Die palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa berichtete von zahlreichen zivilen Opfern der Kämpfe im Gazastreifen.
Abdel Kareem Hana/AP/dpa
Die palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa berichtete von zahlreichen zivilen Opfern der Kämpfe im Gazastreifen.
Krieg in Nahost

Kämpfe im Gazastreifen trotz Gesprächen und Polio-Gefahr

Der Erfolg der Gaza-Gespräche steht auf des Messers Schneide. Und die UN wollen für eine Impfkampagne gegen Kinderlähmung wenigstens ein paar Tage Ruhe. Aber die Waffen schweigen nicht.

Ungeachtet aller Bemühungen um eine Waffenruhe und einer Polio-Krise gehen die Kämpfe im Gazastreifen unvermindert weiter. Die israelische Armee tötete nach eigenen Angaben in Nahkämpfen seit Donnerstag Dutzende Gegner. 

Das von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen bestätigte den Tod von mindestens 47 Palästinensern. Aus Sicherheitskreisen verlautete jedoch, dass es sich bei den meisten Toten um Zivilisten handele.

Bei den Gefechten in der Stadt Chan Junis im Süden des Küstenstreifens und in der Gegend von Deir al-Balah weiter nördlich sei zudem terroristische Infrastruktur zerstört worden, darunter ein ein Kilometer langer Tunnel bei Rafah, betonten die israelischen Streitkräfte. 

Die Al-Kassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, betonte, sie hätten bei einem Angriff in Rafah mehrere israelische Soldaten getötet und verwundet. 

Nach israelischen Angaben hat auch die Luftwaffe in die Kämpfe eingegriffen und unter anderem Stellungen beschossen, von denen aus Raketen auf Israel abgefeuert worden sind. Alle Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Das UN-Nothilfebüro OCHA beklagte die Folgen der wiederkehrenden israelischen Evakuierungsbefehle für Zivilisten im Gazastreifen. Seit Beginn des Krieges im vergangenen Oktober seien 90 Prozent der 2,2 Millionen Bewohner des Küstenstreifens oft schon mehrfach vertrieben worden, teilte der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe in den palästinensischen Gebieten, Muhannad Hadi, mit. 

Die Menschen werden demnach gezwungen, immer wieder zu fliehen, oft unter Beschuss und mit den wenigen Habseligkeiten, die sie bei sich tragen können. Das Gebiet für Binnenflüchtlinge werde immer kleiner. «Den Menschen wird der Zugang zu überlebenswichtigen Einrichtungen wie Gesundheit, Obdach, Wasser und humanitäre Hilfe verwehrt», schrieb Hadi. 

In Kairo sollten unterdessen Vermittlungsbemühungen für eine Waffenruhe fortgesetzt werden. Hauptstreitpunkt ist Berichten zufolge die Forderung der Hamas nach einem vollständigen israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen. Das lehnt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ab. UN-Vertreter forderten, zumindest eine Feuerpause für Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder im Kriegsgebiet zu ermöglichen. 

Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels mit mehr als 1.200 Toten, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober verübt hatten.

© dpa-infocom, dpa:240823-930-210553/4
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