Der VfB Stuttgart hat nach dem bitteren Aus im DFB-Pokal erfolgreich Frustbewältigung betrieben und seine Champions-League-Ambitionen unterstrichen. Die Schwaben setzten sich am Sonntag gegen den Tabellenvorletzten FSV Mainz 05 3:1 (2:0) durch und festigten mit dem dritten Liga-Sieg in Serie den dritten Tabellenplatz. Der Vorsprung auf den Fünften RB Leipzig beträgt bereits sechs Zähler.
Ein Doppelschlag binnen drei Minuten von Maximilian Mittelstädt (45.+2) und Jamie Leweling (45.+5) ebnete bei der Rückkehr von Top-Torjäger Serhou Guirassy den Weg zum letztendlich ungefährdeten 14. Erfolg in dieser Saison. Für die Entscheidung vor 52.500 Zuschauern sorgte Nationalmannschaftskandidat Deniz Undav (73.), ehe Ludovic Ajorque zumindest der Schlusspunkt für Mainz gelang (76.).
«Mir ist egal, wie viele Tore ich habe. Hauptsache ist, dass wir die drei Punkte geholt haben. Wir mussten nach dem Leverkusen-Spiel eine Reaktion zeigen. Wir sind schwer ins Spiel gekommen, aber am Ende sind die drei Punkte am wichtigsten. Wir haben die Dinger gemacht und zum Glück gewonnen», sagte VfB-Torschütze Undav bei DAZN. Es mache derzeit «übertrieben viel Spaß», so der Torjäger: «Wir wollen immer gewinnen, wir haben eine klare Spielidee und spielen überragenden Fußball. Es passt gerade alles zusammen.»
Die Rheinhessen warten dagegen als einzige Mannschaft der Liga weiter auf den ersten Auswärtssieg in dieser Spielzeit und befinden sich in akuter Abstiegsgefahr. Der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz beträgt mittlerweile schon neun Zähler.
«Wir sind brutal enttäuscht, hier wieder einen auf den Deckel bekommen zu haben. Es ist einfach eine Scheiß-Situation», haderte Jonathan Burkardt, und Torhüter Robin Zentner ergänzte: «Es gibt nur ein Gefühl: Das ist Frustration, das ist Genervtheit. Wir haben die Chance, in Führung zu gehen. Nach dem ersten Gegentor war die Körpersprache katastrophal. Dann kriegen wir auch verdient das zweite. Es ist auch eine Kopfsache, wenn du so lange schon nach einem Erfolgserlebnis suchst und immer wieder auf die Fresse kriegst.»
Die Partie kam zunächst nur schwer in Gang. Zum einen, weil beide Mannschaften keine Lücke fanden. Zum anderen aufgrund von Fan-Protesten gegen den Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball Liga. Deswegen musste das Spiel in der Anfangsphase auch unterbrochen werden. Immer wieder flogen Tennisbälle und andere Gegenstände auf den Rasen. Schiedsrichter Deniz Aytekin wartete ab, ehe er beide Mannschaften in Richtung Spielerbänke schickte. Erst nach fast einer Viertelstunde ging es weiter - und wie: Nach einer Hereingabe verpasste Merveille Papela aus spitzem Winkel das 1:0 für die Gäste.
VfB-Coach Hoeneß hatte nach der 2:3-Niederlage im Viertelfinale des Pokals bei Bayer Leverkusen auf eine Reaktion gehofft und vor den Mainzern gewarnt. «Die Tabelle spiegelt nicht das wider, was auf uns zukommt. Wir brauchen eine Top-Leistung», hatte er gesagt. Seine Mannschaft tat sich zunächst jedoch schwer, den Worten Taten folgen zu lassen. Nationalspieler Chris Führich gehörte noch zu den Aktivposten.
Die Gäste-Mannschaft von Jan Siewert versteckte sich nicht und kam vorwiegend über Konter vor das Tor von Fabian Bredlow, der den angeschlagenen Stammtorhüter Alexander Nübel vertrat. Im letzten Moment klärte Stenzel vor Winter-Neuzugang Jessic Ngankam (37.).
Bei der besten VfB-Möglichkeit vor der Führung machte es Führich allein vor Robin Zentner noch zu verspielt. Jubeln durften die Fans vor der Pause aber doch noch: In der langen Nachspielzeit flog eine Hereingabe von Stenzel an drei Verteidigern vorbei zu Mittelstädt, der im zweiten Liga-Spiel nacheinander traf. Kurz danach erhöhte Leweling - erneut glänzte Stenzel als Wegbereiter.
Der Widerstand der Mainzer schien nach den beiden Rückschlägen gebrochen. Den «Wir wollen Euch kämpfen sehen»-Rufen der eigenen Fans zu Beginn der zweiten Halbzeit folgte keine entscheidende Reaktion, obwohl die Wechsel in der Offensive zumindest einen kleinen Impuls auslösten.
Ein ganz anderes Selbstverständnis strahlten die Gastgeber aus. Auch nach dem Seitenwechsel übernahmen sie die Kontrolle und suchten nach Lücken. Es dauerte aber fast eine halbe Stunde, bis es noch einmal richtig gefährlich wurde. Undav ließ Zentner keine Abwehrmöglichkeit. Die Rheinhessen bäumten sich dann aber doch noch einmal auf und kamen durch Ajorque noch einmal heran. Ein weiterer Treffer gelang ihnen aber nicht mehr.
Von Maximilian Wendl, dpa
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