Ein Film vom «spanischen Woody Allen»
Autor und Regisseur Cesc Gay gilt in seiner Heimat als «spanischer Woody Allen». Denn wie der berühmte US-amerikanische Komödienspezialist erkundet der Barceloner in seinen Filmen gern in heiterem Ton die Quadratur des Kreises vertrackter zwischenmenschlicher Beziehungen.
Doch anders als sein New Yorker Kollege setzt er statt auf zynischen Witz auf Herzenswärme. Zudem erkundet er verschüttete Gefühle nicht in einem Schwall von Geplapper und Geplauder. Gay setzt auf zurückhaltende, zärtliche Beobachtungen. Da wird nie über die Figuren gelacht, allenfalls mit ihnen geschmunzelt und viel mit ihnen mitgefühlt.
Für Fans hintergründiger Komödien
Die Story bezieht ihren Reiz weniger aus der Folge kurioser Eskapaden Evas. Entscheidend sind die leisen Momente des Innehaltens. Da braucht es keine vordergründigen Dialoge oder knalligen Witze.
Nora Navas, in Deutschland bekannt durch Pedro Almodóvars «Leid und Herrlichkeit» (2019), begeistert in der Hauptrolle mit einem gefühlvollen Mix aus Zurückhaltung und Energie. Ihre ausdrucksvollen Blicke lassen direkt in die Seele Evas blicken. Die Sensibilität von Inszenierung und Schauspiel beschert Filmfans, die es gern gehaltvoll mögen, ein wirklich funkelndes Kino-Kleinod.
Schade nur, dass der Film in Deutschland den oberflächlich-komischen Titel «Ein Leben ohne Liebe ist möglich, aber sinnlos» erhalten hat. Im spanischen Original heißt er «Mi amiga Eva», «Meine Freundin Eva». Das ist treffender.
Denn wer diese hintergründige Komödie genießt, fühlt sich der Titelheldin in tiefer Freundschaft verbunden. Wer hätte nicht gern eine mutige Frau wie sie neben sich?! Denn vielleicht gilt es ja, auch im eigenen Dasein über den Stand der Dinge in Sachen Lebenslust nachzudenken.
Von Peter Claus, dpa
© dpa-infocom, dpa:251211-930-408349/1
Copyright 2025, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten