Dem «Establishment» hält Mamdani vor, den Reichen zu dienen, was ein wenig an Trumps Erzählung vom angeblichen «Sumpf» einer liberalen Elite in Washington erinnert. Auch der US-Präsident inszeniert sich als Kämpfer gegen ein korruptes System, doch die Angriffe des Republikaners zielen eher auf politische Gegner als auf Strukturen.
Mamdani dagegen verurteilt den Einfluss nahezu unbegrenzter Wahlkampfspenden auf die Politik in den USA. Er wirft beiden großen Parteien vor, Gering- und Normalverdiener deshalb aus dem Blick zu verlieren. Seinen eigenen Wahlkampf finanziert er überwiegend durch Kleinspenden.
Wie wurde Mamdani zum Favoriten?
Begünstigt wurde sein Aufstieg durch die politischen Umstände: Der amtierende Bürgermeister Eric Adams - ein Demokrat - zog sich nach Korruptionsvorwürfen aus dem Rennen zurück. Cuomo ist wegen Vorwürfen sexueller Belästigung und Verfehlungen während der Corona-Pandemie als Gouverneur extrem unbeliebt. So entstand in der liberalen Demokraten-Hochburg New York ein Vakuum, das Mamdani füllte.
In der Metropole ist es zurzeit kaum möglich, nicht irgendwann einem seiner Zehntausenden Wahlkampfhelfer zu begegnen. Der eloquente Shootingstar mobilisiert vor allem junge Menschen, solche mit Migrationsgeschichte und Gewerkschaftsmitglieder.
Mamdani ist allgegenwärtig: Er spaziert, joggt oder radelt durch New York - und lacht auffallend viel. Dabei geht er auch gezielt mit Trump-Wählern ins Gespräch. Viele von ihnen, so sagte es Mamdani kürzlich beim konservativen Sender Fox News, hätten für den Republikaner gestimmt, weil das Leben einfach zu teuer geworden sei. Diesem Gefühl wolle er mit anderen politischen Antworten begegnen als Trump.
Wie inszeniert er sich?
Neben Bürgernähe setzt Mamdani auf Popkultur, Humor und soziale Medien. Seine Hochzeitsfotos in der New Yorker U-Bahn gingen viral, ebenso ein altes Musikvideo aus seiner Zeit als Mr. Cardamom: Mamdani rappt darin in einem Halal-Imbisswagen - mit nacktem Oberkörper unter der Schürze - ein Lied für seine Großmutter. Bei politisch engagierten Wählern unter 45 kommt das gut an. Für andere New Yorker, die Politik eher mit einem gewissen Abstand verfolgen oder ihr überdrüssig sind, ist Mamdani wohl vor allem eines: der Kandidat, der am meisten heraussticht.