«Ich verliere nicht den Glauben an das, was ich für eine gute Idee halte», sagt Kevin Costner.
Tobis/dpa
«Ich verliere nicht den Glauben an das, was ich für eine gute Idee halte», sagt Kevin Costner.
Neu im Kino

Ein sturer, einsamer Cowboy: Kevin Costners neuer Western

Mit seiner Rolle in der Serie «Yellowstone» feierte Kevin Costner ein Comeback. Nun bringt er gegen alle Widrigkeiten ein lang geplantes Herzensprojekt heraus. Warum liegt ihm so viel an «Horizon»?

Man könnte es als Altersstarrsinn bezeichnen. Seit über 30 Jahren wollte Costner einen Western realisieren, fand aber niemanden, der ihn finanziert. Es soll ein Film mit vier Teilen von insgesamt 12 Stunden Länge werden. Eine Westernsaga namens «Horizon», die der 69-Jährige nun mit eigenem Geld herausbringt. Dafür hat Costner eine Hypothek auf eine Immobilie aufgenommen. Und mutmaßlich seine beliebte Serienrolle in der Western-Serie «Yellowstone» aufgegeben.

«Fragen Sie mich, ob ich stur bin?» 

Was bringt eine Kino-Legende dazu, das eigene Vermögen für ein Projekt zu riskieren, an das kein Geldgeber glaubte? Und dafür womöglich seine beliebteste Rolle seit Jahren aufzugeben? Im Interview mit der dpa antwortet Costner mit einer Gegenfrage. «Fragen Sie mich, ob ich stur bin?» Die Antwort darauf muss er gar nicht geben. Natürlich ist Costner stur. Und gleichzeitig einfach sehr überzeugt von seinem Projekt.

«Ich verliere nicht den Glauben an das, was ich für eine gute Idee halte», sagt er. «Wenn ich also etwas lese oder etwas entwickle, das ich für gut halte, gebe ich es nicht auf, auch wenn es vielleicht nicht im Trend liegt, auch wenn es nicht die beliebteste Art von Film ist.»

Costner möchte Porträt verschiedener Menschen zeichnen

Welche Idee steckt also hinter «Horizon»? Der Film ist als Geschichte des US-amerikanischen Westens angelegt. Costner möchte ein Porträt der vielen verschiedenen Menschen zeichnen, die die USA zu dem machten, was sie heute sind. «Das ist die amerikanische Geschichte, verpackt in einen unterhaltsamen Film», beschreibt er es.

Der erste Teil spielt zu Beginn des Bürgerkriegs 1861 in New Mexico und erzählt von weißen Amerikanern, die auf ihrem Zug nach Westen die Gebiete der Apachen besetzen. Diese wehren sich gegen die Landnahme. Es gibt viele verschiedene Erzählstränge und ein großes Personal wird eingeführt.

Horizon: An American Saga | Trailer 1
Horizon: An American Saga | Trailer 1

 

Kevin Costner als wortkarger Cowboy

Costner spielt den einsamen Cowboy Hayes Ellison. Er ist ein wortkarger Einzelgänger, der eigentlich seine Ruhe will, aber immer wieder in Auseinandersetzungen verstrickt wird. Von dieser Filmrolle hat Costner übrigens so lange geträumt, dass er sogar seinen heute 15-jährigen Sohn Hayes Costner danach benannt hat.

In einer weiteren Hauptrolle ist Sienna Miller zu sehen. Sie spielt eine mütterliche Pionierin, die ihrem Mann in die «Horizon Siedlung» gefolgt ist und nach einem brutalen Angriff der Ureinwohner ihre Kinder alleine durchbringen muss. 

Stichwort Ureinwohner: Verschiedene Kritiker beklagten, dass die indigene Bevölkerung im ersten Teil von «Horizon» hauptsächlich als Aggressor zu sehen sei. Da ist etwas dran - was vor allem angesichts der Tatsache überrascht, dass Costner schon 1990 in seinem Regiedebüt «Der mit dem Wolf tanzt» versuchte, Klischees über Indigene zu vermeiden.

Es ist daher fast davon auszugehen, dass sich die Rolle der Indigenen - unter anderem verkörpert von den Schauspielern Owen Crow Shoe und Tatanka Means - in den weiteren drei Teilen von «Horizon» noch verändert.

«Horizon» vs. «Der mit dem Wolf tanzt» 

«Der mit dem Wolf tanzt» gewann 1991 sieben Oscars. Zwangsweise vergleicht man das legendäre Drama mit «Horizon», kann dabei aber nicht endlos viele Gemeinsamkeiten ausmachen. «Horizon» spielt zwar zur gleichen Zeit und zeigt ebenfalls wunderschöne, weite Landschaften. Der Film dreht sich aber nicht um das persönliche Drama eines einzelnen Protagonisten.

Stattdessen wirkt es, als wolle Costner in «Horizon» die klassischen Erzählmuster und Figuren des Western durchexerzieren. Siedler-Gruppen, Indigene, Soldaten, Cowboys, Outlaws und Prostituierte kommen vor. Bis zum ersten Duell dauert es nicht lang.

Es fällt schwer, ein Urteil zu fällen, nachdem man nur den ersten Teil von «Horizon» gesehen hat. Vieles bleibt angedeutet, wird nicht auserzählt. Fast, als wäre der Film nur ein Prolog auf das, was noch kommt. 

Optisch ist «Horizon» schon mal ein Genuss. Untermalt wird die Geschichte von atemberaubenden Bildern: Tafelberge, rote Felsen, Flüsse und endlose Felder werden in Panorama-Bildern eingefangen.

Man merkt schnell: Costner liebt das Western-Genre. Vor «Horizon» führte er zuletzt beim Western «Open Range» (2003) Regie. Und dann natürlich «Yellowstone»: Seit 2018 verkörperte Costner eine Hauptrolle in der gefeierten Western-Serie von Regisseur Taylor Sheridan. Nach mehreren kleineren Filmen verhalf das Projekt Costner zu einem Comeback. Fans liebten seine Darstellung des eigentlich sehr toxischen, gleichsam irgendwie sympathischen Familien-Patriarchen.

Kein «Yellowstone» mehr

Seine Rolle als Ranchbesitzer John Dutton hat er aber jetzt aufgegeben. Er werde nicht mehr zu «Yellowstone» zurückkehren, sagte Costner im Juni in einem Instagram-Video, in dem er zugleich auf seinen neuen Film verwies. Sicherlich hilft Costner der grandiose Erfolg von «Yellowstone» dabei, sein eigenes Western-Projekt zu vermarkten.

«Ich hatte das Gefühl, dass dies etwas ist, das in einen Kinosaal gehört», wirbt Costner im Gespräch für sein Herzensprojekt. «Deshalb war ich fest entschlossen, es zu machen. Ich finde, es ist höchst originell und sehr emotional.» 

Fast wirkt es so, als wäre Costner am Ende egal, was die anderen von «Horizon» denken. Nach seinem sagenhaften Erfolg mit «Der mit dem Wolf tanzt» und legendären Filmrollen in «Die Unbestechlichen», «Bodyguard» oder zuletzt «Yellowstone» muss der Oscar-Preisträger sowieso niemandem mehr etwas beweisen. Er macht nun einfach, was er will.

Von Lisa Forster, dpa
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