Abor & Tynna setzten sich am Ende eines langen Abends in Hürth bei Köln durch, in den zunächst neun Bewerber gestartet waren. Die Jury um Raab verkleinerte den Kreis dann auf fünf Kandidaten - und warf unter anderem die Mittelalter-Rockband Feuerschwanz raus, die viele treue Fans hat und offenbar nicht nur diese faszinierte. Damit schien klar, dass es auf Abor & Tynna hinauslaufen könnte. Sie galten als Mitfavoriten.
Am Ende wurde es ganz knapp
In der letzten Runde durfte dann das Publikum abstimmen. Und es wurde knapp: Mit etwas mehr als einem Drittel der Stimmen lag das Geschwister-Duo hauchdünn vor der Berliner Sägerin LYZA, die 1,5 Millionen Tiktok-Follower hat.
Raab hielt sich nicht lange mit der Nachbesprechung auf. Man werde sich nun zügig mit allen Beteiligten zusammensetzen und überlegen, welche Möglichkeiten es etwa zur Inszenierung auf der ESC-Bühne gebe. Das Finale findet am 17. Mai in der Schweiz statt. Über seine eigene Rolle sagte Raab: «Ich zwänge mich nicht auf, aber ich stehe für alle Fragen und für alle Tipps zur Verfügung. Wenn einer was von mir wissen will: Ich sage immer irgendwas.»
Mit Lena wurde Raab zur Legende
Den 58-Jährige umgibt spätestens seit dem unter seiner Ägide im Jahr 2010 errungenen Sieg von Lena Meyer-Landrut mit dem Song «Satellite» die Aura eines ESC-Gurus. Nach einer längeren Pause ist er nun wieder am Auswahlprozess beteiligt - und setzt dabei die ganze Wucht seines Namens ein. Der Vorentscheid trug den selbstbewussten Obertitel «Chefsache ESC 2025». Die ARD und Raabs neuer Heimatsender RTL hatten dafür kooperiert. Dem Aufruf des «Raabinators», sich unter seine ESC-Fittiche zu begeben, folgten rund 3.300 Bewerber.
Deutschland ESC-Schmerz ist in den Jahren ohne Raab durchaus gewachsen. Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Lichtblicke waren nur Michael Schulte (2018, 4. Platz) und im vergangenen Jahr Sänger Isaak (12. Platz).
Sightseeing in der Schweiz mal anders
Sein Anspruch sei, den ESC zu gewinnen, sagte Raab in der Nacht zu Sonntag. «Wenn man nicht gewinnen will, braucht man nicht hinfahren», sagte er in Anzug und Krawatte zwischen Abor & Tynna sitzend. Er schob nach: «Oder überrolle ich euch gerade mit meiner Meinung?»
Die Geschwister, die unter Künstlernamen auftreten und laut Eurovision.de Tünde und Attila Bornemisza heißen, verrieten, dass sie noch nie in der Schweiz gewesen seien. Auf die Frage, was sie sich dort anschauen wollten, antwortete Abor nach einigem Nachdenken: «den Teilchenbeschleuniger.» Originell ist der deutsche ESC-Beitrag in diesem Jahr allemal.
Von Jonas-Erik Schmidt, dpa
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