Es war die zweite Klage gegen Combs in wenigen Tagen. Zuvor hatte eine Frau in New York Vorwürfe gegen den Rapper und einen seiner Mitarbeiter erhoben. Sie umfassen Vergewaltigung, erzwungenen Oralsex und die Erstellung von Videoaufnahmen von dem brutalen Vorfall, die später von Combs veröffentlicht und als Pornografie verkauft worden seien. Die damals 25 Jahre alte Frau macht in der Klageschrift geltend, sie sei 2001 unter einem Vorwand in Combs' Studio gelockt worden. Dort habe sie nach Genuss eines vermutlich mit Drogen versetzten Getränks das Bewusstsein verloren. Sie sei gefesselt und dann von beiden Männern brutal missbraucht worden.
Ein Anwaltsteam in Houston (US-Staat Texas) stellt weitere Klagen in Aussicht. Sie würden mehr als 50 Frauen und Männer vertreten, teilte die Kanzlei mit. «Ich rechne damit, dass sich noch sehr viel mehr Opfer melden werden», hieß es in einer Mitteilung von Anwalt Tony Buzbee, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Ihre Mandanten hätten «herzzerreißende» Geschichten, die sie in Hotels, Privathäusern und auch bei Combs' berüchtigten «Freak Off»-Partys erlebt hätten. In Kürze würden sie mehr Details bekanntgeben.
Die Anwälte des Rappers reagierten auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht auf die neuen Klagen. In der Strafanklage in New York hatte Combs auf «nicht schuldig» plädiert. Nach früheren Angaben seines Anwalts hätten sexuelle Handlungen einvernehmlich stattgefunden.
Schwere Vorwürfe gegen Combs
Aus der Anklage der Bundesanwälte gegen den Rapper geht hervor, dass Combs über Jahre hinweg Frauen missbraucht, bedroht und genötigt haben soll, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen. Er habe ein «kriminelles Unternehmen» mit Helfern geführt. Mit Druckmitteln und Einschüchterung soll er mutmaßliche Opfer zum Schweigen gebracht haben. Sie seien auch unter Drogen gesetzt worden. Die Anklage beschreibt auch tagelange Sex-Orgien, von Combs als «Freak Offs» bezeichnet, bei denen Frauen zu Sex mit männlichen Prostituierten angehalten worden seien. Combs habe dabei Anweisungen gegeben und die Handlungen häufig gefilmt.
Prominente aus Combs' Umfeld im Fokus
Hip-Hop-Star Combs hat sich über Jahrzehnte hinweg mit prominenten Freunden umgeben. Er hat Karrieren aufgebaut, junge Musiker wie Usher und Justin Bieber gefördert und mit seinem Label Bad Boy Records ein Millionen-Imperium geschaffen. Zu seinen ausschweifenden Partys kamen Größen aus dem Showgeschäft. Nach der Anklage gegen Combs tauchen in der Boulevardpresse nun teils schockierende Party-Fotos auf. Auf einigen sind nackte Frauen zu sehen, die offenbar zur Dekoration auf einem Ess-Buffet liegen, von Obst und Süßigkeiten umgeben.
Andere Party-Fotos aus früheren Jahren sollen Combs mit Promis wie Bruce Willis, Will Smith, Owen Wilson und Leonardo DiCaprio zeigen. Der Musik-Mogul feierte auch mit Mariah Carey, Paris Hilton, Kim und Khloé Kardashian, Justin Bieber und Jay-Z, wie die US-Zeitschrift Forbes berichtete. Berühmt seien seine «White Parties» gewesen, bei denen die Gäste weiß gekleidet waren.
Könnten Promis in einem Verfahren gegen Combs zur Aussage vorgeladen werden? Einen Prozesstermin gibt es bis jetzt nicht, aber spekuliert wird jetzt schon. Falls er ein Star wäre, der bei einem von Combs' Freak Offs mitgemacht hätte, dann wäre er jetzt sehr nervös, sagte der kalifornische Anwalt Neama Rahmani im Interview mit der «Los Angeles Times». Bestenfalls könnte jemand als Zeuge vorgeladen werden, schlimmstenfalls als Mitangeklagter, führte der Anwalt weiter aus.
Rapper 50 Cent nennt Vorwürfe gegen Combs «verstörend»
Rapper 50 Cent, mit bürgerlichem Namen Curtis Jackson, übt scharfe Kritik an Combs. Der Grammy-Preisträger («In Da Club») will als Produzent einer Doku-Serie die «verstörenden» Vorwürfe gegen seinen Kollegen beleuchten. Der Streamingdienst Netflix ist an Bord. Dies sei eine komplexe Geschichte, die Jahrzehnte umfassen würde, weit über die Schlagzeilen hinaus, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von Regisseurin Alexandria Stapleton und 50 Cent. Auf der Plattform X distanzierte er sich von Combs. Er sei nie zu dessen Partys gegangen, betonte 50 Cent. Niemand hätte ihm bisher geglaubt, wenn er von dem «bizarren Mist» erzählt habe - «aber ich wette, ihr glaubt es mir jetzt!».