Gegründet wird die Kammer nur, wenn sie von einer Mehrheit der Pflegefachkräfte gewollt ist. Erheben mehr als 40 Prozent der Pflegekräfte im Land bis zum 23. Februar Einwände gegen die Einrichtung der Kammer, kommt sie nicht. Wer keine Einwände gegen die Kammer erhebt, stimmt im Umkehrschluss automatisch zu.
Der Landtag hatte im vergangenen Mai den Weg zur Gründung einer Pflegekammer frei gemacht. Sie kann den Pflegefachkräften aus Sicht der grün-schwarzen Landesregierung eine Stimme geben und das Berufsbild schärfen. Schon damals gab es scharfe Kritik der Opposition und von Gewerkschaften.
Diese Kritik erneuerte Becker am Mittwoch. Es mangle derzeit nicht an einer starken Stimme der Pflege, sondern am Willen, deren Vorschläge umzusetzen. «Warum berechtigte Forderungen eine bessere Chance auf Umsetzung haben, wenn sie von einer Kammer formuliert werden, erschließt sich uns nicht», sagte Becker.
Der Gründungsausschuss für die Pflegekammer wies die Kritik scharf zurück. Verdi sei nicht zu einem Austausch bereit und informiere die Mitglieder sehr tendenziös, hieß es in einer Pressemitteilung. Der Vorsitzende des Ausschusses, Peter Bechtel, sprach von einem «hoch demokratischen Prozess, an dessen Ende die Entscheidung in der Hand der Profession liegt». An der Abwicklung der Kammern in Schleswig-Holstein und Niedersachsen hat Verdi laut Gründungsausschuss einen nicht zu unterschätzenden Anteil, unter anderem durch «Schüren von Ängsten und bewusste Fehlinformation». Verdi vertrete als Dienstleistungsgewerkschaft viele Interessen und nicht nur die der Pflegenden. Zudem sei der Organisationsgrad der Pflege bei Verdi im unteren einstelligen Bereich.
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