Vorgängerin Brockmann (r) krönt Nachfolgerin Weihl (l)
Uwe Anspach/dpa
Vorgängerin Brockmann (r) krönt Nachfolgerin Weihl (l)
Monarchin auf Zeit

«Unbeschreiblich»: Charlotte Weihl neue Deutsche Weinkönigin

Erstmals seit 2014 stellt das Anbaugebiet Pfalz wieder Deutschlands Weinkönigin. Im Jubel ihrer Fangemeinde nimmt die wichtigste Botschafterin der Branche die Krone entgegen. Was will sie erreichen?

Die Gewinnerin fächelte sich mit beiden Händen kräftig Luft zu und konnte ihren Sieg kaum fassen: Charlotte Weihl aus dem Anbaugebiet Pfalz ist die 76. Deutsche Weinkönigin. In einem spannenden Finale setzte sich die 25-Jährige in Neustadt/Weinstraße (Pfalz) gegen vier Mitbewerberinnen ebenfalls aus Rheinland-Pfalz durch.

«Mich durchlaufen gerade die verschiedensten Emotionen», sagte die Mitarbeiterin in einem Weingut nach dem goldenen Konfettiregen überglücklich der Deutschen Presse-Agentur. «Es wird bestimmt Tage oder Wochen dauern, um zu verstehen, was hier gerade passiert ist.» Als Weinkönigin vertritt sie nun ein Jahr lang rund 15 000 Winzerinnen und Winzer.

Im Jubel ihrer Fangemeinde empfing die neue «First Lady des Rebensafts» mit breitem Lächeln die Krone von Vorgängerin Eva Brockmann aus Franken. Im Namen der Rebe nimmt Weihl nun zahlreiche Termine auch im Ausland wahr. «Im Team wollen wir der Welt den deutschen Wein schmackhaft machen», betonte die Monarchin auf Zeit und winkte nach allen Seiten. «Das Gefühl ist unbeschreiblich.» Aus der Pfalz kam die Siegerin zuletzt 2014.

Erstmals stammten alle fünf Finalistinnen aus Rheinland-Pfalz. Sie hatten sich in einem Vorentscheid gegen sieben Kandidatinnen aus anderen Weinbaugebieten durchgesetzt.

Die Finalistinnen mussten unter anderem Weinsorten bei einer Blindverkostung erkennen und in weinbezogenen Spielen auf der Bühne ihre Schlagfertigkeit unter Beweis stellen. Vor Hunderten Gästen im Saalbau wählten eine Jury und das Publikum anschließend Katharina Gräff (24, Nahe) und Julia Lambrich (26, Mittelrhein) zu Weinprinzessinnen. Im Kampf um die Krone unterlagen Annalena Baum (25, Rheinhessen) und Marie-Sophie Schwarz (24, Mosel).

Erstmals alle Finalistinnen aus Rheinland-Pfalz

Die jeweilige Fangemeinde feuerte ihre Favoritin frenetisch an. Einige wedelten mit Namensplakaten, andere trugen T-Shirts mit dem Konterfei ihrer Auserwählten. Viele Fähnchen wurden geschwenkt.

Die Deutsche Weinkönigin wirbt seit 1949 für die Branche. Bis 1999 galten die Bedingungen, dass die Kandidatinnen ledig sein und aus einer Winzerfamilie stammen mussten. Insgesamt gibt es in Deutschland 13 Weinanbaugebiete, das größte ist Rheinhessen. Dort trägt seit Kurzem erstmals ein Mann die lokale Krone. Er wird dann 2025 im Bundesfinale dabei sein. Aus Deutschland gingen 2023 rund 115 Millionen Hektoliter in den Export. Dies entspricht rund einem Achtel einer durchschnittlichen Weinmosternte von 8,8 Millionen Hektolitern.

Die bisherige Amtsinhaberin Eva Brockmann nahm in Neustadt bewegt Abschied. «Ganz sicher werde ich in den ersten Tagen und Wochen den Trubel ein bisschen vermissen», sagte die 25-Jährige. «Aber heute Abend ist es endgültig vorbei. Ich freue mich auf das, was jetzt vor mir liegt.»

Die rheinland-pfälzische Landesregierung gratulierte der neuen Weinkönigin und den beiden Prinzessinnen. «Dieses Majestäten-Trio wird die rheinland-pfälzische Weinkultur und Lebensfreude in der Welt hervorragend vertreten. Für Rheinland-Pfalz war es natürlich ein besonderes Finale mit fünf Kandidatinnen aus unserem Bundesland», erklärten Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) und Weinbauministerin Daniela Schmitt (FDP). «Auch die beiden unterlegenen Teilnehmerinnen können stolz auf ihre Leistung vor bundesweitem Publikum sein.»

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