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Wer profitiert von der Abschaffung?

Ab 2021 fällt der Soli weg: Wie viel Geld habe ich dann mehr?

Ab 2021 soll der Solidaritätszuschlag Geschichte sein, zumindest für 90 Prozent der Steuerzahler. Gutverdiener sollen jedoch weiter zahlen. Das hat die Bundesregierung am Mittwoch beschlossen. Was bedeutet das für mich?

Was bedeutet die Änderung für den Steuerzahler?

Nach drei Jahrzehnten soll nun Schluss sein mit dem Soli. Das Kabinett einigte sich am Mittwoch auf einen Gesetzesentwurf von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), hieß es von Seiten des Finanzministeriums. Damit nimmt der Staat rund elf Milliarden Euro weniger ein.

Der Soli soll für 90 Prozent der Steuerzahler gestrichen werden. Weitere 6,5 Prozent sollen den Soli nur noch teilweise zahlen – je höher das Einkommen, desto mehr. 3,5 Prozent – die Topverdiener – sollen weiterhin die volle Höhe zahlen.

Der Soli wird anhand der Einkommens- bzw. Körperschaftssteuer bemessen. Der Satz liegt derzeit bei 5,5 Prozent der Einkommenssteuer. Da es verschiedene Freibeträge für die Einkommenssteuer gibt, lässt sich nicht so einfach berechnen, ab welchem Einkommen künftig noch Soli fällig wird.

Wie viel Geld habe ich dann mehr?

Alleinstehende sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer

, die nicht mehr als 73.874 Euro brutto im Jahr verdienen, sollen ab 2021 keinen Soli mehr entrichten müssen, heißt es bei der Tagesschau. Wer bis zu 109.451 Euro Bruttojahreseinkommen verdient, zahlt künftig nur noch einen Teil. Jeder, der mehr als diesen Betrag verdient, zahlt genauso viel wie vorher.

Zum Beispiel ein Erzieher mit einem Bruttoeinkommen von 31.200 Euro hätte somit etwa 200 Euro mehr Netto.

Familien mit zwei Kindern und einem Alleinverdiener

zahlen bis zu einem Bruttojahreslohn von 151.990 Euro keinen Soli. Diese Freigrenze gilt bis zu einem Einkommen von 221.375 Euro. Dann ist ein Teil fällig, darüber der volle Zuschlag. Sind in diesem Fall nun beide Elternteile berufstätig und haben ein Bruttoeinkommen von 120.000 Euro, hätten sie fast 1000 Euro mehr Netto.

Ein Doppelverdiener Paar ohne Kinder mit einem Bruttolohn von 74.400 Euro müssten nach den Plänen von Bundesfinanzminister Scholz künftig keinen Soli mehr bezahlen.

Das Institut für Wirtschaftsforschung (ifo) ermittelte für die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ wie viel Geld Arbeitnehmer künftig einsparen können. Bei der Neuregelung soll ein Ehepaar mit zwei Kindern, die gemeinsam veranlagt werden, künftig 1800 Euro im Jahr sparen. Wer keine Kinder hat, spart sogar noch mehr und bei Alleinstehenden ohne Kinder wurde ein Wert in Höhe von 900 Euro errechnet.

Auch selbstständige Handwerker sollen entlastet werden. Rund 88 Prozent, die ein Einzelunternehmen betreiben, sollen künftig vom Soli befreit werden. 6,8 Prozent sollen zumindest nur noch teilweise zahlen müssen. Wer jedoch eine GmbH betreibt und Körperschaftssteuer dafür bezahlt, muss weiterhin bezahlen.

Wann kommt die Abschaffung für alle?

In dieser Legislaturperiode will Scholz nicht über eine vollständige Abschaffung des Solis entscheiden. Es müsse zudem die weitere Entwicklung der Kosten in Zusammenhang mit der deutschen Einheit berücksichtigt werden. Würde die Abgabe komplett gestrichen werden, würde dies Steuerausfälle von rund 11 Milliarden Euro nach sich ziehen, heißt es bei Focus Online.   

Der Steuerzahlerbund pocht jedoch auf eine vollständige Abschaffung, denn viele Normalverdiener werden trotz der Reformpläne auch weiterhin Soli bezahlen müssen. Das betreffe auch kleine und mittelständige Unternehmen, die in Familienhand liegen sowie Sparer und Millionäre.