Ärger mit Madrid: Venezuela bestellt Botschafter ein
Spaniens Verteidigungsministerin bezeichnet Venezuela als Diktatur - Wasser auf die Mühlen eines ohnehin schwelenden Konfliktes zwischen Caracas und Madrid. Das hat diplomatische Folgen.
Spaniens Verteidigungsministerin bezeichnet Venezuela als Diktatur - Wasser auf die Mühlen eines ohnehin schwelenden Konfliktes zwischen Caracas und Madrid. Das hat diplomatische Folgen.
Als Reaktion auf eine kritische Äußerung der spanischen Verteidigungsministerin Margarita Robles hat Venezuela seine Botschafterin in Madrid zu Konsultationen gerufen. Gleichzeitig sei der spanische Botschafter für Freitag ins Außenministerium in Caracas einbestellt worden, teilte Venezuelas Außenminister Yván Gil in einem Telegram-Post mit.
Robles hatte am Donnerstag bei einer Buchvorstellung in Madrid Bezug auf Venezolaner im Exil genommen und dabei gesagt, die Männer und Frauen hätten ihr Land verlassen müssen, «genau wegen der Diktatur, die sie erleben». Gil bezeichnete die Äußerungen der spanischen Ministerin in seinem Post als «unverschämt, störend und unhöflich».
Spaniens Außenminister schlägt mildere Töne an
Der spanische Außenminister José Manuel Albares spielte in einer ersten Reaktion die Polemik herunter. Die von Caracas beschlossenen Maßnahmen seien «souveräne Entscheidungen, die jedem Staat zustehen». Man wolle zu Venezuela «die bestmöglichen Beziehungen unterhalten», betonte er im Interview des staatlichen Radiosenders RNE. Ansonsten gebe es «nichts zu kommentieren».
Anders als seine Kabinettskollegin Robles weigerte sich Albares, Venezuela als Diktatur zu bezeichnen. Auf eine entsprechende Frage des Interviewers antwortete er, Außenminister seien keine Experten im Bereich Verfassungsrecht und deshalb «die letzten Personen, die solche Klassifizierungen vornehmen sollten».
Oppositionskandidat González nach Spanien ausgereist
Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem seit elf Jahren von Staatschef Nicolás Maduro autoritär regierten Venezuela und vielen westlichen Ländern haben sich nach der Präsidentenwahl Ende Juli weiter verschlechtert. Die linientreue Wahlbehörde hatte Maduro zum Sieger erklärt. Die Opposition des Landes sprach hingegen von Wahlbetrug und reklamierte den Sieg für ihren Kandidaten Edmundo González.
Dieser war am vergangenen Wochenende nach Spanien ausgereist und hatte dort politisches Asyl beantragt. Zuvor war gegen ihn in Venezuela Haftbefehl unter anderem wegen Sabotage, Verschwörung und Amtsanmaßung erlassen worden.
Die USA und mehrere Länder Lateinamerikas erkennen González als Wahlsieger an, und auch die Europäische Union bezweifelt das offizielle Ergebnis. Am Donnerstag verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen mehrere Vertraute Maduros, denen sie vorwirft, einen transparenten Wahlprozess behindert zu haben.
© dpa-infocom, dpa:240913-930-231272/2
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