Keine leichte Kost: Rosalía-Album in Barcelona vorgestellt
Rosalía überrascht mit einem Album, das kaum tanzbar ist, aber mit sinnlichen Abenteuern und tiefgründigen Texten zwischen Sex, Sehnsucht und Gott fesselt. Ein Wagnis.
Rosalía überrascht mit einem Album, das kaum tanzbar ist, aber mit sinnlichen Abenteuern und tiefgründigen Texten zwischen Sex, Sehnsucht und Gott fesselt. Ein Wagnis.
Die spanische Pop-Ikone Rosalía hat in Barcelona ihr neues Album «Lux» erstmals öffentlich vorgestellt. Im Palau Nacional hörten geladene Gäste die 18 Lieder, während die 33-Jährige auf einem Podest aus weißem Tüll wie eine Art Schneewittchen im Schnee lag. Anschließend verließ sie lächelnd aber wortlos durch die Reihe applaudierender Gäste huschend den neoklassizistischen Saal.
Die Musik ist komplex, beiläufig ist nichts
Musikalisch ist das keine leichte Kost, kaum tanzbar und schon gar kein Ohrwurm. Die spanische Zeitung «El País» schrieb von einem «antikommerziellen Album», einem «sinnlichen Abenteuer». Das Publikum wurde in den Bann dieser mutigen Musik geschlagen, hörte erstaunt und ergriffen die Stimme Rosalías mit ihrer großen emotionalen Ausdruckskraft, umrahmt von mal zartem Violinenspiel und der dann wieder fast bombastischen Klangfülle des London Symphony Orchestra.
Texte über das Irdische und das Göttliche
Die tiefgründigen Texte, die auf einen riesigen weißen Vorhang projiziert wurden, sprechen von Sex und Gewalt, vom Diesseits und vom Jenseits, von Sehnsucht und Liebe, von Jesus und Gott. «Zuerst werde ich die Welt lieben, und dann werde ich Gott lieben», lautet eine der Zeilen. Eine andere: «Ich bin keine Heilige, aber ich bin gesegnet.»
Auch der Rückzug, Stille, Innehalten sind ein wiederkehrendes Thema. «Ich möchte dieser Welt gänzlich entsagen.» Die Sprachen wechseln fast so schnell wie die Stücke. Rosalía singt auf Spanisch, Katalanisch, Französisch, Deutsch, Englisch, Portugiesisch, Mandarin, Japanisch oder Arabisch, aber nicht auf Hebräisch.
In «Berghain» singt die Katalanin auf Deutsch
Offiziell war vor einigen Tage nur erst das Lied «Berghain» veröffentlicht worden. Darin arbeitet die Musikerin aus Katalonien mit der isländischen Künstlerin Björk und dem US-Produzenten Yves Tumor zusammen. Gesungen wird in drei Sprachen: Spanisch, Englisch und Deutsch.
Die Fans sind schon nach dieser ersten Kostprobe aus dem Häuschen. Das Video kam allein auf Youtube nach neun Tagen auf mehr als 18 Millionen Aufrufe. Im Netz und in den Medien wird gerätselt, inwieweit «Berghain» eine Hommage an den gleichnamigen weltberühmten Berliner Techno-Club sein könnte.
Album vorzeitig geleakt
Das ganze Album sollte eigentlich erst am Freitag der breiten Öffentlichkeit kommerziell zugänglich sein. Dann aber wurden «Reliquia» und später das ganze Album geleakt. Das Label der Künstlerin schickte den Stream der Songs dann kurz vor der Veranstaltung in Barcelona an viele Musikjournalisten.
Rosalía ist mit ihrer Mischung aus Flamenco, Latin-Pop, R&B, Reggaeton und lateinamerikanische urbane Musik international erfolgreich. Sie gewann 2020 einen Grammy für ihr Album «El mal querer», und erhielt diese Auszeichnung drei Jahre später erneut für «Motomami». Zudem ist sie als Schauspielerin tätig, etwa im Almodóvar-Film «Leid und Herrlichkeit» und in der kommenden Staffel der viel gefeierten Serie «Euphoria».
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