Radio
jonathan-velasquez (unsplash)
Radio
Ernüchterndes Ergebnis nach Testkäufen

Antibiotikaresistente Keime in jedem Vierten Discounter-Putenfleisch

Nach Testkäufen wurden bei zwei deutschen Discounter-Ketten im dort verkauften Putenfleisch antibiotikaresistente Keime nachgewiesen.

Fleisch teils sogar gegen Reserve-Antibiotika resistent

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte die Testkäufe durchgeführt. In zwei deutschen Discount-Ketten wurden in mehr als einem Viertel der getesteten Putenfleisch-Portionen antibiotikaresistente Keime entdeckt. Noch erschreckender: In einer ganze Reihe von Proben seien sogar Keime gefunden worden, die gegen Reserve-Antibiotika resistent waren, so die DUH-Agrarexpertin Reinhild Benning laut dpa.

Reserve-Antibiotika dienen eigentlich bei der Behandlung von Menschen als letztes Hilfsmittel im Kampf gegen Infektionen, die durch multiresistente Bakterien ausgelöst werden.

Scharfe Kritik von Weltärztebund

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Montgomery, kritisierte bei der Präsentation der DUH-Untersuchung die breite Verwendung dieser Medikamente in der Nutztierhaltung und forderte schärfere Vorschriften der EU. „Wir brauchen die Beschränkung der Reserve-Antibiotika auf die Heilung bei Menschen.“ Stattdessen würde die Medizin eingesetzt, um die teils verheerenden Mängel in der Tierhaltung auszugleichen.

Einsatz von Antibiotika soll zurückgegangen sein

Die DUH-Stichprobe ist nicht die erste Untersuchung, die das Problem antibiotikaresistenter Keime in der Tierhaltung aufdeckt. Andere Stichproben waren in der Vergangenheit bereits zu ähnlichen oder gar schlechteren Ergebnissen gekommen.

Nach einem aktuellen Bericht mehrerer europäischer Gesundheits- und Lebensmittelbehörden ist der umstrittene Medikamenteneinsatz in der Nutztierhaltung allerdings tendenziell rückläufig, schreibt die dpa. „Der Einsatz von Antibiotika ist zurückgegangen und bei zur Lebensmittelerzeugung genutzten Tieren erstmals geringer als beim Menschen“, teilte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) Ende Juni mit.

Quelle: dpa