In Southport begrüßt die Menge den König, der seinen traditionellen Spätsommer-Urlaub in Schottland unterbricht, mit lautem Jubel. Charles will seiner Botschaft, es gehe nur mit Gemeinsinn, neuen Schwung zu verleihen. Und um gemeinsam zu trauern, um Bebe (6), Elsie (7) und Alice (9). Der Monarch habe den Einwohnern «Sympathie und Empathie» entgegengebracht, sagt der örtliche Parlamentsabgeordnete Patrick Hurley anschließend. Ihm sei wichtig gewesen zu zeigen, dass das Herz des Landes den Menschen vor Ort gehöre.
Die getöteten Mädchen waren bei einem Taylor-Swift-Tanzkurs, es sollte ein fröhlicher Ferientag sein. Da griff der Messerstecher an. Auch die bekannte US-Sängerin, der die Veranstaltung gewidmet war, traf sich vor einem ihrer Konzerte im Londoner Wembley-Stadion mit Überlebenden. In der britischen Hauptstadt will sich Charles morgen auch mit den Angehörigen der Getöteten treffen.
Bis die Gräben, durch die Tat und die schweren Krawalle offengelegt, wieder zugeschüttet sind, dürfte noch viel Zeit vergehen. Viele Mitglieder der muslimischen Gemeinden hatten Angst, auf die Straße zu gehen. Die verschiedenen Religionen seines Königreichs liegen Charles besonders am Herzen, wie er wiederholt betont hat.
Wo der König versöhnen und trösten will, setzt die britische Regierung vor allem auf Bestrafung. Die rechtsradikalen Randalierer müssten öffentlich genannt und verurteilt werden, forderte Premierminister Keir Starmer, einst Chef der Strafverfolgungsbehörde CPS, schon während der Krawalle: «Name and shame.» Auf einer Internetseite der BBC können alle, die mögen, sich über die Verurteilten informieren. Die Übersicht ist unterteilt in Kategorien wie «lange Strafen», «Online-Straftaten» oder «Frauen».
Justiz im Dauereinsatz
Die Justiz ist seit Tagen im Dauereinsatz, täglich werden mehrere Täter verurteilt. Manche vor laufenden Kameras. Ein 38 Jahre alter alleinerziehender Vater, der Ziegelsteine und Flaschen auf Polizisten warf, muss zweieinhalb Jahre in Haft. Eine sechsfache Mutter, die einen Ziegelstein auf Polizisten geworfen und einen Jugendlichen zu einer ähnlichen Tat angestiftet hatte, wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Eine Bewährungsstrafe sei zu milde, betonte der Richter
Insgesamt nahm die Polizei bisher mehr als 1.000 Menschen fest. Darunter sind auch viele Jugendliche, als jüngste gelten zwei 12-jährige Jungen und eine 13-Jährige. In England beginnt die Strafmündigkeit ab einem Alter von zehn Jahren.
Das harte Durchgreifen soll abschrecken. Aber Experten kritisieren, die Ursachen der Gewalt würden damit nicht bekämpft. Indem Starmer die Randalierer als «thugs» bezeichne - im Englischen ein abschätziger Begriff, der so etwas wie Schläger und Banditen bedeutet -, marginalisiere der Premier das Problem, sagte der Soziologe Aaron Winter von der Universität Lancaster der Deutschen Presse-Agentur. Das wirke, als ob die Täter außerhalb der Gesellschaft stünden. Viel Arbeit bleibt, auch für den König.
Von Benedikt von Imhoff, dpa
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