Das Bundeswehr-Manöver Quadriga sende auch ein Signal an die Deutschen, so Generalinspekteur Carsten Breuer (l): «Die Bundeswehr geht konsequent den Weg in Richtung Kriegstüchtigkeit.»
Kay Nietfeld/dpa
Das Bundeswehr-Manöver Quadriga sende auch ein Signal an die Deutschen, so Generalinspekteur Carsten Breuer (l): «Die Bundeswehr geht konsequent den Weg in Richtung Kriegstüchtigkeit.»
Verteidigung

Generalinspekteur: «Wir haben Kriegstüchtigkeit bewiesen»

An der Nato-Ostflanke demonstriert die Bundeswehr mit Verbündeten, wie gepanzerte Verbände zusammen kämpfen. Dies sei eine «kollektive Antwort auf die dramatisch anwachsende Bedrohung aus Russland».

Generalinspekteur Carsten Breuer hat zum Abschluss des mehrmonatigen Bundeswehr-Manövers Quadriga 2024 in Litauen die Entschlossenheit zur Abschreckung und Verteidigung im Nato-Bündnis bekräftigt.

«Quadriga ist unser Teil, ist unsere kollektive Antwort auf die dramatisch anwachsende Bedrohung aus Russland», sagte Deutschlands ranghöchster Offizier auf dem Truppenübungsplatz Pabrade, wo die 10. Panzerdivision der Bundeswehr mit Partnern und im «scharfen Schuss» den Kampf gegen Angreifer übte. Das Manöver endete damit fast unmittelbar an der Nato-Ostflanke zu Belarus. «Hier in Pabrade ist Putins Machtbereich nur 15 Kilometer entfernt», sagte Breuer.

Die vor Monaten begonnene Übung Quadriga 2024 ist die größte Übung der Bundeswehr seit Jahrzehnten und Teil des Nato-Manövers «Steadfast Defender». Die Bundeswehr übte nach einer Verlegung auf dem Seeweg, über Bahntransporte und in Straßenkonvois auf litauischen Truppenübungsplätzen, wie ein Angreifer zurückgeschlagen werden kann oder Minensperren überwunden werden. Auch Kampfhubschrauber waren an der Demonstrationsübung beteiligt.

Kriegstüchtigkeit der Bundeswehr bewiesen

Die Abschlussübung stehe am Ende der erstmaligen Alarmierung aller Truppenteile der 10. Panzerdivision «in den simulierten Phasen Frieden, Krise und Krieg», sagte Breuer. «Und das hat geklappt.» Und: «Wir haben bei dieser Übung gezeigt, wir Alliierte können uns verteidigen und werden uns verteidigen. Wir haben Kriegstüchtigkeit bewiesen.» Die eigenen Analysten sagen laut Breuer, die russischen Streitkräfte brauchten fünf bis acht Jahre Zeit, um zu einem Angriff auf Nato-Gebiet befähigt zu sein. Für den eigenen militärischen Aufbau bedeute das, «dann müssen wir in fünf Jahren fertig sein und das ist 2029», sagte Breuer. «Diese Marke haben wir uns gesetzt und ich sehe uns auf einem guten Weg dorthin.»

Litauens Armeechef Valdemaras Rupsys sprach von einem «bemerkenswerten Monat voller Übungen, Training und Austausch». Er sagte: «Kollektive Verteidigung und die Präsenz von Verbündeten sind die beste Abschreckung.»

Deutschland stationiert gefechtsbereite Brigade in Litauen

Als Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage in Europa hat die Bundesregierung zugesagt, einen gefechtsbereiten und eigenständig handlungsfähigen Kampfverband fest in Litauen zu stationieren. Die Brigade soll bis 2027 einsatzfähig sein. Vorgesehen ist eine dauerhafte Präsenz von etwa 4800 Soldaten sowie rund 200 zivilen Bundeswehrangehörigen. Das Vorkommando mit etwa 20 Soldaten war am 8. April in Litauen eingetroffen.

Zuletzt waren öffentlich Zweifel laut geworden, ob der Zeitplan für Ausrüstung und Infrastruktur steht. Litauens Militär sieht den Aufbau der militärischen Infrastruktur dafür aber auf gutem Weg. Bis 2025 werden die Kasernen für die deutschen Soldaten auf dem Truppenübungsplatz bei Rudninkai unweit der Grenze zu Belarus errichtet sein, wie der für die Infrastruktur zuständige litauische Oberst Rimantas Jarmalavicius bei einem Ortstermin sagte. Um das etwa 40 Hektar große Baugebiet sollen bis Ende 2027 zudem mehrere Schießstände und ein großflächiges Übungsgelände für Gefechtsfahrzeuge entstehen sowie Waffenlager und Logistikbereiche.

Bauvorbereitungen laufen, Kosten trägt Litauen

«Wir haben vor kurzem die bestätigten Anforderungen aus Deutschland für die Infrastruktur erhalten», sagte Jarmalavicius vor einer gerodeten Fläche stehend, auf der die Unterkünfte und auch Sportanlagen für die bis zu 5000 deutschen Soldatinnen und Soldaten entstehen sollen. Nach seiner Einschätzung könnten im Sommer Verträge mit den Baufirmen abgeschlossen und voraussichtlich Ende des Jahres könnte mit dem eigentlichen Bau begonnen werden. Die bisher noch nicht vollständig bekannten Kosten dafür würden von Litauen getragen.

Die Kasernen werden innerhalb eines 170 Quadratkilometer großen bewaldeten Areals liegen, das im Mai 2022 kurz nach Russlands Angriff auf die Ukraine mittels Sondergesetz als Militärübungsgelände ausgewiesen wurde. Seitdem seien Bäume gerodet und auf einem Teil des Geländes nicht explodierter Sprengstoff aus der Sowjetzeit beseitigt worden, schilderte Jarmalavicius. Auch seien Straßen gebaut und weitere Bauvorbereitungen getroffen worden. 

Von Carsten Hoffmann und Alexander Welscher, dpa
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