«Wunderbares Zeichen»
Die Einladung des Musikfests Berlin lobte Weimer als «wunderbares Zeichen». Er dankte dem Intendanten der Berliner Festspiele, Matthias Pees, der dies kurzfristig möglich gemacht habe. «Das ist in Zeiten, in denen sich blanker Judenhass immer stärker Bahn bricht, ein wichtiges, ehrliches Solidaritätsbekenntnis innerhalb der Kulturszene», meinte Weimer.
Die Einladung war eine Initiative der Berliner Festspiele und der Stiftung Berliner Philharmoniker zusammen mit dem Konzerthaus Berlin. Das Ensemble sei am Montagabend (15. September) im Konzerthaus am Gendarmenmarkt herzlich willkommen, hieß es. Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» berichtet. Auf dem Plan stehen das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Lisa Batiashvili als Solistin sowie aus Richard Wagners «Tristan und Isolde» das Vorspiel und «Isoldens Liebestod».
«Purer Antisemitismus»
Die Absage aus Gent hatte auch der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, im Gespräch mit der Funke Mediengruppe als «puren Antisemitismus» bezeichnet. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, wies darauf hin, dass es der in Deutschland gebräuchlichen Definition der Internationalen Allianz zum Holocaustgedenken zufolge antisemitisch sei, Jüdinnen und Juden für Handlungen des Staates Israel verantwortlich zu machen.
Die rechtsreligiöse Regierung um Benjamin Netanjahu wird zwar auch im eigenen Land teilweise scharf kritisiert. Sie ist aber vor drei Jahren demokratisch gewählt worden. In der Kulturszene in Deutschland traf die Absage an Shani wegen angeblich nicht ausreichender Distanzierung auf breite Ablehnung.
«Reflektierter Künstler»
Die Berliner Philharmoniker äußerten Bestürzung und Unverständnis. «Lahav Shani ist unserem Orchester seit seinem Debüt im September 2020 eng verbunden», hieß es in einer Erklärung. «In dieser Zeit haben wir ihn als reflektierten Künstler und einen Menschen kennengelernt, der sich – gerade im Hinblick auf den Nahost-Konflikt – immer wieder klar für Frieden, Dialog und Versöhnung ausgesprochen hat.»
Der Starpianist Igor Levit äußerte sich in der ARD «wütend und erschüttert» über den Vorgang. Der Leiter des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, der israelische Dirigent Omer Meir Wellber, sagte: «Ich denke, Freiheit und Unabhängigkeit sind die ersten Dinge, die wir Künstler und Kulturinstitutionen schützen sollten.»
Die Präsidentin der Kulturministerkonferenz, Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch, sprach von einem Tabubruch. «Kunst lebt vom Dialog, nicht von Boykott», mahnte die CDU-Politikerin.
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