Bester Garagenrock: «Flight b741» von King Gizzard
Sechs Aussies, Mundharmonika-Geheul und ein billiger Transistorverstärker - was soll bei dieser Kombi schon schiefgehen? Nichts, wie «Flight b741» von King Gizzard & The Lizard Wizard beweist.
Sechs Aussies, Mundharmonika-Geheul und ein billiger Transistorverstärker - was soll bei dieser Kombi schon schiefgehen? Nichts, wie «Flight b741» von King Gizzard & The Lizard Wizard beweist.
Was passiert, wenn man ZZ Top, die Beatles und acht Schweine auf einem Flugzeug zusammenmischt? Man erhält ein Album wie «Flight b741» von King Gizzard & The Lizard Wizard. Es ist das 26. Album der sechs Musiker aus dem australischen Melbourne. Bei fast 15 Jahren Bandgeschichte kommen sie auf einen Schnitt von fast zwei Alben pro Jahr – ein hoher Output, der sowohl Fans zufriedenstellt als auch Raum für kreative Experimente lässt.
«Die letzten Platten, die wir gemacht haben, waren tiefgründig, expansiv und irgendwie intellektuell», sagt Gizzard-Frontmann Stu Mackenzie. Von Trash-Metal über digitale Synth-Klanglandschaften bis zu griechischen Musikmodi war so ziemlich alles einmal dabei. Mit «Flight b741» wagt sich die Band diesmal auf das Terrain zwischen Blues, Country und Psychedelic Rock.
Zwischen durchgesessenen Sofas und Zigarettenqualm
Die zehn Lieder klingen, als hätte King Gizzard & The Lizard Wizard bei einer euphorischen Session im Proberaum zwischen durchgesessenen Sofas und Zigarettenqualm auf Aufnahme gedrückt. Klassische Bluesgitarre wechselt sich ab mit psychedelischen Chören und urigem Mundharmonika-Geheul. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass ein Track wie «Daily Blues» auf stolze 7,42 Minuten kommt.
«Das Album ist wie ein wirklich spaßiges Wochenende mit deinen Kumpels, weißt du?», sagt Mackenzie und hätte das Ganze nicht besser auf den Punkt bringen können. Tatsächlich entstand «Flight b741» innerhalb von zwei Wochen im Studio der Band.
Ein Mikrofon geht rum
Auch wenn Garagensound erst einmal nach einer einfachen Aufgabe klingt – wer ihn im professionellen Studio aufnehmen will, muss kreativ werden. «Wir haben keine schönen Röhrenverstärker verwendet», erzählt Mackenzie, «sondern herrlich billige kleine Transistorverstärker, die auf 11 hochgedreht wurden und einfach nur wirklich laut waren». Hinzu kamen noch ein verstimmtes Klavier und ein gebrauchter National KX-88 – das Garage-Rock-Beatorgan der 60er und 70er Jahre.
Um die authentische Garagenrock-Mischung perfekt zu machen, haben die Musiker das Mikrofon während der Aufnahme einfach weitergereicht. Für die Chöre im Hintergrund versammelten sich schließlich alle sechs gemeinsam um das Aufnahmegerät. «Wir wollten so viele Leadsänger wie möglich haben», sagt Mackenzie. «Jeder brachte Songs und Ideen ein.»
Herausgekommen ist ein wilder Ritt - man kann das an Songtiteln wie «Rats in the Sky», «Le Risque» und «Hog Calling Contest» schon erahnen. Den «Wettbewerb für Schweinerufer» scheinen die Jungs von King Gizzard & The Lizard Wizard gewonnen zu haben: Denn auf dem Albumcover versammeln sich ganz acht Schweine auf einem Holzflugzeug. Um es mit dem Songtext aus «Le Risque» zu sagen: «Let´s ride!»
Von Sophia Reddig, dpa
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