«Gerade Hunde, die Erziehungsdefizite oder schon einmal gebissen haben, sammeln sich in den Tierheimen», weiß Natzer aus eigener Erfahrung. Hunde, die als schwierig wahrgenommen werden und kaum zu vermitteln sind - sie stellen eines der größten Probleme dar, ob in München, Berlin oder auch in Heidenheim in Baden-Württemberg. Dort berichtet Tierheimleiterin Julia Lambertz von einem zwei Jahre alten Hütehund-Mischling, der in der Vergangenheit mehrfach zugebissen hat: «Der sitzt wahrscheinlich die nächsten zehn, zwölf Jahre bei uns.» Tierpfleger und -trainer arbeiten zwar mit solchen Hunden. Menschen, die sie aufnehmen wollen, gibt es Lambertz zufolge allerdings kaum. «Der Markt ist gesättigt und die Lage wird seit Jahren schlimmer.»
Die Masse an schwer vermittelbaren Hunden ist für Eva-Maria Natzer vom Münchner Tierheim die Folge einer regelrechten «Tier-Shopping-Mentalität» vieler Menschen: «Schnell verliebt man sich in ein süßes Fellbündel. Doch dann zeigt sich im Alltag, wie zeitaufwendig und teuer das ist. Für einen Hund kann man im Laufe seines Lebens mehrere Zehntausend Euro für Futter, Ausrüstung, Pflege, Tierarzt und Hundeschule rechnen, das ist der Wert eines Kleinwagens.» Ist das Tier dann erst einmal da, kann sich schnell Überforderung einstellen. Und sei es, weil der Hund nicht ohne Übung stundenlang allein zu Hause bleiben kann oder der süße Welpe in die kräftezehrende Pubertät kommt, wie Natzer schildert.