Modisch im Trend ist, was wir tragen. Zuletzt haben selbst die großen Modedesigner den Stil der Straße aufgegriffen: Hoodies, Bomberjacken, bequeme Hosen und Kleider - und flache Schuhe wie Sneaker. Doch Veränderungen wird es geben. Carl Tillessen, Trendanalyst vom Deutschen Mode-Institut, erkennt sogar «einen grundsätzlichen Bruch, ein ganz neues Lebensgefühl».
Die 20er Jahre nehmen Gestalt an, wie er meint. Nach der Hochphase der Pandemie und Jahren, die Trendbewusste der Selbstoptimierung opferten, gönnten sich Menschen nun wieder mehr Vergnügen. Es gebe einen «Hier-und-Jetzt-Hedonismus».
Der Lifestyle of Health and Sustainability («L.O.H.A.S.») sei an seinem Ende angelangt, sagt Tillessen. «Er ist das ewige Später. Wenn wir uns jetzt kasteien - so sein Versprechen - werden wir später einen gesunden Körper und eine gesunde Umwelt haben. Auf die Dauer jedoch ist der Druck, sich selbst zu optimieren, in Verbindung mit dem Druck, die Welt zu retten, eins zu viel.»
Die Mode werde daher wilder und freizügiger. Das Frivole kehre zurück. «Es wimmelt in der Mode nur so von Fetisch-Elementen», sagt Tillessen. «Die Laufstege sind bevölkert von Bad Boys und Bad Girls. Wir sehnen uns nach Zügellosigkeit, brauchen Ventile, wollen ausbrechen, uns ausleben... Und das kommt in der Mode zum Ausdruck». Zum Beispiel durch «zerrissene Strumpfhosen, schief geknöpfte Oberteile, zerlumpte Kleidung», sagt der Trend-Analyst. «Die Mode zeigt uns nicht mehr nur den Glanz, sondern auch den Schatten.»