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Baden-Württemberg: Stuttgart

Nach Tod von 14-jähriger Ayleen: Cybergrooming rückt mehr in den Fokus

Die 14-Jährige aus Gottenheim soll ihren mutmaßlichen Mörder durch wochenlanges Chatten und ein bekanntes Online-Spiel kennengelernt haben. Das Thema „Cybergrooming“ rückt wieder in den Mittelpunkt. Eltern sollen hinsichtlich der Gefahren sensibilisiert werden.

Social-Media-Konsum kann gefährlich werden

Eltern sollen laut Polizei den Social-Media-Konsum ihrer Kinder im Auge behalten, um somit gefährliche Internet-Bekanntschaften zu verhindern. „Väter und Mütter sollten sich dafür interessieren, was ihr Kind im Internet macht, mit wem es kommuniziert und darüber im Gespräch bleiben“, riet Präventionsexperte Marc Reinelt vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Dienstag in Stuttgart. Hintergrund ist der Tod der 14-jährigen Ayleen aus Gottenheim, die 300 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt, tot im hessischen Wetterau entdeckt wurde.

Fall Ayleen: riesige Datenmengen ausgewertet

Die Schülerin soll ihren mutmaßlichen Mörder durch wochenlanges Chatten und ein bekanntes Online-Spiel kennen gelernt haben. Dieses Vorgehen mit dem Ziel, das Vertrauen des Opfers zu erschleichen, wird Cybergrooming genannt. Ermittler werten in dem Fall aktuell riesige Mengen an Datenmaterial zur Kommunikation in sozialen Medien und einem Online-Spiel aus.

Täter sind dort, wo die Jugendlichen sind

Wenn ein Kind sein Verhalten ändert, sich beispielsweise zurückzieht und seinen Social-Media-Konsum verstärkt, dann sollten Eltern nach den Gründen fragen, betonte Reinelt. „Die Täter tummeln sich dort, wo die Jugendlichen im Netz unterwegs sind.“ Das können Plattformen wie Instagram und TikTok oder Spiel wie das Survival-Schießspiel Fortnite sein.

Die Masche des „Cybergroomings“

Die Masche der Täter, die meist ihr richtiges Alter verschleiern, besteht darin, dass sie sich als Ansprechpartner bei Problemen in der Schule oder der Familie unverzichtbar machen. Sie zeigen sich  interessiert für den Alltag der Teenager und nehmen sie ernst. Sie heucheln ihnen etwas vor. Geschenke werden in Aussicht gestellt. Der Wunsch der Erwachsenen geheim gehaltene Austausch nehme an Intimität zu und münde oft in da Einfordern oder Versenden von Nacktbildern. „Die Täter bauen ein Vertrauensverhältnis auf, um dieses später auszunutzen.“ Das Cybergrooming könne Wochen und Monate dauern, bevor ein persönlicher Kontakt angebahnt werde.  

3.500 Fälle in 2021

Auf Seite der Minderjährigen mische sich sexuelle Neugier mit dem Wunsch nach Anerkennung und dem Bedürfnis, Grenzen auszutesten. Dieses Phänomen nimmt nach Worten des LKA-Fachmannes zu. Opfer seien Mädchen wie Jungen. Täter meist Männer. Deren Motive lägen neben der sexuellen Befriedigung auch im Auskosten von Macht- und Überlegenheit gegenüber dem Opfer. Bundesweit habe es im vergangenen Jahr 3.500 Fälle des Strafbestandes „Vorbereitung zum sexuellen Missbrauch“ gegeben.

Die Dunkelziffer ist Reinelt zufolge groß. „Aber Panik ist nicht geboten, und Eltern sollten angesichts solcher Fällt wie der Tod Ayleens die Kontrolle nicht übertreiben.“

In der Öffentlichkeit bleiben

Sollte es zu einem persönlichen Treffen kommen, sollten im Idealfall die Eltern dabei sein und sich die Person genau anschauen. Auch das Hinzuziehen von Freunden oder Freundinnen beim Erstkontakt reduziere das Risiko von Übergriffen. „Das wäre die Mindestvoraussetzung“, sagt Reinelt. Vorschläge, sich in einer Wohnung oder einem abgelegenen Waldstück zu treffen, sollten abgelehnt werden. Ein Ort in der Öffentlichkeit sei unabdingbar für ein erstes Treffen.

Quelle: dpa