«Der Horror begleitet uns»: Angehörige erinnern an Geiseln
Auf dem Bebelplatz in Berlin steht nun der Nachbau eines Hamas-Tunnels - ähnlich den Orten im Gazastreifen, wo israelische Geiseln gefangen gehalten werden. Deren Verwandte hoffen weiter.
Auf dem Bebelplatz in Berlin steht nun der Nachbau eines Hamas-Tunnels - ähnlich den Orten im Gazastreifen, wo israelische Geiseln gefangen gehalten werden. Deren Verwandte hoffen weiter.
Mit einer 20 Meter langen Tunnelattrappe auf dem Berliner Bebelplatz haben Angehörige an die israelischen Geiseln in der Hand der Terrororganisation Hamas erinnert und ihre Freilassung gefordert. Sie benannten den Platz neben der Staatsoper heute für die nächsten drei Wochen in «Platz der Hamas-Geiseln» um.
«Seit dem 7. Oktober begleitet uns der bestialische Horror, der Terror der Hamas bei jedem Schritt, begleiten uns unsere entführten Kinder, Schwestern, Väter bei jedem Atemzug», sagte Organisatorin Melody Sucharewicz.
Schicksal der übrigen Geiseln ist unklar
Die Hamas und ihre Unterstützer hatten bei einem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 nicht nur etwa 1200 Menschen ermordet, sondern auch etwa 230 Frauen, Männer und Kinder entführt. 105 von ihnen kamen nach einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas nach knapp zwei Monaten frei. Das Schicksal der übrigen Geiseln ist unklar. Etwa 100 von ihnen dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein.
Alon Gat bangt um seine Schwester Carmel, die am 7. Oktober aus dem Kibbuz Beeri verschleppt worden war - ebenso wie Alon Gat selbst, seine Frau Yarden Roman-Gat und ihre dreijährige Tochter. Alon Gat gelang mit dem Kind vor dem Transport in den Gazastreifen die Flucht. Yarden kam nach 54 Tagen mit anderen Geiseln frei. Seine Schwester blieb in Gefangenschaft.
«Carmel wird heute 40 Jahre alt, heute ist ihr Geburtstag», sagte Gat. «Ich möchte Sie bitten sich vorzustellen, dass Ihre Schwester ihren Geburtstag mit Terroristen begeht, die jeden Tag Frauen vergewaltigen, ermorden, missbrauchen. Das ist die Situation, in der wir uns befinden.»
Rettung der Angehörigen als Mission
Der 65-jährige Jechiel Jahud kämpft um die Freilassung seines Sohns, seiner Tochter und deren Freund, die ebenfalls am 7. Oktober verschleppt wurden. Ihre Rettung sei nun seine Mission, sagte Jahud. Manchmal breche er zusammen, aber eines gebe ihm Kraft: Wenige Tage nach dem Angriff der Hamas habe seine Schwiegertochter die jüngste Tochter seines Sohns Dolev zur Welt gebracht. «Sie ist ein glückliches Kind, das lacht, wenn man an ihrer Krippe vorbeigeht», sagte Jahud. Sie warte auf ihren Vater, den sie nicht kenne.
Sucharewicz dankte der deutschen Regierung, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) für ihren Einsatz zur Freilassung der Geiseln. Wichtig sei, dass sie diese Bemühungen unvermindert fortführen, sagte die Initiatorin.
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