Staatssekretärin Barbara Bosch nimmt an der Landespressekonferenz zu Ergebnissen des Bürgerforums G8/G9 teil.
Tom Weller/dpa
Staatssekretärin Barbara Bosch nimmt an der Landespressekonferenz zu Ergebnissen des Bürgerforums G8/G9 teil.
Bildung

Zurück zu G9: Zustimmung zu Empfehlungen des Bürgerforums

Soll Baden-Württemberg zum neunjährigen Gymnasium zurückkehren? Ja, finden mehr als 50 zufällig ausgewählte Bürger. Für ihre Empfehlungen bekommen sie viel Unterstützung.

Das Bürgerforum zur Zukunft des Gymnasiums empfiehlt der Landesregierung eine Rückkehr zu einem neunjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg. «Lernen, Kreativität und Entwicklung sind Prozesse, die Zeit benötigen. Deshalb brauchen wir ein modernisiertes G9 mit Wahlmöglichkeiten für G8», sagten die Sprecherinnen und Sprecher des Forums, Tuğba Veli, Ursula Dow und Sébastian Gambin, am Montag in Stuttgart.

Seit September hatten anfangs 64 und am Ende 55 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in sechs Sitzungen über die Zukunft des Gymnasiums debattiert. 89 Prozent stimmten dafür, G9 als Normalform an den allgemeinbildenden Gymnasien einzuführen.

Derzeit ist in Baden-Württemberg das achtjährige Gymnasium Standard. Es war einst eingeführt worden, um die Schüler international wettbewerbsfähiger zu machen. G9 gibt es nur noch als Modellprojekt an 44 staatlichen Schulen und an einigen Privatschulen.

Über eine Rückkehr zu G9 wird seit langem diskutiert und gestritten, Grün-Schwarz hat aber im Koalitionsvertrag vereinbart, keine Strukturdebatten führen zu wollen. Dennoch zeigte sich die Landesregierung unter dem Druck der Debatte erstmals Mitte Juni offen für eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann versprach den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Bürgerforums, deren Empfehlungen genau zu prüfen. «Meine Koalition wird sich die Empfehlungen und den Bericht des Bürgerforums nun genau anschauen und wir werden uns intensiv mit den Argumenten und Ideen auseinandersetzen», sagte der Grünen-Politiker. Bereits am Dienstag wollen Kretschmann zufolge die Spitzen der grün-schwarzen Koalition über das weitere Vorgehen beraten.

Der CDU-Partei- und Fraktionschef Manuel Hagel forderte, das Bildungssystem in Baden-Württemberg auf den Prüfstand zu stellen. «Wir brauchen für unser Bildungssystem ein ganzheitliches Update», sagte Hagel. Die Schulen in Baden-Württemberg müssten wieder Spitze werden. «Ich werbe dafür, dass wir uns alle wesentlichen Bildungsbereiche anschauen und auf diese Vision ausrichten», sagte Hagel.

FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke forderte Grün-Schwarz zum Handeln auf. «Nun gibt es für den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und seine Grünen keine Ausreden mehr. Es wird Zeit für Veränderungen in der Schulstruktur - Koalitionsvertrag hin oder her», sagte Rülke. Auch SPD-Fraktionschef Andreas Stoch forderte die Grünen auf, «ihre Blockadehaltung» aufzugeben. «Sie können und dürfen sich dem Willen der Bürgerinnen und Bürgern nicht mehr verschließen. Sonst wäre dieser ganze Prozess eine reine Farce gewesen.» Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sagte, man werde sich mit der Stellungnahme «ernsthaft auseinandersetzen».

Die AfD geht davon aus, dass die Landesregierung nun nicht mehr um eine Grundsatzdebatte herumkommt. «Der nächsten Generation zuliebe wird es höchste Zeit für diese Debatte», sagte Rainer Balzer, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion.

Der Landeselternbeirat plädierte dafür, bei der Debatte um eine Rückkehr zu G9 nicht nur auf die Kosten zu schauen. «Bildung ist eine Investition in die Zukunft und kein Kostenpunkt. Baden-Württemberg muss insgesamt mehr Geld in den Bildungsbereich investieren», forderte dessen Vorsitzender Sebastian Kölsch.

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