Für ausgefallene Klangkombinationen und einen eigenwilligen Stil ist die deutsche Komponistin und Sängerin Barbara Morgenstern seit über 20 Jahren bekannt. Regelmäßig stützt sie sich dafür auf Synthesizer und Musikprogramme. Bei ihrem neuen Album «In anderem Licht» verzichtet Morgenstern aber auf Elektronik und erschafft im Zusammenspiel mit einem fünfköpfigen Ensemble - wie sie es selbst nennt - erzählenden, kammermusikalischen Pop.
Schlagzeug, Saxofon, drei Streichinstrumente und Barbara Morgenstern selbst singend am Klavier sorgen für die kammermusikalischen Elemente auf «In anderem Licht». Oft fängt eines der Instrumente auf leichte, tröpfelnde Art und Weise an. Die anderen steigen schrittweise ein, bis sich aus den zuckenden, vorsichtigen Klängen wogende und mitreißende Lieder entwickeln. Wenn man sich die Werke wie «Zwischen den Stühlen» oder den Opener «Die Wand» als Filmmusik vorstellt, so passen sie zu Szenen des Aufbruchs und Antriebs.
Die Worte fügen sich in die Melodie
Antrieb verleihen aber nicht nur Morgensterns Musik, sondern auch ihre Texte, die sie mit eher zurückhaltender, weicher Stimme einstreut. Die Künstlerin erzählt mal auf Deutsch, mal auf Englisch von der drohenden Klimakatastrophe, der Spaltung der Gesellschaft und der Hoffnung auf Befreiung aus einem lähmenden Ohnmachtszustand. «Ihr steht hier, wir sind dort. Und die Gewalt wird toben», heißt es etwa im namensgebenden Song «In anderem Licht».
Den Zuhörenden ermöglicht Morgenstern dabei individuelle Deutungsmöglichkeiten, indem sie oft einzelne Text-Versatzstücke aneinanderreiht. Der Sinn soll sich ihr zufolge erst «zwischen den Zeilen» ergeben. «Die Musik entsteht immer zuerst, wobei ich dabei bereits das jeweilige Thema im Kopf habe, was wiederum die Harmonik, das Tempo und die Stimmung des Stückes beeinflusst. Die Worte fügen sich dann in die Melodie», erklärt Morgenstern.
Ohrwurm-Charakter
Trotz der ungewöhnlichen Melodien, herausfordernden Texte und ausgedehnten Instrumentalstellen hält das Album eingängige Stücke mit Ohrwurm-Charakter bereit, zum Beispiel «Creatures (One Health)» und «Nevertheless, the music».
Für jedes Album stelle sie sich eine neue Herausforderung, die sie reize, teilt Barbara Morgenstern mit. Auf elektronische Musik habe sie diesmal wegen der vorbestimmten Herangehensweise in den Programmen verzichtet. «Mein Wunsch war es, die Musik organisch und dynamisch zu entwickeln», schreibt sie zu dem neuesten Werk, das fünf Jahre nach dem letzten Album erscheint. Mit «In anderem Licht» beweist sie, dass sie solche Herausforderungen meistert.
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