Humanitäre Lage in Gaza immer prekärer
Hunderttausende Palästinenser sind im Gazastreifen auf der Flucht. Vor allem im Süden des abgeriegelten Gebiets suchen sie nach Schutz vor der israelischen Offensive. Der Überblick.
Hunderttausende Palästinenser sind im Gazastreifen auf der Flucht. Vor allem im Süden des abgeriegelten Gebiets suchen sie nach Schutz vor der israelischen Offensive. Der Überblick.
Aufgrund der massiven Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen wird die humanitäre Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung immer dramatischer. In Rafah an der Grenze zu Ägypten und Al-Mawasi an der Mittelmeerküste gibt es Augenzeugenberichten zufolge kaum noch Lebensmittel, Trinkwasser und Unterkünfte für die Schutzsuchenden. Angesichts des Leids und der Vertreibung von Zivilisten wächst international die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.
Die islamistische Hamas missbraucht nach Angaben des israelischen Militärs immer wieder zivile Einrichtungen für Angriffe. So entdeckten Soldaten auf dem Gelände der Al-Azhar-Universität im Gazastreifen Waffen und Tunnel, wie die Streitkräfte mitteilten. Auch aus der von Militärangriffen ausgenommenen «humanitären Zone» in Al-Mawasi feuere die Hamas Raketen Richtung Israel ab. Das israelische Militär setzte seinen Einsatz in der Hamas-Hochburg Chan Junis fort und tötete Dutzende mutmaßliche Kämpfer der islamistischen Organisation.
Bericht: 150 Zufluchtsorte im Gazastreifen von Angriffen ausgenommen
Im Gazastreifen gibt es einem israelischen Medienbericht zufolge rund 150 Zufluchtsorte für schutzsuchende Zivilisten. Diese würden nicht von der Armee angegriffen, meldete die «Times of Israel» unter Berufung auf die für Kontakte mit den Palästinensern zuständige israelische Cogat-Behörde. Dazu zählten etwa Schulen und andere öffentliche Einrichtungen. Die Vereinten Nationen melden demnach die Koordinaten dieser Gebäude an Israel. UN-Angaben zufolge gibt es mittlerweile fast 1,9 Millionen Binnenvertriebene in dem Küstenstreifen - bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt.
Israels Armee: Waffen und Tunnel auf Campus im Gazastreifen gefunden
Bei einem Einsatz auf dem Gelände der Al-Azhar-Universität im Gazastreifen stellten die israelischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge Sprengsätze und Raketen sicher. Ein unterirdischer Tunnel führe vom Universitätsgelände zu einer einen Kilometer entfernten Schule. Die Hamas missbraucht der Armee zufolge auch das Universitätsgebäude für Angriffe gegen israelische Soldaten. Die Streitkräfte werfen der Hamas immer wieder vor, aus Wohngebieten, Krankenhäusern und anderen zivilen Gebäuden heraus anzugreifen sowie Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen. Die Terrororganisation weist dies zurück.
Wieder Raketenalarm in Tel Aviv und an Israels Grenze zu Gaza
In Israel gab es erneut Raketenalarm. Am Nachmittag heulten Armeeangaben zufolge in der Küstenmetropole Tel Aviv wieder die Sirenen. Im Zentrum der Stadt waren laute Explosionen zu hören. Israelischen Medien zufolge waren dort bereits zuvor Explosionen zu hören gewesen. Grund war demnach, dass von der Hamas abgefeuerte Geschosse im Mittelmeer gelandet seien. Auch in Orten an der Grenze zum Gazastreifen gab es laut dem Militär mehrfach Raketenalarm. Die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen nehmen Medien zufolge aber inzwischen spürbar ab.
WHO-Sprecher kritisiert Israel: Mehr als Selbstverteidigung in Gaza
Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte die israelischen Angriffe im Gazastreifen scharf. Bei den seit zwei Monaten andauernden Angriffen gehe es nicht nur um Selbstverteidigung gegen extremistische Palästinensergruppen wie die Hamas, sondern dies betreffe die gesamte Bevölkerung, sagte Christian Lindmeier in Genf. Unschuldige Zivilisten würden von den Angriffen getroffen, selbst enge Verbündete Israels hätten von «willkürlicher Bombardierung» gesprochen. Der Gesundheitssektor sei schwer beschädigt, die Versorgung der Menschen praktisch unmöglich geworden, sagte Lindmeier.
Hamas-Behörde: Zahl der Toten in Gaza steigt weiter
Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 17.487 gestiegen. Mehr als 46.000 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Ministeriumssprecher mit. Zahlreiche Menschen würden zudem weiter vermisst - viele werden unter Trümmern vermutet. Am Donnerstag hatte die Behörde noch von fast 17.200 Toten gesprochen.
Die Opferzahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen, die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.
Opfer-Angehörige des Hamas-Massakers protestieren gegen Netanjahu
Angehörige der beim Hamas-Massaker getöteten und entführten Israelis forderten in Jerusalem den Rücktritt des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahus. Medienberichten zufolge kamen 200 bis 300 Demonstranten zu der Kundgebung in der Nähe des Parlaments. Es gibt massive Kritik an dem Regierungschef, der bisher keine direkte Verantwortung für das politische und militärische Versagen am 7. Oktober übernommen hat. Schon vor dem brutalen Terrorangriff hatte es in Israel immer wieder Massenproteste gegen Netanjahu und seine Koalition gegeben. Es ist die am weitesten rechtsstehende Regierung in der Geschichte Israels.
Tote bei israelischem Militäreinsatz im Westjordanland
Bei Zusammenstößen während einer Razzia der israelischen Armee im besetzten Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben sechs Menschen getötet. Darunter sei auch ein 14 Jahre alter Junge, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte kam es bei dem Anti-Terror-Einsatz im Flüchtlingslager Faraa zu Schusswechseln. Mehrere Terroristen seien dabei getötet worden. Bei ihnen seien auch Gewehre gefunden worden. Die israelischen Einsatzkräfte nahmen den Angaben nach zudem zwei gesuchte Verdächtige fest. Von palästinensischer Seite gab es zunächst keine Angaben dazu, ob die getöteten Palästinenser bewaffnet waren oder einer militanten Gruppierung angehörten.
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