Ob «Schöner fremder Mann», «Barcarole in der Nacht» oder «Die Liebe ist ein seltsames Spiel»: Die Hits von Connie Francis würden eine ganze Jukebox füllen. In den 60er Jahren brachte die US-amerikanische Sängerin ganz Deutschland damit zum Tanzen und wurde auch weltweit zum Superstar. Inzwischen lebt Francis, die am Dienstag (12. Dezember) 85 Jahre alt wird, im US-Bundesstaat Florida und kämpft mit gesundheitlichen Problemen. Nach einem Sturz vor einiger Zeit gehe es ihr aber schon wieder ein bisschen besser, teilte die Sängerin kürzlich auf Facebook mit. Auf der Bühne stand Francis schon länger nicht mehr, aber sie setzt sich weiter aktiv unter anderem für US-Kriegsveteranen ein.
Schon als Kind im Fernsehen
Geboren wurde die von vielen «Queenie» genannte Sängerin am 12. Dezember 1938 als Concetta Rosa Maria Franconero im US-Bundesstaat New Jersey. Ihre Eltern waren italienische Einwanderer, die sie schon bald zum Singen und Musikmachen ermunterten. «Mit drei Jahren habe ich Akkordeon gespielt und mit vier dann meine Stimme hinzugefügt.»
Bald trat sie auf Feiern und kleineren Bühnen und schließlich - noch als Kind - im Fernsehen auf. Mit «Who's Sorry Now?» gelang ihr 1957 schließlich der Durchbruch. Dabei habe sie den Song eigentlich gar nicht singen wollen, ihr Vater habe sie dazu gedrängt, erzählte Francis jüngst in einem Interview mit dem US-Sender Fox News. «Das war dann ein kosmischer Moment für mich. Ein Moment, den ich nie vergessen werde. Weil ich innerhalb von fünf Sekunden wusste, dass mein Leben nie mehr dasselbe sein würde. Und das war es dann auch nicht. Es war ein glücklicher Schock.»
Die Erfolgssingle wurde der Beginn einer kometenhaften Karriere: Allein in den folgenden sechs Jahren landeten 35 ihrer Songs unter den Top-40, drei davon auf dem ersten Platz: «Everybody's Somebody's Fool», «My Heart Has a Mind of Its Own» und «Don't Break the Heart that Loves You».
Schwere Schicksalsschläge
Francis eroberte nicht nur die USA: In mehr als zehn Sprachen nahm die Sängerin in den 60er Jahren Platten auf, darunter Japanisch, Französisch, Griechisch, Schwedisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch - und natürlich Deutsch, stets mit charmantem amerikanischen Akzent. In Deutschland, Japan, Spanien und Italien feierte sie mit ihren Songs riesige Erfolge. Neben Schlagern gehörten Country-Musik, Jazz sowie jüdische und irische Volkslieder zu ihrem Repertoire.
An die sensationell erfolgreichen 60er Jahre konnte Francis in den 70ern nicht anknüpfen. Privat musste sie mit schweren Schicksalschlägen kämpfen. Musikalisch lief es nicht mehr richtig - unter anderem auch wegen der Beatles, meinte zumindest die Sängerin selbst später in einem Interview des Nachrichtensenders CNN. «Als die Beatles kamen, waren wir alle am Ende, sogar Elvis.»
1974 versuchte Francis ein Comeback. Kurz darauf wurde sie in einem Hotel in der Nähe von New York überfallen und vergewaltigt. Der Täter entkam und wurde nie gefunden. Francis verklagte die Hotelkette wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen auf Schadenersatz in Höhe von mehreren Millionen Dollar und gewann - aber die Wunden blieben.
Vier Hochzeiten - vier Scheidungen
Zur selben Zeit wurde ihre Tante ermordet und ihr geliebter Bruder George vor seinem Haus von der Mafia erschossen. Zwischenzeitlich konnte Francis wegen eines missglückten medizinischen Eingriffs mehrere Jahre lang nicht singen. Seither leidet die Sängerin an schweren psychischen Problemen. «Ich nehme jeden Tag Lithium», sagte Francis einmal. «Die Sache, die mich gerettet hat, war mein Sinn für Humor.»
Die «große Liebe» ihres Lebens lernte Francis schon in den 50er Jahren kennen, den Entertainer Bobby Darin, der 1973 starb. Aber Francis' Vater verbot die Beziehung. Danach heiratete Francis viermal - und wurde viermal wieder geschieden. «Drei meiner Männer waren qualvoll, einer hat mich missbraucht.» Sie habe immer «die falschen Männer aus den falschen Gründen» ausgewählt. «Wenn ich mir über die Auswahl meiner Ehemänner so viele Gedanken gemacht hätte wie über meine Shows in Las Vegas, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Aber mein Privatleben stand immer im Schatten von meiner Karriere.»
Trotz aller Höhen und Tiefen hat sich Francis, auch mit Hilfe ihres Adoptivsohns, immer wieder aufgerappelt. Die Musik und das Showbusiness werde sie immer lieben, sagte sie einmal. «Ich will mit 90 auf der Bühne sterben.»
Von Christina Horsten, dpa
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