Großübung Quadriga: «Schritt zur Kriegstüchtigkeit»
Für die deutschen Landstreitkräfte ist Quadriga das größte Manöver seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. 12.000 Männer und Frauen der Bundeswehr nehmen daran teil.
Für die deutschen Landstreitkräfte ist Quadriga das größte Manöver seit dem russischen Angriff auf die Ukraine. 12.000 Männer und Frauen der Bundeswehr nehmen daran teil.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, hat vor dem Beginn des Großmanövers Quadriga die besondere Verantwortung Deutschlands in der Nato bekräftigt. «Deutschland ist das Rückgrat der Verteidigung Europas», sagte Breuer der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Die Übung Quadriga ist ein wichtiger Schritt zur Kriegstüchtigkeit mit dem Ziel, einen Gegner abzuschrecken.»
An der Übung, deren erste Alarmierungsphase bereits begonnen hat, werden insgesamt mehr als 12.000 Männer und Frauen der Bundeswehr beteiligt sein, vor allem aus dem Deutschen Heer. Es ist damit die größte Übung deutscher Landstreitkräfte seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Die beteiligten Soldaten trainieren Alarmierung, die Verlegung an die Außengrenzen der Nato im Nordosten und Südosten sowie das Gefecht.
Teil der Nato-Übung Steadfast Defender
Abschreckung ist - zusammen mit dem Trainingseffekt - ein Hauptziel inmitten zunehmender Warnungen, dass Russland in einigen Jahren bereit sein könnte, den Bündniswillen der Nato auf die Probe zu stellen. Die deutsche Übung Quadriga ist dabei Teil des Nato-Großmanövers mit dem Namen Steadfast Defender (etwa: «Standhafter Verteidiger»), für das im Bündnis insgesamt rund 90.000 Soldaten mobilisiert werden.
Quadriga - dies ist auch der Name des von einem Vierergespann gezogenen römischen Streitwagens - erstreckt sich über einen Zeitraum von fünf Monaten. Die Übung hat vier größere Stoßrichtungen, darunter die Verlegung nach Norwegen («Grand North») und in den Südosten des Bündnisses («Grand South»). Mit «Silver Dagger» sind auch mehrere hundert Spezialkräfte der Bundeswehr eingebunden.
Der Schwerpunkt des Jahres liegt beim Übungsteil «Grand Quadriga» im April und Mai: «Die 10. Panzerdivision verlegt auf verschiedenen Wegen Soldatinnen und Soldaten mit Gefechtsfahrzeugen nach Litauen und zeigt dort in einem Gefecht ihre Fähigkeit zum Kampf», schreibt die Bundeswehr.
Für die deutschen Soldaten führen zwei Transportwege nach Litauen, wo künftig eine gepanzerte Brigade der Bundeswehr fest stationiert sein soll. Mit Schiffstransport geht es über die Ostsee und auf Land durch die sogenannte Suwalki-Lücke, einen schmalen Korridor im Grenzgebiet von Litauen und Polen. Dieser Korridor liegt zwischen dem mit Moskau verbündeten Belarus und der russischen Ostsee-Enklave Kaliningrad. Die baltischen Nato-Partner fürchten, der Korridor könnte bei einer Aggression von russischen Truppen blockiert werden.
Es folgt der Geographie, dass die Nato-Truppen bei ihrer Verlegung aus Deutschland ins Baltikum das Kaliningrader Gebiet wie mit einer Zangenbewegung umfassen. Allerdings sind die dabei etwa 3000 eingesetzten Soldaten nicht als Bedrohung unterwegs. Doch werden militärische Übungsszenarien auch als Botschaften gelesen. Russland hatte in den vergangenen Jahren bei Übungen ganz andere Größenordnungen am Start.
Breuer: «Nur was geübt wird, klappt im Ernstfall!»
«Wir führen zum ersten Mal in einer Übung die Verteidigung der Nato-Ostflanke mit der Rolle Deutschlands als Dreh- und Angelpunkt für die Verteidigung Europas zusammen», sagte Breuer - Deutschlands ranghöchster Soldat - zu der Übungsserie. «Die Verlegung von Truppe ist militärisches Kerngeschäft. Jeder Handgriff muss sitzen. Nur was geübt wird, klappt im Ernstfall!» In den kommenden Jahren werde die Bundeswehr mehr und mehr Großübungen mit den Alliierten auch in Deutschland durchführen.
Auf erhebliche Defizite bei der Fähigkeit des Bündnisses zur schnellen Verlegung von Truppen in größerer Zahl hatte erst in der vergangenen Woche der ehemalige US-General Ben Hodges auf einem Symposium der Bundeswehr zum neuen deutschen Verteidigungsplan hingewiesen. So gebe es nicht genug Züge für den Militärtransport, sagte Hodges, ehemaliger Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa. «Heute gibt es Kapazitäten für den Transport von eineinhalb Panzerbrigaden, glaube ich. Insgesamt. Das ist alles», sagte Hodges. «Und alle unsere Pläne erfordern es, acht, neun oder zehn Panzerbrigaden gleichzeitig in Europa zu bewegen.»
Von Carsten Hoffmann, dpa
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