Hamas-Chef: Offen für Diskussionen über Waffenruhe
Schätzungen zufolge sind noch immer mehr als 130 Menschen in der Gewalt der Islamisten. Kommt es bald zu einer Feuerpause und einer Geisel-Freilassung?
Schätzungen zufolge sind noch immer mehr als 130 Menschen in der Gewalt der Islamisten. Kommt es bald zu einer Feuerpause und einer Geisel-Freilassung?
Die Hamas prüft nach Aussagen ihres Anführers Ismail Hanija einen Entwurf für eine Vereinbarung mit Israel, die zu einem Austausch von Geiseln gegen Häftlinge sowie zu einer längeren Feuerpause im Gaza-Krieg führen soll. Die islamistische Gruppe verbreitete auf ihrem Telegram-Kanal die Aussagen Hanijas.
Demnach ist die Hamas offen für Diskussionen, vorausgesetzt diese führten zu einer «Beendigung der Aggression (Israels)». Ägypten habe die Hamas-Führung außerdem in die Hauptstadt Kairo eingeladen, um die Rahmenbedingungen des Pariser Entwurfs zu besprechen.
Die «New York Times» hatte am Wochenende unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtet, US-Verhandler hätten einen Entwurf auf Grundlage von Vorschlägen Israels und der Hamas ausgearbeitet. Der Deal könnte demnach vorsehen, dass die Hamas mehr als 100 Geiseln freilässt und Israel dafür seinen Militäreinsatz im Gazastreifen für etwa zwei Monate aussetzt.
So könnte es ablaufen
In einer ersten Phase sollten die Kämpfe für 30 Tage pausieren, hieß es. In dieser Zeit solle die Hamas weibliche, ältere und verletzte Geiseln freilassen. Parallel dazu sollten beide Seiten über eine zweite Phase verhandeln, in der als Geiseln genommene israelische Männer und Soldaten im Gegenzug für weitere 30 Tage Feuerpause freigelassen würden.
Die Zahl der aus israelischer Haft freizulassenden palästinensischen Häftlinge sei ein lösbares Problem, hieß es weiter. Außerdem sollen mehr Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen geliefert werden.
Die Hamas hatte bei ihrem brutalen Angriff auf Israel am 7. Oktober etwa 240 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Geschätzt 1200 weitere Menschen wurden bei dem Massaker getötet. Israel geht seitdem mit einer großen Boden- und Luftoffensive im Gazastreifen gegen die Hamas vor. Schätzungen zufolge befinden sich noch etwas mehr als 130 Menschen in der Gewalt der Islamisten.
Hanija kritisiert gestoppte UNRWA-Zahlungen
Hanija verurteilte zudem, dass die USA und weitere westliche Staaten ihre Zahlungen an das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) eingestellt haben. Diese Entscheidungen stellten einen «klaren Verstoß gegen die jüngste Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs dar, die eine Erhöhung der Hilfe für Gaza statt einer Kürzung forderte.» Die von den Ländern vorgebrachten Begründungen basierten «auf keinen anderen Beweisen als den schwachen Begründungen der Besatzung (damit ist Israel gemeint) und der offenen Propaganda, die darauf abzielt, die Vereinten Nationen unter Druck zu setzen», so Hanija.
Das UN-Hilfswerk steht im Verdacht, dass zwölf seiner Mitarbeiter an dem Großangriff der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein könnten. Auch Deutschland hat seine Zahlungen eingestellt.
Das «Wall Street Journal» berichtete unter Berufung auf Geheimdienstberichte, dass rund zehn Prozent aller rund 12.000 im Gazastreifen beschäftigten Mitarbeiter der UNRWA Verbindungen zur Hamas oder dem Islamistischen Dschihad haben sollen. Vor Beginn des Gaza-Krieges sollen Berichten zufolge, etwa die Hälfte der mehr als 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens Mitglieder oder Sympathisanten der Hamas gewesen sein.
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