Joe Biden begann seine Rede mit Blick auf sein Alter selbstironisch, wurde aber auch ernst.
Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
Joe Biden begann seine Rede mit Blick auf sein Alter selbstironisch, wurde aber auch ernst.
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Correspondents' Dinner: Trump-Witze und Proteste vor der Tür

Einmal im Jahr gibt es für die Hauptstadtpresse in Washington eine Comedy-Einlage des US-Präsidenten. So auch jetzt - doch Biden hat nicht nur Witze im Gepäck. Derweil regt sich vor den Türen Protest.

US-Präsident Joe Biden hat beim traditionellen Galadinner des Washingtoner Pressekorps Witze über Ex-Präsident Donald Trump gerissen und die Medien ermahnt, ihre Rolle in der Demokratie wahrzunehmen. «Ich bitte Sie sicherlich nicht darum, eine Seite zu wählen», sagte er vor dem Publikum des Correspondents' Dinner in Washington. «Ich bitte Sie darum, sich der Ernsthaftigkeit des Augenblicks bewusst zu werden.» Alle müssten dazu beitragen, «dass die amerikanische Demokratie Bestand hat».

Zuvor hatte der 81-jährige Biden seine Rede mit Blick auf sein Alter selbstironisch begonnen, sie aber auch für etliche Seitenhiebe gegen seinen voraussichtlichen republikanischen Kontrahenten im Präsidentschaftswahlkampf genutzt. So witzelte er unter anderem über den Strafprozess gegen den 77-jährigen Trump im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an die Porno-Darstellerin Stormy Daniels. «Donald hatte in letzter Zeit ein paar harte Tage. Man könnte sagen: stürmisches Wetter», sagte Biden in Anspielung auf Daniels' Vornamen. («Stormy» ist auch das englische Wort für «stürmisch».)

Der Republikaner befindet sich derzeit fast täglich im Gericht in New York. Die Anklage wirft ihm vor, er habe den Ausgang der US-Präsidentenwahl 2016 mit der Zahlung von 130.000 Dollar an Daniels beeinflussen wollen. Die Transaktion selbst war zwar nicht illegal, bei der Rückerstattung des Geldes an seinen Anwalt soll Trump jedoch Geschäftsunterlagen gefälscht haben, um ihren eigentlichen Zweck zu verschleiern. «Was zur Hölle», kommentierte das Biden.

Komiker Jost teilt aus: Sleepy Joe ist noch wach

Die Journalisten-Vereinigung der im Weißen Haus akkreditierten Korrespondenten veranstaltet den Festabend seit mehr als 100 Jahren. Der Präsident ist gewöhnlich Stargast - einzig Trump nahm während seiner Amtszeit nie teil. Anwesend sind neben Journalistinnen und Journalisten sowie hochrangigen Regierungsmitgliedern auch immer einige Hollywood-Größen. Dieses Jahr saß unter anderem die Schauspielerin Scarlett Johansson im Publikum. Sie ist mit dem Comedian Colin Jost verheiratet, der den traditionellen Unterhaltungsteil des Abends übernahm.

Dabei teilte er gen Trump, aber auch in alle anderen Richtungen aus. «Ich möchte darauf hinweisen, dass Sleepy Joe nach 22 Uhr noch wach ist», scherzte der Komiker über Biden - den Spitznamen (auf Deutsch etwa: «schläfriger Joe») hatte Trump dem Demokraten im Präsidentschaftswahlkampf 2020 gegeben und nutzt ihn seitdem immer wieder. An die Presse gerichtet sagte Jost: «Wie viele hier tue ich auch so, als ob ich Nachrichten mache.» Jost moderiert in der US-Comedyshow «Saturday Night Live» eine Satire-Nachrichtensendung.

Propalästinensische Demonstranten üben Medienkritik

Wie bei mittlerweile nahezu jedem Auftritt von Präsident Biden hatten sich auch einige Hundert propalästinensische Demonstranten am Veranstaltungsort versammelt. Sie konfrontierten die eintreffenden Journalistinnen und Journalisten lautstark mit Kritik an deren Nahost-Berichterstattung. Mit Trommeln unterlegt riefen sie in Sprechchören: «Schande über Euch» und «Macht Euren Job». Manche Protestierenden trugen blaue Helme und T-Shirts mit der Aufschrift «Presse», die an Schutzwesten von Kriegsreportern erinnerten. Eine Demonstrantin erklärte, so solle auf die Situation palästinensischer Journalistinnen und Journalisten hingewiesen werden.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen von Anfang März wurden seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 100 Journalisten im Gazastreifen getötet. Eine Kritik der Vereinigung der Auslandspresse (FPA) lautet außerdem, dass Israel unabhängigen Berichterstattern nur sehr eingeschränkt Zugang zum Kriegsgebiet ermöglicht. Die zuständigen Behörden begründen dies mit Sicherheits- und logistischen Problemen.

Während sich propalästinensische Demos besonders an US-Universitäten zuletzt ausgeweitet und teils verschärft haben, handelte es sich nach Einschätzung von Polizisten vor Ort um einen verhältnismäßig kleinen Protest. Nach Angaben eines anwesenden US-Reporters gab es im vergangenen Jahr vor den Türen des Veranstaltungsortes einen Klimaprotest in ähnlicher Größenordnung.

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