Moderator Johannes B. Kerner spricht während der TV-Spendengala «Ein Herz für Kinder» mit der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer.
Sebastian Gollnow/dpa
Moderator Johannes B. Kerner spricht während der TV-Spendengala «Ein Herz für Kinder» mit der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer.
«Ein Herz für Kinder»

Spendengala: Den stärksten Moment schafft eine 102-Jährige

Viele Stars und aufgeweckte Kids sollen der TV-Gala «Ein Herz für Kinder» die Leichtigkeit einer Unterhaltungsshow verleihen. Aber es sind dann doch die schweren Themen, die im Gedächtnis bleiben.

Die Benefiz-Show «Ein Herz für Kinder» hat erneut alle Register des Entertainments gezogen. Ein riesiges Staraufgebot geht an die Spendentelefone. Tennisspieler Alexander Zverev lässt sich an der Tischtennis-Platte von einer 13-Jährigen vernichtend schlagen und überweist für jeden verpatzten Ball 1000 Euro. Oliver und Amira Pocher sind für einen kurzen Augenblick wieder Seite an Seite zu sehen. Roland Kaiser outet sich als ein Riesen-Fan Mick Jaggers. Leuchtende Kinderaugen beweisen eindrücklich, dass man mit klug eingesetztem Geld sehr viel Gutes auf der Welt bewirken kann.

Und Deutschland zeigt sich großzügig: Exakt 21.216.573 Euro kommen für Kinder in Not zusammen, wie zum Schluss Moderator Johannes B. Kerner und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in der Show aus Berlin enthüllen.

Dennoch sind es die ernsten Momente, die am meisten nachhallen. Kein Wunder angesichts der Weltlage zwischen Ukrainekrieg, Nahostkonflikt und einer Häufung antisemitischer Übergriffe in Deutschland. In einer Show, die sich eigentlich um Kinder dreht, ist es eine 102-Jährige, die den wichtigsten Moment schafft. Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer hat einen eindringlichen Appell an das TV-Publikum: «Als ich 2010 zurückgekommen bin aus Amerika, nachdem ich 64 Jahre dort gelebt habe, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass so etwas jetzt wieder passieren kann. So hat es damals auch angefangen», sagt sie in der Benefiz-Gala von ZDF und «Bild» live zu Millionen - vor dem Fernseher schauen 2,79 Millionen zu (Marktanteil 11,7 Prozent). Die zierliche Frau spricht ruhig, unaufgeregt, doch mit fester Stimme: «Es darf nie wieder passieren, was man damals Menschen angetan hat.»

Klitschko: «Kinder brauchen Kuscheln, nicht Kugeln»

Es ist nicht der einzige Auftritt, in dem die Schatten von Krieg und Krise die weihnachtliche Hochglanzkulisse kurz verfinstern. Weltstar Wladimir Klitschko wirkt traurig, aber entschlossen, als er über das Leid der Kinder in seinem Heimatland Ukraine spricht. Es gehe darum, «unsere verschleppten Kinder zurückzubekommen. Seit Anfang des Krieges 2014 sind Hunderttausende verschleppt, geklaut und rekrutiert worden. Später, nach drei, vier, fünf Jahren mit Propaganda hat man sie gehirngewaschen und ihnen Waffen in die Hand gegeben.» Es gebe Fälle, wo Familienmitglieder auf beiden Seiten der Front kämpften. «Mein Engagement ist, die verschleppten Kinder zurückzubekommen zu ihren Familien und zu Verwandten, die noch am Leben geblieben sind.» Klitschkos knappes Fazit: «Kinder brauchen Kuscheln, nicht Kugeln.»

Versöhnlicher wird es, als Popstar Mick Jagger eine Sonder-Pressung einer Rolling-Stones-Platte an «Ein Herz für Kinder» spendet - und Roland Kaiser sie prompt ersteigert. «Es ist wichtig, Kindern alle Chancen auf ein normales Leben mit Schutz und Erziehung zu bieten, um ihre Potenziale auszuleben», so Jagger im Video-Telefonat mit Kerner. Schlagersänger Kaiser gibt daraufhin das höchste Gebot ab und spendet 10.000 Euro für die Test-Pressung der Platte «Sweet Sounds Of Heaven» von den Rolling Stones und Lady Gaga - eine von zehn auf der Welt. «Mick Jagger ist mein Held», sagt Kaiser. Er werde die Platte aber zu Weihnachten einem Freund schenken - einem noch größeren Stones-Fan.

Von Christof Bock, dpa
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