John Mayall trat noch bis ins hohe Alter auf.
Antti Aimo-Koivisto/Lehtikuva/dpa
John Mayall trat noch bis ins hohe Alter auf.
Britische Blueslegende

«Godfather of British Blues»: John Mayall ist tot

Man nannte ihn den «Godfather of British Blues». John Mayall galt als einer der einflussreichsten Bluesmusiker. In seiner Band spielten Eric Clapton und unzählige Stars. Jetzt ist Mayall gestorben.

Der legendäre britische Bluesmusiker und Songwriter John Mayall ist tot. Er starb am Montag im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Kalifornien umgeben von seiner Familie, wie eine Sprecherin bestätigte. Seit den 1960er Jahren hatte Mayall den Blues geprägt wie nur wenige andere britische Musiker. In der von ihm gegründeten Band The Bluesbreakers spielten über die Jahrzehnte viele Stars. Noch bis ins hohe Alter hatte der einflussreiche britische Multiinstrumentalist und Bandleader regelmäßig Konzerte gegeben.

Einflussreicher Bandleader und Talentförderer

Obwohl er sich immer ein wenig abseits des Mainstreams bewegte, gilt der am 29. November 1933 im englischen Macclesfield nahe Manchester geborene Mayall als einer der einflussreichsten Musiker seines Genres. Seine Leidenschaft für den Blues und sein Bestreben zu experimentieren und musikalische Grenzen auszuloten, definierten seine langjährige Karriere. Der Sänger, Gitarrist, Keyboarder und Mundharmonikaspieler machte sich zudem nicht nur als begnadeter Musiker einen Namen, sondern auch als Bandleader und Mentor, der Talente förderte und ihnen eine Plattform bot.

Die von ihm gegründete Band The Bluesbreakers, deren Mitglieder mehrfach wechselten, wurde zu einer Brutstätte für einige der größten Talente der britischen Musikszene. Die späteren Fleetwood-Mac-Musiker Peter Green, John McVie und Mick Fleetwood etwa, Mick Taylor, der Anfang der 70er für ein paar Jahre Gitarrist der Rolling Stones war, und nicht zuletzt Eric Clapton glänzten neben Mayall. Das Debütalbum «Blues Breakers with Eric Clapton» gilt als Klassiker.

Instrumente brachte er sich selbst bei

Dass Mayalls Vater ein Gitarrist mit einer Leidenschaft für Blues und Jazz und mit einer großen Plattensammlung war, spielte sicher eine Rolle für seine Entwicklung. «Ich habe Jazz und Blues etwa zur selben Zeit wie den Boogie-Woogie entdeckt», erzählte Mayall dem «Guardian», «das gehörte für mich alles zusammen.» In einer Zeit, in der es noch keine Lehrvideos im Internet gab, brachte er sich selbst das Spielen mehrerer Instrumente bei.

Seine professionelle Karriere begann allerdings erst spät. Mayall war schon 30 Jahre alt, als er die Bluesbreakers gründete. Zuvor hatte er sich für drei Jahre als Soldat in Korea stationieren lassen und nach einem Kunststudium als Grafiker gearbeitet. Praktischer Nebeneffekt: Später gestaltete er viele seiner Plattencover selbst.

Musik spielte er zunächst nur nebenbei. Sein Freund Alexis Korner, selbst eine Blues-Legende, soll den Spätstarter schließlich überzeugt haben, die Musik zum Hauptberuf zu machen, und ihm Kontakte in London vermittelt haben. Ab 1963 traten John Mayall & The Bluesbreakers regelmäßig im berühmten Marquee Jazz Club auf, in dem ein Jahr zuvor auch die Rolling Stones ihr erstes Konzert gegeben hatten.

Bekanntheitsschub dank Eric Clapton

«Es war wie eine Explosion», erinnerte sich Mayall im Interview des Musikportals «Ultimate Classic Rock» an diese Zeit in London. «Es gab so eine Energie dort, denn die Leute kamen von überall aus dem Land, um sich in den Londoner Clubs einen Namen zu machen.»

Der Einstieg des ehemaligen Yardbirds-Gitarristen Clapton machte die Band noch viel bekannter. Nach dem Erfolg des 1966 veröffentlichten «Blues Breakers with Eric Clapton», das Platz sechs der britischen Albumcharts erreichte, legte Mayall im darauffolgenden Jahr umfassend nach und brachte 1967 gleich drei LPs heraus. Er veröffentlichte «A Hard Road» und «Crusade» mit den Bluesbreakers und zudem sein erstes Soloalbum. Auf «The Blues Alone» spielte er sämtliche Instrumente selbst, unterstützt wurde er nur bei einigen Songs von Schlagzeuger Keef Hartley, der ebenfalls bei den Bluesbreakers mitwirkte.

Wenn Mayall rief, kamen die Stars

Ab 1970 verzichtete Mayall auf den Namen Bluesbreakers, musizierte aber weiter mit ehemaligen Mitgliedern. Auf seinem Album «Back To The Roots» spielen neben Clapton, Taylor und Hartley weitere Größen wie Harvey Mandel und Larry Taylor von Canned Heat oder der Rock'n'Roll-Geiger und Pionier der E-Violine, Sugarcane Harris. Wenn Mayall rief, kamen die Stars. Das blieb so. Auf seinem Album «Along For The Ride» von 2001 wirkten unter anderem Gary Moore, Steve Miller, Chris Rea und ZZ-Top-Frontmann Billy Gibbons mit.

Erst 1982 reaktivierte er die Bluesbreakers in der Besetzung mit Mick Taylor, John McVie und Colin Allen für eine längere Welttournee, die ein Livealbum hervorbrachte. Mit Unterbrechungen war er weiter mit den Bluesbreakers aktiv. Über 100 verschiedene Kombinationen von Mitgliedern sollen unter dem Namen mit Mayall musiziert haben.

Bei der hohen Zahl der Studio- und Livealben kann man leicht die Übersicht verlieren. Mit den Bluesbreakers und allein unter seinem Namen veröffentlichte John Mayall rund 70. Sein letztes war 2022 «The Sun Is Shining Down». Von vielen früheren Aufnahmen existieren die Originalbänder nicht mehr, weil sie bei einem Brand seines Hauses in den Hollywood Hills 1979 zerstört wurden. 1970 war er in die USA übergesiedelt, wo er bis zuletzt lebte.

Abschied von der Bühne vor zwei Jahren

John Mayall bekam 2005 im Buckingham-Palast den Order Of The British Empire verliehen und wurde 2016 in die «Blues Hall of Fame» aufgenommen. Sein Privatleben war etwas beständiger als die Besetzung seiner Bluesbreakers. Zweimal war Mayall verheiratet. Daraus gingen sechs Kinder und schließlich mehrere Enkelkinder hervor.

Vor drei Jahren hatte der «Godfather of British Blues», wie er oft genannt wurde, entschieden, etwas kürzerzutreten. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie kündigte er an, keine Tourneen mehr zu geben, sondern nur noch vereinzelte Konzerte in seiner Wahlheimat Kalifornien spielen. Ein Auftritt im kalifornischen San Juan Capistrano im März 2022 sollte sein letzter bleiben.

Von Philip Dethlefs, dpa
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