Fico nach Operation stabil - Präsidentin will Spannungsabbau
Robert Fico ist noch nicht außer Lebensgefahr. Die Präsidentin und ihr gewählter Nachfolger bemühen sich um ein Überwinden der politischen Spannungen.
Robert Fico ist noch nicht außer Lebensgefahr. Die Präsidentin und ihr gewählter Nachfolger bemühen sich um ein Überwinden der politischen Spannungen.
Der Zustand des bei einem Attentat lebensgefährlich verletzten slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico hat sich stabilisiert. Das teilte Gesundheitsministerin Zuzana Dolinkova in der Klinik der Regionalhauptstadt Banska Bystrica mit. Eine zweite Operation am Freitag habe Anlass zu Optimismus gegeben, sagte die sozialdemokratische Ministerin.
Verteidigungsminister Robert Kalinak fügte hinzu, eine Verlegung des Patienten in die Hauptstadt Bratislava sei in den kommenden Tagen noch nicht möglich. Kalinak ist zugleich erster Vizepremier und vertritt Fico während seiner Abwesenheit.
Fico war am Mittwoch in der Kleinstadt Handlova von einem 71-jährigen Mann angeschossen und lebensgefährlich verletzt worden. Der Angreifer wurde unmittelbar nach der Tat festgenommen und kommt jetzt in Untersuchungshaft. Das entschied das für organisierte und politisch motivierte Verbrechen zuständige Spezialgericht am Samstag in der westslowakischen Stadt Pezinok, wie Gerichtssprecherin Katarina Kudjakova der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Grund dafür seien Fluchtgefahr und das Risiko weiterer Gewalttaten. Der Beschuldigte kann gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen.
Das Regierungsamt rief Medien, Politiker und die Öffentlichkeit dazu auf, nur offiziell bestätigte Informationen zu verbreiten. So seien in Medien auch irreführende Falschinformationen und Spekulationen verbreitet worden, kritisierte die Behörde. Wie Kalinak mitteilte, werde das Ärztekollegium nicht vor Montag über eine eventuelle Verlegung des Patienten von Banska Bystrica in die Hauptstadt Bratislava entscheiden. Verteidigungsminister Kalinak ist Ficos erster von vier Stellvertretern in der Regierung und vertritt ihn während dessen Abwesenheit.
Kalinak: Fico werde «vieles wieder neu lernen müssen»
Nach letzten Informationen von Kalinak und Innenminister Matus Sutaj Estok war der Regierungschef von vier Schüssen getroffen und am Mittwoch fünf Stunden in der Klinik Banska Bystrica operiert worden. Die Schwere der Verletzungen könnten eine Genesung schwierig machen, Fico werde «vieles wieder neu lernen müssen», hatte Kalinak gesagt. Auch wenn Fico im Krankenhaus ansprechbar sei, gebe es noch keine endgültige Gewissheit, «dass wir gewonnen haben».
Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova will nach dem Attentat auf Fico die politischen Spannungen abbauen und lud die Parteien dazu für Dienstag zu einem Gespräch ein. Das teilte ihr Sprecher mit. Das noch bis 15. Juni amtierende Staatsoberhaupt Caputova und ihr gewählter Nachfolger Peter Pellegrini wollen demnach bei dem Treffen gemeinsam auftreten. Weitere Details würden später bekannt gegeben. Caputova hatte gleich nach dem Angriff nicht nur die Tat verurteilt, sondern zugleich alle Parteien aufgerufen, ihre Emotionen zu zügeln. Die Schüsse habe zwar ein einzelner Täter abgegeben, «aber die angespannte Atmosphäre des Hasses war unser gemeinsames Werk», hatte sie erklärt.
In den slowakischen Medien übten in den Tagen nach dem Attentat verschiedenste Sicherheitsexperten massive Kritik an Ficos Personenschutz. Auch Rücktrittsaufforderungen an Innenminister Matus Sutaj Estok wurden deswegen laut. Dieser lehnte nicht nur einen Rücktritt ab, sondern zog auch die mediale Kritik als unsachgemäß und unbegründet in Zweifel.
© dpa-infocom, dpa:240517-99-63645/8
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten