranischen Nachrichtenagentur Mehr handelte es sich bei den Iranern um Offiziere des IRGC-Geheimdienstes. Ein Verantwortlicher, sein Stellvertreter und zwei weitere Männer sollen bei der Attacke ums Leben gekommen sein. Laut der Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der IRGC gilt, wurden mindestens acht Menschen getötet.

Die israelische Luftwaffe hat in der Vergangenheit immer wieder Ziele im benachbarten Syrien angegriffen, um zu verhindern, dass Israels Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss dort ausweiten.

Viele Gründe für wachsende Sorge vor Eskalation

Seit Ausbruch des Gaza-Kriegs ist die Lage im Nahen Osten äußerst angespannt. An der Grenze des Libanons und Israel nehmen sich die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah und die israelische Armee gegenseitig unter Beschuss - auch am Samstag. Im Südlibanon wurde ein Auto von einer Rakete getroffen, wie aus libanesischen Sicherheitskreisen zu erfahren war. Zwei der Insassen seien getötet worden. Wem der Angriff galt, war zunächst unklar. Die israelische Armee wollte den Bericht nicht kommentieren.

Inmitten der Spannungen feuerten Irans Revolutionswächter vor wenigen Tagen erstmals seit Kriegsbeginn als Vergeltung für Terroranschläge und die Tötung eines Generals in Syrien auch Raketen vom eigenen Staatsgebiet auf den Irak, Syrien und Pakistan.

Ende Dezember war der iranische General Sejed-Rasi Mussawi, ein ranghohes Mitglied der iranischen Revolutionswächter (IRGC), in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff getötet worden.

US-Militär: Erneuter Angriff auf Huthi-Miliz

US-Streitkräfte zerstörten eigenen Angaben zufolge erneut eine Antischiffsrakete der jemenitischen Huthi-Miliz. Diese sei für den Abschuss auf den Golf von Aden vorbereitet gewesen, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Der Einsatz habe am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) stattgefunden.

Seit Beginn des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas greift die Huthi-Miliz immer wieder Frachter mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Als Reaktion darauf hatten die USA und Großbritannien in der Nacht zum 12. Januar mit der Unterstützung Verbündeter einen umfassenden Militärschlag gegen die Huthi ausgeführt. Seitdem greift das US-Militär weiterhin Huthi-Stellungen im Jemen an. Die militant-islamistische Gruppe attackiert im Gegenzug weiter Schiffe im Roten Meer.

Israels Militär: Raketenwerkstätten in Gaza gefunden und zerstört

Im Gazastreifen hat das israelische Militär nach eigenen Angaben eine größere Zahl von Werkstätten für den Bau von Raketen ausgeforscht und zerstört. Bei der Durchsuchung von Gebieten im Seitoun-Viertel der Stadt Gaza sei das Militär auch auf Raketenabschussrampen, Sprengkörper, Maschinen und Chemikalien gestoßen, teilten die Streitkräfte mit.

Das vorgefundene Material hätte ausgereicht, um 800 Raketen herzustellen, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Werkstätten seien so angelegt gewesen, dass jede von ihnen nur Komponenten von Raketen erzeugte. Die Hamas habe die Raketenschmieden über das Gebiet verteilt, um ihre Ausforschung und Bekämpfung zu erschweren.

Fast 25.000 Tote laut Hamas-Behörde im Gazastreifen

Seit Kriegsbeginn wurden in dem Küstenstreifen 24.927 Menschen getötet und 62.388 verletzt. Das berichtete die von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde. Die humanitäre Lage der Bevölkerung ist wegen der Kämpfe, großer Zerstörungen und mangelhafter Versorgung weiter katastrophal, wie das UN-Nothilfebüro OCHA in der Nacht zu Samstag auf der Plattform X mitteilte. Viele der rund 1,7 Millionen Binnenvertriebenen harrten unter Plastikplanen aus. Durchfallerkrankungen breiteten sich wegen der mangelnden Hygiene aus. Auch gebe es Berichte über Fälle von Hepatitis A.

Die israelische Armee teilte mit, dass bei Kämpfen in verschiedenen Teilen des Gazastreifens eine ungenannte Zahl von Terroristen getötet sowie Waffen zerstört worden seien. Auf israelischer Seite starben nach Angaben israelischer Medien seit dem Beginn der Bodenoffensive Ende Oktober bisher 194 Soldaten.

Israelisches Militär: Geisel-Verlies in Gaza-Tunnel entdeckt

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben im Gazastreifen einen Tunnel gefunden, der in Teilen als Verlies für aus Israel verschleppte Menschen gedient hat. «Nach dem, was wir wissen, sind darin 20 Geiseln in stickiger Luft mit wenig Sauerstoff und furchtbarer Luftfeuchtigkeit, die das Atmen erschwert, festgehalten worden», sagte Armeesprecher Daniel Hagari auf einer Pressekonferenz.

Der Tunnel sei unter dem Haus eines Hamas-Terroristen in Chan Junis entdeckt worden. Zu der Verlies-Stelle seien israelische Soldaten gelangt, nachdem sie einen unterirdischen Gang in einer Tiefe von 20 Metern etwa einen Kilometer lang entlanggegangen waren. Die Geiseln hätten sich dort zu unterschiedlichen Zeiten befunden, einige von ihnen seien inzwischen durch einen Austausch gegen palästinensische Häftlinge freigekommen.

Hagari präsentierte Fotos von der unterirdischen Anlage, in der die Geiseln in Gefangenschaft gewesen sein sollen. Er zeigte auch Abbildungen von Kinderzeichnungen, die ein fünfjähriges Mädchen angefertigt haben soll, das unter den Ende November freigelassenen Geiseln war. Die Befreiung der anderen 136 Geiseln, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind, habe für die Armee höchste Priorität. «Die Bemühungen werden durch technische Mittel, Sondereinheiten und nachrichtendienstliche Informationen, die wir ständig optimieren, unterstützt», so Hagari.

Tausende demonstrieren in Israel gegen Regierung Netanjahu

Tausende Menschen haben derweil in Israel gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu demonstriert. In der Küstenmetropole Tel Aviv verlangten die Teilnehmer einer Kundgebung das sofortige Ende des Gaza-Krieges, um die noch mehr als 100 Geiseln in der Gewalt von Hamas-Terroristen im Gazastreifen freizubekommen. «Stellt die Kämpfe ein, bezahlt den Preis!», zitierten israelische Medien einen der Redner, dessen Cousin unter den Geiseln ist.

Nach einem ersten Austausch von 105 Geiseln gegen 240 palästinensische Häftlinge Ende November will die Hamas die weiteren von ihr Verschleppten erst freilassen, wenn sich Israels Militär aus dem Gazastreifen zurückzieht. Netanjahu und seine Mitstreiter sagen hingegen, dass nur die militärische Niederringung der Hamas zur Befreiung der Entführten führen könne.

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