Mit der Tragikomödie «One For The Road» von Markus Goller ist in der Nacht zum Freitag das größte deutschsprachige Filmfestival in den USA eröffnet worden. Zum Auftakt des 28. «Berlin & Beyond»-Festivals in San Francisco wurde der 54-jährige Regisseur, Produzent und Editor mit dem «Film Maker Award» ausgezeichnet. Zu früheren Preisempfängern gehören Caroline Link (2021), Andreas Dresen (2019) und Maria Schrader (2017).
«Ich freue mich riesig darüber», sagte Goller der dpa. Bei dem Festival in der Westküstenmetropole hatte er zuvor schon seine Filme «Simple» (2018) und das Roadmovie «25 km/h» (2019) vorgestellt. Für seinen zweiten Spielfilm «Friendship!» (2010) hatte er Szenen auf der Golden Gate Bridge und in San Francisco gedreht.
Ein Tabuthema aufgegriffen
In «One For The Road» spielt Frederick Lau den Bauleiter einer Berliner Großbaustelle, der ein Alkoholproblem hat, seinen Führerschein verliert und sich selbst die Sucht eingestehen muss. Damit hätten sie ein Tabuthema in Deutschland aufgegriffen, erzählt Goller den Zuschauern in San Francisco.
Der Film erhält lauten Beifall. «Die Reaktionen sind ganz toll», sagte der erfreute Regisseur. «Ich glaube, es ist ein Film, der überall funktioniert, weil wir auch versucht haben, das möglichst universell zu erzählen».
Die wahre Geschichte von Milli Vanilli
Nordamerika-Premiere feiert auch Simon Verhoevens Film «Girl You Know It's True» über den Skandal um Milli Vanilli - als Anfang der 1990er-Jahre herauskam, dass Robert «Rob» Pilatus und Fabrice «Fab» Morvan ihre Hits nicht selbst gesungen, sondern nur die Lippen bewegt hatten.
Er sei sehr glücklich darüber, dass ihre Geschichte nun in einem Film erzählt werde, sagte Morvan (57) der dpa. Verhoeven habe mit vielen Leuten geredet und die Story mit «Respekt und Leidenschaft» und nicht reißerisch angepackt. Es sei die Geschichte von zwei jungen Männern mit einem Traum, die ausgenutzt und zu Sündenböcken wurden.
Verhoeven erzählt in seinem Film von den Anfängen der beiden Freunde als Tänzer in Münchner Clubs, ihrer Entdeckung durch den kürzlich gestorbenen Erfolgsproduzenten Frank Farian, ihrem kometenhaften Aufstieg und dem Absturz, als der Betrug aufflog. Morvan, der im echten Leben heute als Sänger und Songschreiber arbeitet und vier Kinder hat, wird im Film von Elan Ben Ali gespielt, Pilatus, der schon 1998 starb, von Tijan Njie.
«Du gehst zu Boden, stehst wieder auf und erfindest dich neu», sagt Morvan. «Ich denke, meine Geschichte kann andere Menschen inspirieren und das ist eine tolle Sache».
Das vom Goethe-Institut präsentierte «Berlin & Beyond»-Filmfest mit Festival-Leiter Sophoan Sorn zeigt bis zum 22. April im Großraum San Francisco über ein Dutzend Filme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
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