Stress statt Erholung: Wie viele ihre Freizeit bewerten
Wie oft haben Sie das Gefühl, mit Ihrer Freizeit Sinnvolleres anstellen zu können? Wie oft verspüren Sie Stress, obwohl Sie im Feierabend sind? Laut einer Umfrage sind Sie damit nicht allein.
Wie oft haben Sie das Gefühl, mit Ihrer Freizeit Sinnvolleres anstellen zu können? Wie oft verspüren Sie Stress, obwohl Sie im Feierabend sind? Laut einer Umfrage sind Sie damit nicht allein.
Sie finden keine echte Entspannung, schlafen nicht erholsam oder fühlen Stress in der Freizeit: So empfinden viele Menschen laut einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.
Ihren Schlaf empfinden 41 Prozent als eher nicht bis gar nicht erholsam. Gar nicht oder nicht gut entspannen können sich nach eigener Einschätzung 37 Prozent. 45 Prozent sagten Yougov zufolge, dass sie sehr wenig oder eher wenig Zeit für sich selbst und für ihre persönlichen Interessen haben.
Professor Ulrich Reinhardt, der zu Freizeitverhalten und Lebensqualität forscht, hält solche Empfindungen für «relativ normal» - und nicht für ein Zeichen unserer Zeit. «Natürlich ist der Stress in manchen Situationen größer geworden, aber in anderen Stressbereichen hat er eben auch abgenommen», sagt Reinhardt. Dabei stützt er sich auf Vergleiche des seit 40 Jahren erhobenen Freizeit-Monitors der Stiftung für Zukunftsfragen.
In der Freizeit sind viele Getriebene
Allerdings seien viele in der Freizeit Getriebene, stellt Reinhardt auch fest. «Freizeit definiert sich über die Freiwilligkeit - wenn man etwas tut, ohne es tun zu müssen. Wir schaffen es aber in der Freizeit an sich nie, das zu tun.» Das zeigt auch die Yougov-Umfrage: 50 Prozent der Befragten empfinden manchmal bis sehr häufig Freizeitstress - also Druck oder Zeitdruck in Momenten, in denen sie nicht arbeiten müssen.
Danach befragt, wie häufig sie das Gefühl haben, dass sie ihre freie Zeit lieber sinnvoller verbringen würden, als sie es tatsächlich getan haben, stimmten 6 Prozent der Aussage «sehr häufig», 16 Prozent «häufig» und 33 Prozent «manchmal» zu.
Laut Reinhardt ist Freizeit oft vollgestopft mit Aktivitäten wie Fernsehschauen, Telefonieren sowie im Internet oder in den sozialen Netzwerken Surfen. «Wenn man aber danach fragt, was würdest du gerne häufiger machen, ja, dann würden viele gerne mehr kulturelle Veranstaltungen besuchen, würden sich häufiger mit Freunden treffen, würden mehr Sport treiben, würden mehr gesellige Aktivitäten machen, würden sich mehr erholen», zählt der Forscher auf.
Von der Freude, mal etwas zu verpassen
Das sei dann «schon so ein bisschen ein Zeichen unserer Zeit», so Reinhardt. «Es gibt diesen amerikanischen Begriff: Fomo - fear of missing out (deutsch: Angst, etwas zu verpassen). Aber an sich müsste es Jomo heißen - joy of missing out. Also, dass man gerne mal etwas verpasst, als ständig dieses Gefühl zu haben, man muss überall dabei sein.»
Und nur um das noch mal klarzustellen: Freizeit ist ursprünglich zur Regeneration von und für den Alltag da, erklärt Forscher Reinhardt. «Das müssten wir natürlich wieder stärker berücksichtigen und nicht dieses Gefühl haben, auch in der Freizeit ständig performen zu müssen. Wir wollen jetzt ja nicht nur unsere Arbeitszeit optimieren, wir wollen nicht nur unseren Körper optimieren, jetzt versuchen wir auch noch unsere Freizeit zu optimieren. Das ist totaler Quatsch. Das sollte man auf keinen Fall tun.»
Wie wäre es stattdessen einfach mit Langweile? Auch das Gefühl erleben viele derzeit in ihrer Freizeit nicht: Jeweils 35 Prozent der Befragten gaben an, nur selten oder nie gelangweilt zu sein.
Aber es gibt eben auch die andere Seite dieser Zahlen: Eine meist ebenso große Gruppe Menschen erlebt ihre Erholung und Freizeit ganz anders. So geben 50 Prozent der Befragten an, sehr viel bis eher viel Zeit für sich und ihre Interessen zu haben. 60 Prozent können gut bis sehr gut entspannen und 55 Prozent schätzen ihren Schlaf als sehr bis eher erholsam ein.
Für die repräsentative Online-Befragung von YouGov wurden zwischen dem 19. und 21. Dezember 2042 Menschen befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung von 18 bis 75 Jahren.
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