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Brasilien: São Paulo

Brasiliens grüne Lunge in Flammen

Die Behörden sprechen von den schlimmsten Bränden seit Jahrzehnten. Die Einsatzkräfte stehen vor einer schwierigen Aufgaben.

Privatbesitz, Naturschutzgebiete und indigene Ländereien betroffen

In Brasilien wüten seit Tagen die schwersten Waldbrände seit mehreren Jahren. Schon im Januar hatten die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zugenommen. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf die Zeitung "Folha de S. Paulo" am Mittwoch.

Insgesamt waren bis  Mittwoch (21.08.2019)  72.843 Brände registriert worden. In den meisten Fällen seien Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und indigenen Ländereien brenne es immer wieder, so die dpa.

"Schwarzer Regen" in São Paulo

Im fast 2000 Kilometer von den Brandherden entfernten São Paulo hatte sich zuletzt mitten am Tag der Himmel verdunkelt. Bewohner der Millionenmetropole berichteten von schwarzem Regen. Untersuchungen
von zwei Universitäten bestätigten, dass das Regenwasser Brandrückstände enthält, wie das Nachrichtenportal G1 meldete

Trockenzeit hat gerade erst begonnen  

Die meisten Brände wurden zuletzt im Bundesstaat Mato Grosso, südlich im Amazonasgebiets vermeldet. Die Löscharbeiten dort gestalten sich allerdings als schwierig: I in der Region gibt es nur wenige Straßen, die
Einsatzkräfte müssen sich mit Booten auf Flüssen bewegen.

Zudem gibt es laut dpa unterirdische Feuer, die lange unentdeckt bleiben. "Wir geben unser Bestes", sagte Umweltminister Ricardo Salles. "Es kommt im Moment häufiger zu Bränden, weil es zuletzt sehr trocken war." 

Tatsächlich hat die Trockenzeit in der Region aber gerade erst begonnen. Im August und September werden im Amazonasgebiet unterdurchschnittliche Niederschläge erwartet. "Das sind nicht gerade beruhigende Aussichten", so der Koordinator der Brandbeobachtung der Nationalen Weltraumagentur INPE, Alberto Setzer, dem Portal Infoamazonia.
 

Brasiliens Präsident vermutet Umweltschützer hinter Bränden 

Nach Darstellung der brasilianischen Regierung könnten Umweltschützer hinter den Waldbränden stecken. "Wir nehmen den Nichtregierungsorganisationen ihre Zuschüsse, wir haben die Überweisungen der Regierungsstellen eingestellt. Jetzt fehlt ihnen das Geld. Es kann also sein, dass diese Organisationen gegen mich persönlich und die brasilianische Regierung vorgehen. Das ist der Krieg, in dem wir uns befinden", ließ Präsident Jair Bolsonaro verlauten. Beweise für seine Behauptungen legte er nicht vor.

Umweltschutzverbände wiesen die Vorwürfe derweil strikt zurück. "Diese Behauptung des Präsidenten ist unverantwortlich. Es hat keinen Sinn, zu behaupten, wir hätten das Feuer gelegt. Das ist absurd.", sagte der Präsident des Instituts für Umweltschutz (Proam), Carlos Bocuhy, gegenüber dem
Nachrichtenportal G1.

Kritik an Frankreichs Präsident Macron

Brasiliens Staatsführung hat sich inzwischen außerdem Ratschläge aus dem Ausland verbeten. "Die
brasilianische Regierung ist weiterhin offen für einen Dialog, der auf objektiven Daten und gegenseitigem Respekt beruht", schrieb Präsident Bolsonaro am Donnerstag auf Twitter. "Der Vorschlag des französischen Präsidenten, die Probleme des Amazonas auf dem G7-Gipfel zu diskutieren, ohne die Länder der Region zu beteiligen, lässt aber auf eine kolonialistische Denkweise schließen."

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, die Waldbrände als Thema auf die Agenda des Gipfels der führenden Industrienationen in Biarritz zu setzen. "Unser Haus brennt. Wortwörtlich", schrieb Macron auf Twitter zu einem Foto des brennenden Regenwalds. Die Feuer bedeuteten eine internationale Krise, erklärte Macron. Er rief die Regierungschefs der G7-Länder auf, "diesen Notfall" als ersten Punkt beim Gipfeltreffen ab Samstag zu
besprechen.

"Ich bedaure, dass Präsident Macron versucht, eine interne Angelegenheit Brasiliens und anderer Länder der Amazonasregion zum eigenen politischen Vorteil zu instrumentalisieren", schrieb Bolsonaro weiter. "Der sensationalistische Ton, mit dem er sich auf den Amazonas bezieht, löst das Problem nicht.»

Zudem warf er Macron vor, für seinen Tweet ein falsches Bild verwendet zu haben. Tatsächlich zeigt das Foto nicht die aktuellen Brände und ist schon Jahre alt. Es stammt vom US-Fotografen Loren McIntyre, der bereits 2003 verstarb. In der aktuellen Diskussion über die Waldbrände wird das Bild häufig in den sozialenen Netzwerken gepostet, zuletzt auch von Prominenten, wie Hollywoodstar und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio.

Brasiliansiche Justiz leitet Ermittlungen ein

Nach der weltweiten Empörung über die Brände in der Amazonasregion, machen auch die Vereinten Nationen die Bedeutung intakter Wälder nochmals deutlich. "Der Erhalt des Waldes ist für unseren Kampf gegen den Klimawandel
von entscheidender Bedeutung", sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär Antonio Guterres, Stephane Dujarric.

Unterdessen leitete die brasilianische Justiz wegen der Waldbrände erste Ermittlungen ein. Im Bundesstaat Pará müsse geprüft werden, warum der von Bauern angekündigte "Tag des Feuers" vor einer Woche nicht verhindert wurde, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit.

Wie unter anderem die Deutsche Presse-Agentur berichtet, hatten Bauern im Südwesten von Pará in einer koordinierten Aktion große Flächen entlang einer Landstraße in Brand gesteckt, um Platz für neue Weideflächen zu schaffen.

Quelle: dpa