Emilio Sakraya kann mit seinen 27 Jahren schon auf eine steile Karriere vor der Kamera zurückblicken: Als Teenager spielt er den jungen Bushido («Zeiten ändern dich»), wird in den «Bibi und Tina»-Filmen zum Mädchenschwarm, ist in der hochgelobten Gangsterserie «4 Blocks» zu sehen und schafft den Durchbruch endgültig als Rapper Xatar in Fatih Akins «Rheingold». Die Schattenseiten dieses frühen Ruhms verarbeitet Sakraya als Sänger. Am Freitag (19. April) erscheint sein drittes Album «Blessings»
«Die Wirkung, die man auf andere hat, wenn man berühmt ist, macht ja was mit einem. Wenn du nicht in Ruhe spazieren gehen kannst, weil dich irgendjemand nach einem Foto fragt oder heimlich Fotos schießt, macht das unterbewusst etwas mit dir», erzählt Sakraya im dpa-Gespräch. «In meinem Fall waren das Prozesse, die ein noch sehr junges Gehirn irgendwie verarbeiten musste. Gleichzeitig musste ich lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen.»
Emilio rechnet mit sich selbst ab
Schon im ersten Song mit Titel «Was du machst» rechnet der Sänger, der sich in der Musik schlicht Emilio nennt, in einem Zwiegespräch mit seinem früheren Ich ab: «So langsam werd’ ich krank von dir. So langsam krieg ich etwas Angst vor dir. Du führst dich auf, als wärst du besser als die anderen hier ... Ich hasse deinen Ruf, denn er wird mich ruinieren.»
In «Rote Ampel» beschreibt der in Berlin geborene Sänger, wie ein Junge an der Ampel ehrfürchtig auf seinen Luxuswagen schaut und sich ein ähnlich erfolgreiches Leben wünscht. Doch Emilio entgegnet: «Glaub mir, dieses Leben ist anders als gedacht ... Erfolg macht Menschen anders ... Immer funktionieren müssen ... Keine Zeit für die Familie, bricht mir echt das Herz.»
Schnörkellos und reflektiert blickt der 27-Jährige in seinen Songtexten auf ein ereignisreiches Leben, das er inzwischen wieder völlig im Griff habe - kein Alkohol, keine Zigaretten, dafür täglich Sport. Das habe viel zu seiner mentalen Gesundheit beigetragen. Genauso wie ein Umzug nach München. «Privat möchte ich ein normales Leben führen, nah bei meiner Familie sein und mir die Ruhe nach Hause holen.»
Sänger lüftete kürzlich ein Familiengeheimnis
Zu den positiven Seiten des Lebens, die auf dem Album ebenfalls nicht zu kurz kommen, gehört auch sein kleiner Sohn, über den er jahrelang nicht sprach und erstmals im Dezember auf seiner Single «Cacio e pepe» erwähnte: «Obwohl ich grad ’ne freie Stunde in den Bergen verbringe mit meinem Sohn und wir Hände halten», heißt es darin.
Eine Liedzeile, die ursprünglich anders lauten sollte. Doch beim Songwriting in Norwegen habe er die Textstelle, in der es eigentlich um seine Freundin gehen sollte, spontan umgetextet und sein Team damit zu Tränen gerührt.
Auf «Blessings» zeigt sich Emilio, der ab der kommenden Woche in der neuen Staffel der Vox-Musikshow «Sing meinen Song - Das Tauschkonzert» zu sehen sein wird, persönlich und verletzlich. Der Sound des vom Münchner Duo Truva modern produzierten Albums pendelt zwischen hip-hop-lastigem Pop mit viel Autotune, lässigen Soulnummern (etwa «Bleib») und einem Gute-Laune-Swing wie im Track «Strawberry Eyes», der auch von einem Harry Styles stammen könnte.
Von Thomas Bremser, dpa
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