Ein Wintersportler fährt auf Skiern eine Piste hinunter.
Philipp von Ditfurth/dpa
Ein Wintersportler fährt auf Skiern eine Piste hinunter.
Tourismus

Skisaison startet hoffnungsvoll mit viel Neuschnee

Die Wintersportgebiete stehen auch dieses Jahr vor Herausforderungen. Die Preise steigen. Doch für den Saisonauftakt sieht es fast perfekt aus: Der Schnee ist da, die Lifte starten - oft früher als sonst.

Schon aus der Ferne ist es zu sehen: Die Berge sind weiß - der Schnee ist da. Früher als gewöhnlich kann damit - nach Österreich - auch in einigen deutschen Skigebieten die Wintersportsaison starten. Erste Lifte liefen etwa in Baden-Württemberg schon am Mittwoch an, am Söllereck bei Oberstdorf soll es am Donnerstag losgehen, am Freitag folgen unter anderem der Feldberg im Schwarzwald und die Zugspitze.

Auch im Sauerland beginnt am kommenden Wochenende ungewöhnlich früh die Skisaison. Mit bis zu 30 Zentimetern Naturschnee und guten Bedingungen für die Schneekanonen will Winterberg an diesem Freitag starten. Das plant etwa auch die Ski- und Rodelarena Altenberg im Osterzgebirge. Am Samstag soll auch auf Hessens höchstem Berg, der Wasserkuppe in der Rhön, die Wintersportsaison starten.

An Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, geht es gleich mit drei Liften los, in den beiden Vorjahren war es nur einer. Die Schneehöhe auf den Pisten liegt laut Bayerischer Zugspitzbahn bei bis zu 1,50 Meter, abseits der Pisten sogar bei bis zu 1,80 Meter, mehr als in den Vorjahren um diese Zeit. Frau Holle habe es gut gemeint, heißt es auch aus Oberstdorf. «Die ergiebigen Schneefälle der letzten Tage sowie die erwarteten winterlichen Niederschläge und der große Einsatz der Mitarbeiter ermöglichen einen frühzeitigen Saisonstart am Söllereck.»

Kommt ein Bilderbuchstart?

In den oberbayerischen Alpen Plus am Spitzingseegebiet und am Sudelfeld sollen am Wochenende erste Lifte laufen, die Betreiber sprechen von einem Bilderbuchstart. Weitere Gebiete folgen - bis zum ersten Weihnachtstag sollen überall Skifahrer ihre Schwünge ziehen können.

Erneut wird der Skispaß teurer. Zwischen knapp vier und zehn Prozent mehr dürfte es je nach Skigebiet kosten, ergab im Oktober eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks unter den Skigebieten. Auch andere Medien hatten über die höheren Preise berichtet. In Österreich steigen die Preise demnach ebenfalls um bis zu zehn Prozent. Die gestiegenen Preise vor allem bei Energie und Personal schlügen auch bei den Liften durch, heißt es bei den Betreibern.

An der 2962 Meter hohen Zugspitze sind seit ein paar Wochen die Pistenraupen unterwegs. Sie haben den Schnee des Vorjahres, der sich in Mulden zusammengeschoben gehalten hat, auf den Pisten verteilt. «Es hat viel Schnee den Sommer überdauert. Das ist eine sehr gute Basis für unsere Pisten am Zugspitzplatt», sagt die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Verena Tanzer. Nach zwei Corona-Jahren und einem Winter im Zeichen der Energiekrise sehe es erstmals wieder nach einem normalen Winter aus.

Preise teils kräftig gestiegen

An der Zugspitze und im Gebiet Garmisch Classic kostet die Tageskarte 62 Euro, fünf Euro mehr als im vergangenen Winter. Ähnlich teuer ist der Skipass in der Grenz-Skiregion Oberstdorf und Kleinwalsertal mit 62,90 Euro (2022/2023: 57,50 Euro). In Österreich mit seinen oft weitläufigeren Gebieten liegen die Preise teils auch über 70 Euro.

Die Alpen-Plus-Skigebiete Sudelfeld und Brauneck bleiben mit 49,50 Euro knapp unter der 50-Euro-Marke. Am Jenner in Berchtesgaden kostet der Tagespass 42 Euro, ebenso am Großen Arber (Vorsaison: 39 Euro).

Wichtig sei, dass Skifahren auch für Familien finanzierbar bleibe, heißt es beim Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte. Mit speziellen Angeboten und Ermäßigungen «wollen wir erreichen, dass sich auch Familien das Skifahren noch leisten und unvergessliche Erlebnisse in den Bergen teilen können», sagte Antonia Asenstorfer, Geschäftsführerin der Alpen Plus-Skigebiete und VDS-Vorstandsmitglied, am Donnerstag.

Themen für die Liftbetreiber bleiben Klimawandel und Nachhaltigkeit. «Wir nehmen unsere Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen sehr ernst», sagte Henrik Volpert, Vorstand der Bergbahnen Oberstdorf Kleinwalsertal und stellvertretender VDS-Vorstand. Derzeit nutzen laut VDS 74 Prozent der Unternehmen Ökostrom.

Größte Auswirkungen durch Anfahrt und Übernachtung

Nur zwei Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Wintersportlers fallen bei den Aktivitäten im Skigebiet selbst an, 78 Prozent hingegen bei der Anfahrt und 20 Prozent bei der Übernachtung, schreibt der VDS unter Berufung auf Studien. «Je kürzer die Anreise, desto besser die CO2-Bilanz», wirbt der Verband für den Wintersport in der Heimat. Zudem seien viele Ski- und Wandergebiete gut an den ÖPNV angebunden.

Auch Klaus Stöttner, Präsident des Tourismusverbandes Oberbayern und München, plädiert für die heimischen Berge. «Der nachhaltigste Urlaub ist, wenn er in der Region gemacht wird.» Zudem bleibe das Geld im Land. Ohne Beschneiung wäre das alles in Gefahr. «Dann fahren die Leute nach Österreich, Südtirol, Frankreich oder in die Schweiz. Oder sie fliegen in die Karibik.» Viele Gäste hätten allerdings umgedacht, setzten auf Skitouren und Wandern und nutzten den ÖPNV zur Anreise. Der Wintertourismus mache in Bayern 40 Prozent aus, 60 Prozent der Sommer.

Umweltschützer stellen die Zukunft des Wintersports in Bayern seit langem in Frage. Sie kritisieren besonders den Einsatz der Schneekanonen. In der vergangenen Saison forderten sie angesichts der Energiekrise, komplett auf den Kunstschnee zu verzichten. Die Kritiker der Beschneiung, darunter der Deutsche Alpenverein, verlangen weiter einen Verzicht auf die steuerfinanzierte Förderung von Schneekanonen, die in Bayern erneut verlängert wurde.

Immerhin hatten die Liftbetreiber in der Vorsaison bei der Beschneiung gespart und auf die Beheizung von Sesselliftsitzen sowie auf Heizstrahler auf den Terrassen der Brotzeit-Hütten verzichtet.

In diesem Jahr sollen etwa im Skigebiet Garmisch Classic die Gäste wieder auf warmen Sitzen auf den Berg fahren. Bei der Beschneiung werde aber strikt nach einem Stufenplan vorgegangen, sagt Sprecherin Tanzer. «Wir wollen weiter haushalten mit Energie und Wasser.»

Von Sabine Dobel, dpa
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