Aus der 1970 gegründeten Band Roxy wird später Roxy Music. Ferry sagt heute noch meistens nur Roxy. Der Name stammt von einem Kino. Alte Filmklassiker, der Film noir und die sogenannte goldene Hollywood-Ära sind eine Passion des Nostalgikers. Bei seiner Arbeit lässt er sich davon inspirieren. «Alles baut auf Dingen auf, die ich seit meiner Kindheit liebe. Ich schaue gern alte Filme, wie etwa "Dancing in the Dark" mit Fred Astaire», schwärmt Ferry. «Aus der Vergangenheit kann man so viel lernen.»
«Auf der Bühne zu stehen, war immer eine Herausforderung»
Mit ihrer ersten Single «Virginia Plain» landen Roxy Music auf Platz 4 der britischen Hitparaden; in Deutschland kommen sie auf Platz 20. Die tanzbare, intellektuell angehauchte Artrock-Hymne hebt sich von der Musik anderer Glamrock-Vertreter wie T.Rex oder The Sweet ab. Optisch fällt die Gruppe mit ihren extravaganten Kostümen auf.
Ferry ist ein Gegenentwurf zu den Sängern anderer Rockbands. Oft trägt er ein weißes Jackett, meistens ein Hemd und eine Krawatte. Nicht nur optisch ist er den großen Croonern der 40er, 50er und 60er Jahre ähnlich. Auch sein schmachtender, geradezu verführerischer Gesang erinnert an Ikonen wie Perry Como oder Dean Martin.
Zunächst muss der Frontmann aber sein Lampenfieber überwinden. «Ich bin, glaube ich, ein sehr schüchterner Mensch und war es immer», sagt Ferry. «Insofern ist es nicht der beste Beruf. Zumindest dieser Teil, auf der Bühne zu stehen, war für mich immer eine Herausforderung.»
«Ich wollte ein breiteres Publikum erreichen»
Fast zeitgleich mit dem Aufstieg von Roxy Music beginnt Ferry seine Solokarriere und veröffentlicht 1973 «These Foolish Things», ein Album mit Coverversionen. «Es war erfrischend, etwas ganz anderes als Roxy zu machen», sagt er.
«Vielleicht wollte ich mit meiner Musik ein breiteres Mainstream-Publikum erreichen, denn das Publikum von Roxy war am Anfang sehr nischig – vor allem Artrock-Fans und Studenten. Das war toll, aber ich war ehrgeiziger und wollte mehr Menschen erreichen. Und ich glaube, ich habe es tatsächlich geschafft, Roxy Music ein größeres Publikum zu bescheren.»
Dass der einflussreiche Soundtüftler Brian Eno die Band schon nach dem zweiten Album verlässt, kann Roxy Music nicht stoppen. Fortan diktiert Ferry als Songwriter und Frontmann den Kurs. Mit Erfolg: Die Alben «Stranded» (1973) und «Country Life» (1974) gelten mit ihrer Mischung aus raffiniertem Rock und elegantem Pop als Klassiker.
«Wir haben die Messlatte ziemlich hoch gelegt»
Für Roxy Music wird das achte und letzte Studioalbum «Avalon» mit der Hitsingle «More Than This» das erfolgreichste Werk. Vom anfänglich progressiven, teils pompösen Rock 'n' Roll-Sound haben sich Roxy Music zu einer stylishen Popgruppe entwickelt, die zum Vorbild für spätere Erfolgsbands der New Wave und New Romantic wird, darunter Duran Duran, Spandau Ballet oder Human League. Die Band reformiert sich später mehrfach. 2022 feiern Roxy Music das 50. Jubiläum mit einer kurzen Tournee.