Kambodschas Regierung betonte hingegen, Thailand habe zuerst attackiert. «In allen Kampfgebieten (...) haben thailändische Streitkräfte Artillerie, Drohnen und Flugzeuge eingesetzt, um Granaten, Bomben und Streumunition auf kambodschanisches Gebiet abzufeuern», sagte Mali Socheata, Sprecherin des kambodschanischen Verteidigungsministeriums. Dabei sei auch erheblicher Schaden an Straßen und anderer Infrastruktur verursacht worden. Zudem habe Thailand zwei bekannte Hindu-Tempel ins Visier genommen.
Gegenseitige Schuldzuweisungen
Seit Beginn der Zusammenstöße am Donnerstag beschuldigen sich die südostasiatischen Nachbarn gegenseitig, die Eskalation ausgelöst zu haben. Der Grenzkonflikt schwelt schon seit der Kolonialzeit, auch in der Vergangenheit gab es mehrmals blutige Kämpfe mit Toten, so zuletzt 2011. Was genau zu der derzeitigen Zuspitzung geführt hat, bleibt aber unklar.
Trump hatte am Samstag nach den Telefonaten mit beiden Regierungschefs auf der Plattform Truth Social geschrieben: «Sie haben zugestimmt, sich unverzüglich zu treffen und schnell eine Waffenruhe und letztendlich FRIEDEN auszuarbeiten!» Er fügte hinzu: «Zufälligerweise verhandeln wir gerade mit beiden Ländern über unsere Handelsbeziehungen, aber wir wollen mit keinem der beiden Länder einen Deal schließen, wenn sie kämpfen – und das habe ich ihnen auch gesagt!» Trump hatte zuvor angekündigt, die beiden Länder Anfang August mit Zöllen in Höhe von 36 Prozent belegen zu wollen.
Wie reagieren die Länder auf Trumps Forderung?
Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Manet hatte nach dem Telefonat in einer Mitteilung erklärt, sein Land stimme Trumps Vorschlag einer sofortigen und bedingungslosen Waffenruhe zwischen den beiden Streitkräften zu. Er dankte dem US-Präsidenten für dessen Initiative und die Vermittlung in dem Konflikt.
Auch Thailands Übergangsministerpräsident Phumtham Wechayachai betonte, seine Regierung sei «grundsätzlich mit einer Waffenruhe einverstanden». Jedoch müsse die kambodschanische Seite zunächst ernsthafte Friedensabsichten zeigen.
In einem Kommentar der thailändischen Zeitung «Khaosod» hieß es, beide Länder würden die Lage nun möglicherweise schnell eskalieren lassen und versuchen, so viel Territorium wie möglich einzunehmen, «bevor sie wegen Trump an den Verhandlungstisch eilen müssen». Dies sei möglicherweise ihre letzte Chance dazu, bevor sie wegen der Trump-Zölle einer Waffenruhe zustimmen müssten.
UN könnten ebenfalls vermitteln
UN-Generalsekretär António Guterres betonte, er stehe ebenfalls als Mediator bereit. «Ich fordere beide Seiten dringend auf, sich umgehend auf eine Waffenruhe zu einigen und alle Probleme im Dialog zu lösen», schrieb er auf X und fügte hinzu: «Ich stehe weiterhin zur Verfügung, um die Bemühungen um eine friedliche Lösung des Konflikts zu unterstützen.»
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich entsetzt darüber, dass bei den Kämpfen vor allem zivile Infrastruktur, darunter auch Gesundheitseinrichtungen, getroffen worden seien. «Zivilisten wurden getötet und Hunderttausende Menschen wurden vertrieben», hieß es in einer Mitteilung. Amnesty forderte ebenfalls eine sofortige Feuerpause zum Schutz der Zivilbevölkerung. Auf beiden Seiten wurden bisher jeweils mehr als ein Dutzend Tote und viele Verletzte gemeldet.
Zahl der Vertriebenen steigt
In Thailand sind Regierungsangaben zufolge mehr als 130.000 Menschen auf der Flucht. Am Sonntag wurden laut der Behörden weitere Distrikte in der Provinz Buriram evakuiert, weil die Menschen dort nicht mehr sicher seien.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Phnom Penh ist die Zahl der Vertriebenen in Kambodscha mittlerweile auf 80.000 gestiegen. Hunderte Schulen im Grenzgebiet sind geschlossen.