Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht in jüngsten Äußerungen des Papstes keinen Widerspruch zu den Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland.
Andreas Arnold/dpa
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht in jüngsten Äußerungen des Papstes keinen Widerspruch zu den Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland.
Katholische Kirche

Was will Papst Leo? Deutsche Bischöfe im Schwebezustand

In Fulda tagen die deutschen Bischöfe. Ihr Problem: Sie wissen derzeit noch nicht, inwieweit der neue Papst ihre Reformbemühungen mitträgt. Und untereinander sind sie sich auch nicht unbedingt einig.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht in Aussagen des neuen Papstes Leo XIV. keinen Widerspruch zu den Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland. «Ich bin da sehr zufrieden mit», beteuerte Bätzing vor Beginn der diesjährigen Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda. Die Äußerungen des Papstes stünden nicht im Widerspruch zu dem, was die deutschen Katholiken im Rahmen ihres Reformprozesses Synodaler Weg anstrebten. 

«Es ist in keinster Weise ein Gegensatz», sagte Bätzing. «Maßvoll werden wir andere Dinge tun, weil es die pastorale Situation in unserem Land und weil es die Seelsorge an den Menschen notwendig macht. Aber wir bleiben zusammen.»

Der neue Papst will erst mal alles beim Alten lassen

Der Papst hatte Medienberichten zufolge im ersten größeren Interview seit seiner Wahl im Mai gesagt, in der Kirche sei zwar jeder willkommen, aber ihre Lehre werde sich nicht ändern. Jedes Thema, das mit LGBTQ-Fragen zu tun habe, sei «höchst polarisierend». Die Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer. In der katholischen Kirche gilt Homosexualität traditionell als Sünde.

Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) machen sich hier und auf anderen Feldern für einen liberaleren Kurs stark. Das ZdK vertritt die sogenannten Laien (Nicht-Kleriker), die praktizierenden Katholiken in den Gemeinden.

Anders als Bätzing kommentierte die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp die Aussage des Papstes im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur durchaus kritisch. Es sei gleichermaßen polarisierend, das Thema der Diskriminierung von Menschen aus der LGBTQ-Community in der Kirche auszuklammern, sagte sie. «Die Frage ist am Ende, ob wir Menschen weiter diskriminieren und sie lediglich auf sehr abstrakte Weise in allgemeinen Formulierungen anerkennen oder ob wir das konkret unterlegen etwa durch Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare.» 

Kirchenrechtler Schüller sieht Konservative frohlocken

Zu den Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare hatte die Bischofskonferenz kürzlich eine offizielle Handreichung veröffentlicht. «Durch die Äußerungen von Papst Leo XIV. dürfte auch diese Handreichung abgeräumt sein, und die Blockierer dürften frohlocken», sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüller der dpa. «Damit ist auch der Synodale Weg faktisch Makulatur, vor allem was dieses Thema, aber auch das Frauenthema angeht.» 

Dagegen sagte der Theologe Daniel Bogner: «Es ist noch zu früh, um einschätzen zu können, welchen Weg genau Papst Leo einschlagen wird. Ein Interview alleine reicht da nicht.» Wenn in Kürze seine erste Enzyklika - sein erstes Lehrschreiben - veröffentlicht werde, könne man Genaueres sagen.

Reformer, Verweigerer - und viele Unentschlossene

Nach Einschätzung von ZdK-Präsidentin Stetter Karp gibt es in der Bischofskonferenz im Wesentlichen drei Lager: Reformer, Verweigerer und Unentschlossene. Bemerkenswert sei, dass der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, in der vergangenen Woche zur Abschaffung des Pflichtzölibats - der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester - aufgerufen habe. Das zeige deutlich, dass einige Bischöfe verstanden hätten, dass sich dringend etwas ändern müsse. 

Zu dieser Reformer-Gruppe gehöre definitiv auch der Vorsitzende Bätzing. «Er und andere haben sich auch unterstützend zur Priesterweihe für Frauen ausgesprochen - das ist neu, das gab es vor zwei Jahren noch nicht», sagte Stetter-Karp.

Wahr sei aber auch, dass die Verweigerer laut seien und viel mediale Aufmerksamkeit bekämen. Dazwischen stehe die große Gruppe der Unentschlossenen. «Sie warten ab, welche Signale nun aus Rom kommen. Da gibt es auch Bischöfe, die sich wegducken, die sich etwa zu wichtigen Sitzungen entschuldigen lassen, offenbar um sich erst gar nicht positionieren zu müssen.»

Sparkurs aufgrund zurückgehender Kirchensteuern

Ein weiteres brisantes Thema innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland ist der derzeitige Sparprozess angesichts sinkender Einnahmen aus Kirchensteuern. Zuwendungen an viele katholische Organisationen, Hilfswerke und Verbände würden infolgedessen massiv gekürzt, sagte Theologe Bogner. «Frust gibt es darüber, dass bisher keine nachvollziehbare Diskussion über die Kriterien und Ziele des Sparens stattgefunden hat.» 

100 000 Unterschriften gegen Verjährung bei Missbrauch

Auch das Thema Missbrauchsaufarbeitung steht wieder auf der Tagesordnung der Bischöfe. Passend dazu haben mehr als 100.000 Menschen eine Petition unterschrieben, wonach sich die katholische Kirche bei Schmerzensgeldprozessen von Missbrauchsopfern nicht auf Verjährung berufen soll. Viele Klageverfahren kommen deshalb derzeit nicht zustande. Stattdessen zahlt die Kirche freiwillige «Anerkennungsleistungen». Bätzing sagte in Fulda, die Kirche wolle an den Eckdaten dieses Verfahrens festhalten.

Von Christoph Driessen und Nicole Schippers, dpa
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