Im internationalen Wettbewerb um Nachwuchswissenschaftler kann das deutsche Hochschulsystem einer Studie zufolge immer stärker punkten. Deutschland ziehe zunehmend internationale Studierende an, heißt es im jährlichen Bericht «Bildung auf einen Blick» der Industriestaatenorganisation OECD, dessen Ergebnisse für Deutschland in Berlin vorgestellt wurden.
Der Anteil ausländischer Studierender habe sich seit 2013 von 7,1 auf 12,7 Prozent im Jahr 2023 signifikant erhöht. Im OECD-Schnitt liege er bei 7,4 Prozent. Studierende aus Asien bildeten mit 44 Prozent in Deutschland die größte Gruppe, 31 Prozent kämen aus anderen europäischen Ländern.
Trend setzt sich fort
Aktuellere Daten des Statistischen Bundesamts vom März zeigen, dass sich der Trend fortsetzt: Demnach waren im vergangenen Wintersemester 492.600 Studentinnen und Studenten aus dem Ausland in Deutschland eingeschrieben, was einem Anteil von rund 17 Prozent bei 2,87 Millionen Studierenden entspricht.
Studierende aus dem Ausland strategisch wichtig
Deutschland steht dem Bericht zufolge unter den nicht englischsprachigen Ländern bei der Zahl der ausländischen Studierenden auf Platz eins und insgesamt auf Platz vier hinter den USA, Großbritannien und Australien.
Betont wird in der Studie die «strategische Bedeutung» einer zunehmenden Internationalisierung: Ausländische Studierende könnten – besonders wenn sie nach dem Studium im Land blieben – einen spürbaren Beitrag für Wirtschaft und Innovation leisten.
Bär: Deutschland MINT-Weltmeister
Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) hob bei der Vorstellung der OECD-Studie in Berlin die vielen Abschlüsse im sogenannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) hervor. Deutschland sei ein hochqualifiziertes MINT-Land und MINT-Weltmeister. 35 Prozent aller Absolventen eines Bachelor- oder gleichwertigen Programms schließen dem Bericht zufolge in Deutschland in einem MINT-Fach ab. Dies sei der höchste Anteil unter den OECD-Ländern (Durchschnitt: 23 Prozent).
Die jährliche Studie enthält eine umfassende Datensammlung zu den Bildungssystemen der Mitgliedsstaaten und weiterer Partnerländer. Dargestellt wird etwa, wie viel Geld jeweils für Bildung ausgeben wird, wie der Betreuungsschlüssel in Bildungseinrichtungen aussieht, wie groß Schulklassen sind und wie hoch die Kosten für ein Studium sind. Einige ausgewählte Befunde für Deutschland:
- Es gibt eine wachsende Kluft bei den Bildungsabschlüssen: Der Anteil junger Erwachsener zwischen 25 und 34, die weder Abitur noch einen Berufsabschluss haben, ist seit 2019 von 13 auf 15 Prozent gestiegen. In der EU stehen nur Italien, Portugal und Spanien schlechter da. Auf der anderen Seite stieg der Anteil junger Erwachsener mit Hochschulabschluss von 33 auf 40 Prozent (OECD-Schnitt 48 Prozent).
- Deutschland investiert pro Bildungsteilnehmer mehr als der Durchschnitt der Industriestaaten in sein Bildungssystem. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt des Landes sind die Bildungsausgaben mit 4,4 Prozent aber unterdurchschnittlich. Sie liegen demnach deutlich unter denen von Norwegen oder Großbritannien, die mehr als 6 Prozent ihres BIP in Bildung investieren.
- Herkunft und Familie beeinflussen in Deutschland weiterhin stark den Bildungserfolg: Haben Eltern einen höheren Abschluss ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch die Kinder dies erreichen und umgekehrt. Der Chef der Pisa-Studie, Andreas Schleicher, kritisierte in der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten», Deutschland sei in Sachen Chancengerechtigkeit im Bildungssystem schlechter als die USA.
- Hohe Bildung zahlt sich aus: 25- bis 64-Jährige mit Hochschulabschluss verdienen in Deutschland im Schnitt 50 Prozent mehr als diejenigen ohne höheren Abschluss. Das entspricht in etwa dem OECD-Schnitt von 54 Prozent Mehrverdienst.
In der OECD haben sich 38 Industrie- und höher entwickelte Länder zusammengeschlossen. Die Organisation erstellt regelmäßig Analysen und Studien wie etwa auch die Pisa-Studie und gibt Politikempfehlungen ab. Die Mitgliedsstaaten fühlen sich nach Angaben der Organisation der Marktwirtschaft und Demokratie verpflichtet.
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