Die Einsamkeit eines Hollywood-Stars
Und er fühlt sich allein. Jay ist Single. Zu seiner älteren Tochter (Riley Keough) hat er kaum Kontakt. Seine jüngere Tochter Daisy (Grace Edwards) fährt lieber mit Freunden in den Urlaub, als die Ferien mit ihrem Vater zu verbringen. Kurzerhand sagt Jay ein wichtiges Filmprojekt ab, um Daisy nach Frankreich und Italien zu folgen und sich dort zur Abwechslung einfach unter die Leute zu mischen.
Mit seinem narzisstischen Verhalten stellt der Star die Geduld von Manager Ron (Sandler) und Publizistin Liz (Laura Dern) auf die Probe. Die beiden stecken für Jay seit langem ihr eigenes Privatleben zurück und wollen nicht mit ansehen, wie er seine Karriere gefährdet. Doch Jay will seine Reise genießen und ein paar Dinge geraderücken.
Clooney empfindet keine Reue
«Die Figur ist ziemlich weit entfernt von dem, wer ich wirklich bin», betont Clooney. «Ich habe nicht die Reue, die dieser Typ empfindet. Ich habe keine Opfer gebracht. Meine Familie mag mich – zumindest im Moment – immer noch.» Er grinst. «Mein Vater ist nicht so ein Typ. Ich habe also keines dieser Elemente in meinem Leben.»
Im Film spielt Theater- und Hollywood-Veteran Stacy Keach (84) den Vater, mit dem Jay eine schwierige Beziehung hat und um dessen Anerkennung er immer noch kämpft. Mit der Einladung zu einer Preisverleihung in der Toskana will es Jay noch einmal versuchen. Doch in Italien läuft nicht alles so, wie er es gehofft hatte.
Clooney und Sandler in Topform
Clooney zeigt eine großartige Vorstellung in der Rolle, die ihm am besten liegt. Dem Charme von Jay Kelly erliegt man als Zuschauer schnell. Wie viele Menschen in Jays Umfeld verzeiht man ihm seine Fehler. Und wenn der Filmstar mit dem einnehmenden Lächeln seine verletzliche Seite zeigt, kann man nicht anders, als ihn zu bemitleiden.
Mitleid hat man auch mit Sandlers Ron, der das Gegenteil von Jay darstellt. Während der Filmstar immer nur an sich selbst dachte, hat Ron sein Privat- und Familienleben vernachlässigt, weil er sich nur um Jay gekümmert hat. «Bedeutet dir das hier alles nichts?», fragt Ron in einer Schlüsselszene. «Denn mir bedeutet es etwas. Du bist Jay Kelly, aber ich bin auch Jay Kelly.» Dass Sandler mehr als nur Comedy kann, hat er längst in anderen Rollen bewiesen.
Manche Handlungselemente wirken zwar nicht ganz zu Ende gedacht, und besonders eine Szene, in der Jay einem von Lars Eidinger gespielten deutschen Handtaschendieb hinterherjagt, fällt etwas aus dem Rahmen. Doch insgesamt findet der Film eine stimmige Balance zwischen pointierter Situationskomik und melancholischen Momenten.
Vergnügliches und rührendes Roadmovie
Das Drehbuch schrieb Regisseur Noah Baumbach gemeinsam mit Emily Mortimer. Mit leisem, mitunter subtilem Humor und viel Gefühl erzählt ihr Film die Geschichte eines Mannes, der nur scheinbar alles erreicht hat, der von Millionen Menschen geliebt wird und doch einsam ist.
Mit wunderbaren Bildern vor der malerischen Kulisse der sommerlichen Toskana ist «Jay Kelly» außerdem ein vergnügliches und rührendes Roadmovie. Es ist ein Film über Vergänglichkeit, Reue und Selbstfindung - getragen vom Zusammenspiel des bestens aufgelegten Duos George Clooney und Adam Sandler.
«Jay Kelly» läuft nur für kurze Zeit im Kino. Schon ab 5. Dezember ist die Netflix-Produktion beim Streamingdienst zu sehen.
Von Philip Dethlefs, dpa
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