Regisseur Roman Polanski muss sich in Paris vor Gericht verantworten.
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Regisseur Roman Polanski muss sich in Paris vor Gericht verantworten.
Justiz

Regisseur Polanski in Paris vor Gericht

Seine Filme sind gefeiert, doch wegen Missbrauchsvorwürfen wird Regisseur Polanski von vielen geächtet. Nun steht er wegen harter Worte gegen eines seiner mutmaßlichen Opfer vor Gericht.

Der gefeierte und umstrittene Regisseur Roman Polanski hatte die Missbrauchsvorwürfe der Schauspielerin Charlotte Lewis in einem Interview als widerliche Lüge bezeichnet. Wegen seiner harschen Worte steht er nun seit Dienstag wegen des Verdachts auf Verleumdung in Paris vor Gericht. Neben dem 90 Jahre alten Filmemacher muss sich auch die Herausgeberin der Illustrierten «Paris Match» verantworten, in der das Interview Ende 2019 erschien. Polanski selbst erschien zum Prozessauftakt nicht im Gerichtssaal.

Die Britin Lewis beschuldigte den französisch-polnischen Regisseur Polanski 2010, sie in den 1980er-Jahren sexuell missbraucht zu haben. «Er wusste, dass ich 16 Jahre alt war, als er sich in seinem Pariser Appartement mir aufzwang», sagte die Schauspielerin. Lewis hatte in Polanskis Film «Piraten» (1986) eine kleine Rolle übernommen.

Polanski wies die Vorwürfe zurück. In dem Interview der «Paris Match» Ende 2019 verwies der Regisseur zudem auf Aussagen der Schauspielerin, die die Vorwürfe seiner Meinung nach infrage stellten. In einem anderen interview habe Lewis gesagt, sie wisse nicht, mit wie vielen Männern sie als 14-Jährige gegen Geld Sex gehabt habe, und dass sie von Polanski fasziniert gewesen sei und seine Liebhaberin habe werden wollen. «Die grundlegende Eigenschaft eines guten Lügners ist ein ausgezeichnetes Gedächtnis», sagte Polanski dem Blatt. «Charlotte Lewis wird immer in der Liste meiner Anklägerinnen aufgeführt, ohne je auf diese Widersprüche hinzuweisen.» Lewis hatte zu dem von Polanski zitiertem Interview gesagt, zahlreiche ihr zugeschriebene Zitate von ihr seien nicht exakt.

Die Schauspielerin gab in der französischen Zeitung «Le Parisien» an, dass bereits 2010 eine Verleumdungskampagne gegen sie losgetreten worden sei. Es sei wie ein Albtraum gewesen, auf dem sie nicht hätte aufwachen können. Jeden Tag habe sie darunter gelitten. Auch auf ihre Karriere und Gesundheit habe sich das ausgewirkt. Eine Verurteilung Polanskis sieht Lewis der Zeitung zufolge als eine Art der Gerechtigkeit. «Roman Polanski weiß sehr gut, dass ich weder jemals eine Prostituierte noch eine Lügnerin war. Ich will nur meinen Namen für meinen Sohn und seine zukünftigen Kinder waschen.» Vielleicht könne sie irgendwann ein normales Leben beginnen.

Lewis ist bei weitem nicht die einzige Frau, die schwere Vorwürfe gegen Polanski erhoben hat. Besonders seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 haben mehrere Frauen den Macher zahlreicher filmischer Meisterwerke des sexuellen Missbrauchs vor allem in den 1970er-Jahren beschuldigt. Vorwürfe, die er bestreitet. Im Zuge von #MeToo wurde Polanski 2018 auch aus der Oscar-Akademie geworfen. Für viele ist er mittlerweile zur unerwünschten Person geworden. Man versuche seit Jahren, aus ihm «ein Monster zu machen», wehrte er sich in der «Paris Match».

Bereits seit mehr als 40 Jahren läuft gegen Polanski zudem ein Verfahren in den USA: Polanski soll eine 13-Jährige 1977 in der Villa von Hollywood-Star Jack Nicholson mit Drogen gefügig gemacht und sie dann vergewaltigt zu haben. Polanski bekannte sich damals schuldig und verbrachte 42 Tage in psychiatrischer Verwahrung. Am Tag vor der offiziellen Strafverkündung floh er aus Angst vor einer Haftverlängerung nach Frankreich. Seitdem lebt er überwiegend in Frankreich und vermeidet Länder zu besuchen, die mit den USA ein Auslieferungsabkommen haben.

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