Nach Jahrzehnten des Zögerns und ersten Schritten wollen die deutschen Museen in der Debatte über eine Rückgabe von Kulturgütern und Raubgutstücken aus der früheren deutschen Kolonie Kamerun mit einer Stimme sprechen. Gemeinsam mit Delegationen und Vertretern traditioneller Königshäuser aus Kamerun beraten Vertreter aus elf Museen der Weltkulturen bis Dienstag in Stuttgart über Erwartungen, Objekte und einen Zeitplan. In deutschen Museen sollen mehr als 40.000 Objekte aus der früheren deutschen Kolonie lagern, eine sehr große Zahl davon wurde während der Kolonialzeit geraubt.
Ziel des Dialogs sei ein gesamtdeutsches Vorgehen der Museen, sagte die Direktorin des Linden-Museums in Stuttgart, Inés de Castro, zum Auftakt der Gespräche am Montag. «Wir wollen nach Wegen der Restitution und nachhaltiger Kooperation mit Kamerun suchen.» Das Tempo im Rückgabeprozess werde von Kamerun gesetzt, nicht von Deutschland, betonte Anna Bartels, die Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik des Auswärtigen Amts.
Beim Treffen in Stuttgart waren die Museen vertreten, die jeweils mehr als 500 kamerunische Objekte in ihren Sammlungen beherbergen. Die größte kamerunische Sammlung in Deutschland wird im Linden-Museum aufbewahrt.
Der bis Dienstag geplante Dialog soll nur der Auftakt von Gesprächen sein. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) erwartet nach eigener Aussage einen «umfassenden Austauschprozess». Baden-Württemberg hat die Federführung in der Arbeitsgruppe von Bund und Ländern zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten.
Kamerun war von 1884 bis 1919 eine deutsche Kolonie. In dieser Zeit wurden Objekte wie Musikinstrumente, Textilien, Waffen, Schmuck, Architekturelemente, Gebrauchsgegenstände, rituelle Statuen oder Masken ins Deutsche Reich gebracht. Verschiedene traditionelle Gemeinschaften in Kamerun fordern die Rückgabe und haben Gespräche mit einzelnen Museen begonnen.
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