Ein sichtlich erfreuter Trump begrüßt Kennedy auf der Bühne in Arizona - dort und in anderen Swing States könnte die Unterstützung des Parteilosen dem Republikaner zu Stimmen verhelfen.
Evan Vucci/AP/dpa
Ein sichtlich erfreuter Trump begrüßt Kennedy auf der Bühne in Arizona - dort und in anderen Swing States könnte die Unterstützung des Parteilosen dem Republikaner zu Stimmen verhelfen.
US-Wahlkampf

Kennedy unterstützt Trump - Rückzug in Swing States

Zum Missfallen seiner eigenen Familie stärkt der parteilose Neffe eines legendären Demokraten Donald Trump den Rücken. Der Republikaner empfängt ihn mit offenen Armen.

Der parteilose US-Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy unterstützt ab sofort den Republikaner Donald Trump und zieht sich dafür aus besonders umkämpften Bundesstaaten zurück. Das erklärte der 70-Jährige bei einem Auftritt im Bundesstaat Arizona. Schon wenige Stunden später stand er dort erneut auf der Bühne – diesmal bei einer Wahlkampfveranstaltung Trumps. Kennedys Schritt dürfte dem Ex-Präsidenten im Rennen gegen die demokratische Kandidatin Kamala Harris bei der Wahl im November wohl einen Vorteil verschaffen - wenn auch noch unklar ist, in welchem Ausmaß. 

Jubelnde Menge

Trumps Anhänger in Glendale feierten den Gast mit «Bobby, Bobby»-Rufen - Kennedys Rufname. Der Ex-Präsident empfing ihn mit den Worten, ihm habe es nicht gefallen, wie dieser ihn im Wahlkampf angegriffen habe. «Aber er ist eine phänomenale Person», sagte Trump und betonte, dass sie gemeinsam «das korrupte politische Establishment» besiegen wollten. Kennedys Anhänger forderte Trump auf, sich der Koalition anzuschließen. Kennedy erklärte seinerseits, er habe mit Trump «nicht über die Dinge gesprochen, die uns trennen - denn wir sind nicht in allem einig -, sondern über die Werte und Themen, die uns verbinden».

Scharfe Systemkritik

Kennedy gab an, Trump habe ihm eine Rolle in dessen möglicher Regierung in Aussicht gestellt. Die Unterstützung für den Republikaner begründete er primär mit seiner Enttäuschung über die Demokraten. Kennedy warf ihnen vor, den Wahlkampf mit undemokratischen Mitteln zu beeinflussen. Scharfe Kritik übte er auch an den US-Medien, die er beschuldigte, unausgewogen und zugunsten der Demokraten zu berichten.

Kennedy teilte mit, seinen Namen in den besonders umkämpften sogenannten Swing States vom Wahlzettel streichen lassen zu wollen. So kurzfristig dürfte das allerdings nicht mehr überall möglich sein. Kennedy betonte indes explizit, dass er sich nicht komplett aus dem Rennen zurückziehe. In den anderen Staaten könne weiterhin für ihn gestimmt werden, ohne dass dies Trump oder Harris schade, erklärte er. 

Chancenloser Wahlkampf

Der Neffe des legendären Ex-Präsidenten John F. Kennedy ist bei der Präsidentenwahl chancenlos - in Umfragen liegt er im Schnitt nur bei rund 5 Prozent. Doch sowohl Demokraten als auch Republikaner blicken mit Sorge auf ihn. Das Rennen zwischen Trump und Harris ist äußerst knapp, und Kennedy könnte beiden Seiten entscheidende Stimmen abnehmen. Aktuelle Umfragen zeigen, dass seine Kandidatur wohl eher Trump schadet. Kennedys Unterstützung könnte nun das Risiko einer Spaltung der konservativen Wählerbasis in wichtigen Staaten verringern, was Trump helfen würde.

Wichtige Swing States

Kennedys Entscheidung wird wegen des komplexen US-Wahlsystems eine besondere Bedeutung zugemessen. Während die meisten der 50 Bundesstaaten fest in der Hand der Republikaner oder Demokraten sind, sind einige wenige hart umkämpft. Besonders enge Rennen werden etwa in Pennsylvania, Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina und Wisconsin erwartet.

Die Wählerinnen und Wähler bestimmen mit ihren Stimmen im November die Zusammensetzung des 538-köpfigen Wahlkollegiums, das letztlich den Präsidenten wählt. Für einen Sieg benötigen die Kandidaten mindestens 270 Wahlleute. Entscheidend ist hierbei die Mehrheit im Wahlkollegium («electoral vote») und nicht die tatsächliche Mehrheit der Stimmen im ganzen Land («popular vote»).

Die Anzahl der Wahlleute pro Staat richtet sich ungefähr nach der Bevölkerungsgröße. Aufgrund des in fast allen Staaten geltenden Mehrheitswahlrechts erhält der Gewinner eines Staates alle Wahlleute – selbst bei knappen Siegen. 

Über Kennedys Rückzug wurde bereits spekuliert. Seine Vizepräsidentschaftskandidatin Nicole Shanahan hatte einen Zusammenschluss mit Trump ins Spiel gebracht. Gleichzeitig gab es Berichte, dass dem Duo das Geld für den Wahlkampf ausgeht.

Gewichtiger Nachname

Kennedy stammt aus einer prominenten politischen Familie und war jahrzehntelang Demokrat. Er entfernte sich aber zunehmend von der Partei und verkündete im Oktober 2023 seine unabhängige Präsidentschaftsbewerbung. Der erklärte Impfgegner wurde von Demokraten und Familienmitgliedern wegen der Verbreitung von Verschwörungsmythen und Kontakten zu rechtsextremen Politikern häufig kritisiert.

Familienmitglieder bezeichneten Kennedys Unterstützung für Trump nun als «Verrat an den Werten, die unserem Vater und unserer Familie am Herzen liegen». Sie sprachen von einem «traurigen Ende einer traurigen Geschichte». Ihre Unterstützung im Wahlkampf gelte der Demokratin Harris und ihrem Vizekandidaten Tim Walz.

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