Blick in einen Raum des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen: Bei einer Aktion gegen sogenanntes Cybergrooming geben sich LKA-Mitarbeiter als Kinder aus und chatten mit Personen über Plattformen und Soziale Netzwerke.
Oliver Auster/dpa
Blick in einen Raum des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen: Bei einer Aktion gegen sogenanntes Cybergrooming geben sich LKA-Mitarbeiter als Kinder aus und chatten mit Personen über Plattformen und Soziale Netzwerke.
Kriminalität

Sexuelle Gewalt gegen Kinder im Netz - Ermittler undercover

Wenn beim «Tatort» ein Ermittler undercover geht, legt er sich eine neue Identität zu. Beim Landeskriminalamt in NRW machen das Mitarbeiter ebenfalls, aber online: Sie geben sich als Kinder aus.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat verdeckt zu sexueller Gewalt gegen Kinder im Internet ermittelt, nun sind 93 Verfahren eingeleitet worden. «Die Zahlen zeigen deutlich, wie groß und dreckig der Sumpf ist, in dem meine Ermittlerinnen und Ermittler hier fischen», sagte der Chef des Landeskriminalamts (LKA), Ingo Wünsch.

Mitarbeiter der Behörde hatten sich über zwei Wochen im Internet als Kinder ausgegeben und mit Menschen kommuniziert, die sie teilweise sexuell belästigten oder zu sexuellen Handlungen nötigen wollten. Als Cybergrooming wird das gezielte Ansprechen von Kindern im Netz zum Anbahnen sexueller Kontakte bezeichnet.

Fokus auf Instagram

Die LKA-Mitarbeiter hatten sich bei der aktuellen Aktion vor allem auf das soziale Netzwerk Instagram fokussiert. Wie ein dpa-Reporter bei dem Einsatz beobachtete, betrieben die Spezialisten mehrere Konten gleichzeitig - über die sie als «Scheinkinder» vor allem mit fremden Männern schrieben.

Früher hat die Polizei sich vor allem in Chatforen bewegt, wo die Täter schon nach Sekunden zur Sache kommen. «Willst du mich nackt sehen?», fragte im Schutz der Anonymität ein User im zweiten Satz. Für die Aktionswochen haben sich die Ermittler bewusst auch Profile auf Instagram angelegt. Bei dem Netzwerk hat man noch wenig Erfahrung. Schnell wird klar: Hier lassen sich die Täter zwar mehr Zeit als im Chat - aber die Strategien sind genauso.

«Teilweise geben die sich selber auch als Kinder aus», so eine Online-Ermittlerin: «Also wenn wir die dann fragen, wie alt bist du denn? Und wir sagen zum Beispiel 11 oder 13, dann schreiben die oft, ja ich auch - oder: Ja, ich bin 15, ist das schlimm? Also es gibt auch welche, die ganz offen schreiben: Ich bin aber schon 48, schlimm?» Wenn ein Täter tatsächlich ein Nacktfoto schickt oder das «Scheinkind» zu sexuellen Handlungen auffordert, wird alles gesichert. Dann muss der Verdächtige aus der Anonymität geholt werden.

Ein beteiligte Polizistin betonte: «Das ist nur die Spitze des Eisbergs.» Und: «Da könnte man Hunderte, wenn nicht Tausende von Menschen mit beschäftigen.» LKA-Chef Wünsch sagte: «Kein Täter soll sich im Netz je sicher fühlen dürfen.»

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